Ernüchternd: Frauen in Beziehungen kommen 30% seltener zum Orgasmus

Ernüchternd: Frauen in Beziehungen kommen 30% seltener zum Orgasmus
Wer kommt wann wie oft? Frauen, die in einer heterosexuellen Beziehung leben, kommen leider zu oft zu kurz. Wer es selbst noch nicht geahnt hat, kann es jetzt schwarz auf weiß in einem Sachbuch von Laurie Mintz nachlesen. Die Psychologieprofessorin aus Florida spricht in ihrem Werk 'Becoming Cliterate: Why Orgasm Equality Matters – And How to Get It' sogar vom "Orgasm Gap": 95 Prozent der Männer in einer festen Beziehung kommen immer oder fast immer zum Höhepunkt, bei den Frauen sind es rund 30 Prozent weniger. Woran liegt das?
Medien vermitteln verzerrtes Bild von Sexualität
Laurie Mintz sieht die Schuld nicht zuletzt bei den Medien. Gegenüber dem US-TV-Sender 'NBC' sagte sie: "Der Hauptgrund für den Orgasmusunterschied ist das generelle Unwissen über die Klitoris." Auch Pornographie vergesse dieses nicht ganz unwichtige Detail allzu häufig, mahnte sie. Dass viele Frauen nur durch klitorale Stimulation zum Orgasmus kämen, würde einfach ignoriert. "Stattdessen zeigt man uns diese fabelhaften und rasant schnellen Orgasmen, die allein durch klassischen Geschlechtsverkehr ausgelöst werden", sagte sie weiter. Auch über die Dauer der Penetration herrsche Verwirrung: Sie würde, wie ihre Kollegen, immer wieder von ratlosen Männern gefragt, wie sie es bloß schaffen sollten, länger standhaft zu bleiben, um die Penetration zeitlich auszudehnen. "Dabei dauert ein durchschnittlicher Akt nur drei bis fünf Minuten", winkte sie ab.
Umfrage deckt "Orgasm Gap" auf
Die Umfragewerte, auf die Laurie Mintz sich bezieht, wurden durch die Befragung von 52.500 Amerikanerinnen gewonnen. Zwei Drittel der interviewten Frauen zwischen 18 und 94 Jahren betonten die Bedeutung der Klitoris für ein erfülltes Sexleben: 36,6 Prozent schrieben der klitoralen Stimulation die entscheidende Rolle für einen Orgasmus zu. 36 Prozent sagten, sie würde zumindest einen wesentlichen Beitrag zu Erregung und Höhepunkt liefern. Nur 18,4 Prozent der befragten Frauen erklärten, dass sie allein durch vaginale Penetration zum Orgasmus kämen.
Wie der G-Punkt den Frauen zum Verhängnis wurde
Ausgerechnet vermutlich gut gemeinte sexuelle Forschung und Aufklärung war es, die Frauen das Nachsehen haben lässt. Der sagenumwobene G-Punkt, der beispielsweise durch bestimmte Stellungen beim Sex stimuliert werden soll, habe nur noch weiter dazu beigetragen, dass der Geschlechtsverkehr das Image des allein seligmachenden Aktes errang. Mancher Mann übersetzte dies für sich so, dass er nur ordentlich loslegen und an die richtige Stelle kommen müsse, dann würde der Höhepunkt bei der Frau auf Knopfdruck passieren. Laurie Mintz bestätigt in ihrem Buch, dass es den G-Punkt gibt, weist aber darauf hin, dass dessen Stimulation zwar angenehm sei, aber längst nicht so viel Spaß verspreche, wie die der Klitoris.
Zusammen kommen – ein weiterer Mythos
Auch die Vorstellung, dass Mann und Frau zum exakt selben Zeitpunkt und durch dieselbe, gemeinsame Handlung kommen müssten, sei ein utopisches Ziel, dem es sich nicht nachzujagen lohne. "Vergesst diesen Mythos und denkt anders über Sex nach!", fordert Laurie Mintz ihre Leser auf. Offen miteinander zu reden, unterschiedliche Bedürfnisse auszusprechen und anzuerkennen sei dafür der erste Schritt. Und danach sollte man einfach nur Spaß haben, ob mit frechem Sexting vor dem Date, mit sexueller Probierfreude oder mit ein wenig Dirty Talk. Erlaubt ist, was gefällt – und Spaß macht. Hoffentlich dann auch mit einer höheren Erfolgsquote für die Frauen.