Jan Böhmermann und Kai Diekmann: Wirbel um angebliches Interview

Jan Böhmermann ist untergetaucht und steht unter Polizeischutz. Nun veröffentlichte Kai Diekmann auf Facebook ein vermeintliches Interview mit dem Satiriker. Wahrscheinlich ein Fake, wie ein weiterer Post des "Bild"-Chefs zeigt. Der Verlag wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Jan Böhmermann (35) steht im Mittelpunkt eines gigantischen Satire-Skandals, der immer absurdere Ausmaße annimmt. Nach der Veröffentlichung seiner "Schmähkritik" über den türkischen Präsidenten Erdogan stehen Satire-Fans, Politiker und Presserechtler Kopf. Inzwischen hat Böhmermann öffentliche Auftritte und seine kommende Satire-Sendung "Neo Magazin Royale" (ZDFneo) abgesagt. Er steht unter Polizeischutz und hat sich zurückgezogen. Schweigen will er deshalb offenbar noch lange nicht. Das zumindest behauptet "Bild"-Chef Kai Diekmann, der am Mittwochmorgen ein angebliches "Exklusiv-Interview" mit Böhmermann auf seiner eigenen Facebook-Seite veröffentlichte.
So weit, so klar, wäre da nicht der andere Post auf Diekmanns Twitter-Seite: "Ich sag' es mal in den Worten des falschen Böhmermann: 'Das ganze Leben ist Satire. Man muss sie nur erkennen.' #Boehmermann #Interview"... Der Axel-Springer-Verlag wollte sich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur spot on news über die Echtheit des Interviews nicht äußern und verweist lediglich auf den Twitter-Post des "Bild"-Chefs.
Auszüge aus dem angeblichen Interview
"Der Grund für dieses Interview ist, dass es nichts gibt, wofür ich mich schämen oder verstecken müsste. Ich habe, bezahlt von öffentlichen Geldern und abgenommen von einem Redakteur des ZDF, meinen Job gemacht: eine Satire-Sendung", so der angebliche Jan Böhmermann.
"Das ZDF hat mit meiner Sendung eine Debatte geschaffen, die offenbar überfällig war. Wie gehen wir mit schrecklichen Regimen um, auf die wir angewiesen sind? Mit 'Traumschiff' und 'Forsthaus Falkenau' treten Sie solche Debatten nun mal nicht los." Das ZDF solle ihm dankbar sein, so "Böhmermann" weiter. Das sei seine Botschaft. "Making ZDF great again, wie Donald Trump sagen würde!"
Mangelnder Rückhalt vom Arbeitgeber
Die Grimme-Preis-Verleihung und die anstehende Sendung "Neo Magazin Royale" wurden abgesagt. Warum, erklärt "Böhmermann" im Diekmann-Interview so: "Diese Sache ist in einer Weise eskaliert, die verlangt, dass ich mich um meine Familie kümmere. Die Anfeindungen gehen über alles hinaus, was ich mir je hätte vorstellen können. Das Gleiche gilt für den Mangel an Rückhalt von meinen Auftraggebern. Ich werde meine Familie nicht einer solchen Situation aussetzen, solange das ZDF sich nicht deutlich zu mir und zur Freiheit der Satire bekennt."
"Böhmermann" zur Staatsaffäre
Allen Spaß beiseite: Böhmermanns TV-Show ist tatsächlich zur Staatsaffäre geworden. Der mögliche Fake-Böhmermann kommentiert das so: "Plötzlich reden sie im Kanzleramt über Dich. Guten Morgen, Punkt 1, Böhmermann, dieser kleine Nichtsnutz. Plötzlich verlangt ein Staat mit 80 Millionen Einwohnern Deinen Kopf. Du weißt, dass die Kanzlerin morgens aufwacht und sich über Dich ärgert. Regierungschefs telefonieren, weil ich einen Witz gemacht habe. Das hätte ich mir nicht vorstellen können."
Enttäuscht von Angela Merkel?
"Wenn wir aus dem Nachtleben irgendetwas gelernt haben, dann doch, dass man in der Konfrontation mit stolzen Männern mit Migrationshintergrund niemals zucken darf. Die Kanzlerin hat gezuckt." Und auf die Frage "Würden Sie es mit dem Wissen von heute eigentlich anders gemacht haben?", provoziert "Böhmermann" weiter: "Ich hätte Schafe genommen, nicht Ziegen. Schafficker. Holpert zwar etwas, aber für Schafe haben die Menschen mehr Sympathie."
Und auch bei diesem angeblichen "Böhmermann"-Satz bleibt einem das Lachen im Halse stecken: "Wenn ich ins Gefängnis muss, hoffe ich auf einen Zellentrakt mit möglichst wenigen türkischen Erdogan-Fans." Entschuldigen will sich der (Fake-)Satiriker bei Präsident Erdogan laut diesem Interview auf jeden Fall nicht: "Klares nein. Die Entschuldigung ist der Tod der Satire."