Katerina Jacob: "Dass meine Tochter rauskommt, war nicht geplant"

Das Kanada-Buch wurde zum Bestseller, jetzt legt "Der Bulle von Tölz"-Star Katerina Jacob nach. In "Alles nur Theater" erzählt sie unter anderem, dass ihre Tochter ein "Tournee"-Unfall war.
Mit "Oh (weia) Kanada: Mein Abenteuer vom Auswandern" landete "Der Bulle von Tölz"-Star schon einen großen Bestseller, nun bringt die Schauspielerin und Autorin Katerina Jacob (58) ein neues Buch heraus: In "Alles nur Theater: Mein abgefahrenes Leben auf Tournee" (mvg Verlag, 200 Seiten, 17,99 Euro) schreibt sie - auf sehr unterhaltsame Art - über die mehr als 33 Jahre, die sie auf der Straße verbracht hat.
Es geht in dem Buch um Pannen, Hänger, Sex auf roten Pumps und Orte, an denen es nicht möglich war "hinter der Bühne von links nach rechts zu wechseln". Der einzig mögliche Weg verlief in diesem Fall laut Jacob außerhalb des Theaters und "es lag hoher Schnee". Als die Truppe beim Wechsel - "Macbeth mit gezückten Schwert vorne weg" - in die dunkle, nicht beleuchtete Gasse stürmte, trafen sie auf ein älteres Ehepaar, "genau in der Mitte der düsteren Gasse": "Wir müssen ein grauenhaftes Bild abgegeben haben. Eine Horde von Riesen, mit gezückten Waffen und einer halb nackten Inderin. Die Frau hatte sich mit dem Rücken fest an die Mauer gedrückt und schrie wie am Spieß, ihr Mann lag keuchend am Boden, der Dackel kläffte wie blöd, als wir wie die Berserker heranstürmten, über den am Boden Liegenden hinwegfegten und zu unserem Entsetzen feststellen mussten, dass die Tür zu war." Was Katerina Jacob sonst noch erlebt hat, erzählt sie im Interview mit spot on news.
Wie kam es zu dem neuen Buch?
Katerina Jacob: Schon mein Kanada-Buch bestand aus kleinen, lustigen und informativen Kurzgeschichten. Dies kam so gut an, dass wir es sogar auf die "Spiegel"-Bestsellerliste geschafft haben. Daher habe ich auch jetzt keinen zusammenhängenden Roman verfasst. Die einzelnen, kürzeren Kapitel, lassen sich meiner Meinung nach sehr gut lesen. Aber mein Buch ist nicht nur lustig, sondern - genau wie bei meinem Kanada-Werk - kann man durch den Blick hinter die Kulissen etwas über das Theaterleben lernen. Aber man lernt auch bestimmt etwas über Deutschland kennen und natürlich über mich und meine Arbeit. Denn oft wissen Leute gar nicht, was es bedeutet, eine Theatertournee zu absolvieren.
Über welche Geschichte aus dem Buch können Sie heute noch selbst am meisten lachen?
Jacob: "Macbeth" und die Nummer in der düsteren Gasse. Wir dachten wirklich, wir hätten das Ehepaar getötet... "Macbeth" hat mich aber auch psychisch am meisten gestresst. Die Tournee war so schrecklich, dass ich danach drei Jahre nicht mehr auf Tournee gegangen bin. Man leidet aber immer, wenn man so lange unterwegs ist. Dies war früher noch schlimmer. Die Hotels waren fieser, man hatte keinen Fernseher auf dem Zimmer und kein Handy oder Computer.
Was war das schlimmste Hotelzimmer, das Sie in Erinnerung haben?
Jacob: Das war in Düren. Unser Kollege hatte uns das Hotel als absolutes Highlight empfohlen. Das Ding war wirklich grauenhaft - das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Am Skurrilsten war allerdings der Puff.
Von Ihrer allerersten Tournee haben Sie etwas ganz Besonderes mitgebracht. Sie wurden schwanger, nachdem Sie eine Nacht mit dem Regisseur Oswald Döpke verbracht hatten.
Jacob: Genau. Der Alkohol hat nachgeholfen, zudem kannte ich ihn ja auch so lange, wir hatten davor schon vier oder fünf Filme zusammen gedreht. Wenn man so vertraut ist, ist es auch nur ein kleiner Schritt... Dass da am Ende meine Tochter rauskommt, war natürlich nicht geplant. Sie ist aber ganz wunderbar geworden. Sie hat ihm damals so wahnsinnig ähnlich gesehen und hatte sogar die Macken von ihm, was mich sehr entsetzt hat. Denn ich habe allerdings nie verraten, wer der Vater ist, weil er damals noch verheiratet war. Er hat seine Tochter dann aber akzeptiert und angenommen. Vor seinem Tod haben sie sich auch ein paar Mal getroffen.
Über den sexuellen Notstand von männlichen Kollegen auf Tournee haben Sie auch viel zu berichten...
Jacob: Es ist einfach schwierig. Man sollte entweder gar keine Beziehung haben oder eine sehr gefestigte. Auf Tournee ist man den ganzen Tag zusammen, man kennt sich, manchmal gibt es nicht mal getrennte Umkleiden, da fällt die Schamgrenze. Aber auch Zoff ist vorprogrammiert. Das sind Extremsituationen. Wenn man es fertigbringt, dass sich alle liebhaben bis zum Schluss, ist es was Besonderes.
Wie ist die Theaterszene in Ihrer neuen Heimat Kanada?
Jacob: Die ist völlig anders. Ich habe "Der Widerspenstigen Zähmung" beim Shakespeare-Festival gesehen und mir hat sich der Magen umgedreht. Was sie in Kanada können, sind Musicals - da habe ich großen Respekt.
Gibt es eine Rolle, die Sie unbedingt noch spielen wollen?
Jacob: Eigentlich wollte ich die Mutter Courage noch spielen, weil sie mir fehlt. Ich hatte auch ein Angebot. Doch bei dem Gedanken, dies alles wirklich noch mal auf mich zu nehmen, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber schreibe. Ich mache dafür jetzt eine Lesereise. Das ist auch ein bisschen wie Theater, eine One-Woman-Show. Ich lese nicht nur, sondern erzähle auch Geschichten, die nicht in dem Buch vorkommen. Es wird auf alle Fälle sehr lustig. Die Daten stehen auf meiner Website.