Martin Walsers neues Buch: Zwischen Verrat und Lichtexplosion
Theo Schadt wird von seinem besten Freund verraten. Beruflich ruiniert meldet sich der 72-Jährige in einem Suizid-Forum an. Bis er eines Tages von einer Lichtexplosion getroffen wird - heute erscheint "Ein sterbender Mann" von Martin Walser.
Altsein, Liebe und Verrat sind die Themen in Martin Walsers neuem Roman "Ein sterbender Mann" (Rowohlt, 288 Seiten, 19,95 Euro), der am heutigen Freitag erschienen ist. Der inzwischen 88-jährige Schriftsteller, der am Bodensee lebt, liefert damit ein erstes Highlight des noch jungen Jahres.
Der 72-jährige Theo Schadt, Firmenchef und auch als "ein auf Massenerfolg spekulierender Nebenherschreiber" gefragt, wird in "Ein sterbender Mann" verraten - und zwar von seinem engsten und einzigen Freund Carlos Kroll, einem Dichter. Der liefert Schadts Konkurrenten ein Geschäftsgeheimnis - worauf Schadt ruiniert ist und seine Angestellten entlassen muss. Nun sitzt er an der Kasse des Tangoladens seiner Ehefrau in der Schellingstraße in München. Und hat sich in einem Online-Suizid-Forum angemeldet. "Im Forum lauter Menschen, die sich für suizidal (das Wort lernte ich da) halten oder es sind. Sie bringen vor, was sie bewegt. Ich passte scharf auf, wenn sie erörterten, wie es der und die gerade gemacht hatten."
Aber eines Tages wird Schadt an der Kasse von einer Lichtexplosion getroffen. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen einer Kundin. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr und zieht nach 38 Ehejahren zu Hause aus. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt...
Neben der "Geschichte eines Sturzes", von Verrat und Liebe erzählt Walser in "Ein sterbender Mann" auch vom Altsein ("Das Alter ist eine Niederlage, sonst nichts"). Walser selbst hindert das nicht daran, immer weiterzuschreiben. Seit den 50er Jahren schreibt der 1927 in Wasserburg geborene Autor. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.