Max Giesinger: "Man muss sich auch echt mal wieder kneifen"
Singer-Songwriter Max Giesinger stürmt mit seinem EM-Song "80 Millionen" die Charts. Dabei war der Hit in seiner ursprünglichen Version ein klassisches Liebeslied. Trotzdem berührt er die Menschen. Warum, verrät der sympathische Karlsruher im Interview mit spot on news.
Der Chart-Erfolg von "80 Millionen" macht Singer-Songwriter Max Giesinger momentan zu einem gefragten Act. Er jagt von einem Termin zum anderen - von Fan-Meile zum Meeting zum Interview. Bei so vielen Anfragen muss auch mal ein Gespräch aus dem ICE geführt werden. "Sehr viel los gerade im Moment", fasst es Giesinger trotz der Hektik gegenüber spot on news entspannt zusammen.
Sie sind mit "80 Millionen" von Platz 25 auf Platz 2 der Charts gestürmt. Ein riesiger Erfolg! Hätten Sie jemals damit gerechnet?
Max Giesinger: Also wenn ich ganz ehrlich bin, nein. Dass es so krass nach oben geht mit irgendeinem Song von mir, das hätte ich nicht gedacht. Ich dachte mir natürlich schon mal, dass es schön wäre, einen kleinen Hit zu haben, der mal im Radio läuft. Aber da hätte ich mich schon über eine Top-50-Platzierung gefreut. Dass man mit dem Song jetzt ganz oben mitspielt, ist verrückt und man muss sich auch echt mal wieder kneifen, aber auch die Zeit genießen. Wer weiß, ob sowas im Leben nochmal passiert.
Sie haben unter anderem Mark Forster und Herbert Grönemeyer ausgestochen. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Giesinger: Ich glaube, es liegt daran, dass alles so organisch entstanden ist. Dieser Song ist, auch in der Ursprungsversion, von einigen als geheime EM-Hymne betitelt worden und ich habe dann als großer Fußball-Fan gesagt: Okay, das wäre für mich eine Ehre, wenn ich ein musikalischer Bestandteil des Ganzen sein könnte. Den Song habe ich dann mit ein paar Kniffen und Tricks umgetextet. Witzig ist, dass 90 Prozent des Textes eigentlich gleich geblieben sind und es nur aufgrund eines Zweizeilers eine ganz andere Message hat und die Leute anscheinend berührt. Ich denke, man kann so einen EM-Song nicht planen, das suchen sich die Leute mehr oder weniger aus.
Worum geht es in der ursprünglichen Version des Liedes?
Giesinger: Es geht darum, den passenden Deckel zu finden in dieser unfassbaren Zahl an Menschen, die in der Welt oder in Deutschland leben. Wie viele Zufälle und schicksalshafte Begegnungen zusammenkommen müssen, damit man die richtige Person findet. Wenn du dir im ungünstigen Moment deinen Schuh zubindest, kann es ja sein, dass dein Traum-Girl an dir vorbeiläuft - das du ansonsten wahrscheinlich angequatscht hättest.
Glauben Sie an Schicksal?
Giesinger: Ich glaube an Schicksal, ja. Wenn ich die letzten fünf, sechs Jahre betrachte, denke ich nicht, dass das alles reiner Zufall gewesen sein kann. Es sind einfach zu viele Sachen zusammengekommen. Ich kann jetzt momentan meinen Traum leben, da muss ich schon fast glauben, dass das mit Schicksal zu tun hat.
Was sind die Zutaten für einen erfolgreichen EM-Song?
Giesinger: Der Song muss auf jeden Fall eine gewisse Größe haben, also stadiontauglich sein, relativ schnell mitsingbar sein und im Ohr bleiben. Am besten hat er noch einen "Ohooho"-Mitsingpart und eine allgemeingültige Message. Bei "80 Millionen" geht es ja weniger um die Fußballer selbst, sondern eher um die Leute dahinter. Denn ohne uns wäre das vielleicht auch nicht alles möglich.
Was ist Ihr persönlicher EM-Lieblingssong?
Giesinger: Die "Auf Uns"-Nummer von Bourani. Das ist kein offensichtlicher Fußball-Song, sondern einfach eine geile Pop-Nummer.
Andreas Bourani hatte auch mehr oder weniger überraschenden Erfolg mit "Auf Uns". Sehen Sie da Parallelen zu Ihnen?
Giesinger: Klar, auch mir ist das zugutegekommen, dass Fußball eine große Sache ist. Das hat den Song natürlich auf das nächste Level gehievt.
Wo schauen Sie die Spiele am liebsten?
Giesinger: Am liebsten zu Hause. Beamer aufbauen, davor mit Kumpels noch ein bisschen grillen. Ganz entspannt drei, vier Weizen wegkippen. So kann auch kein Zwei-Meter-Mann vor mir stehen... Aber dieses Jahr bin ich primär auf Fan-Meilen, wo ich meinen Song vor Tausenden von Menschen singen darf.
Wie weit kommt "La Mannschaft?"
Giesinger: Ich hoffe natürlich auf das Finale und denke, dass sie das auch wieder packen können. Aber einfach wird es nicht, wie ich es auch schon in meinem Song besinge (lacht).
Welche DFB-Kicker würden Sie gerne persönlich kennenlernen?
Giesinger: Thomas Müller würde ich gerne kennenlernen. Er wirkt wie ein sympathischer Dude. Da hätte ich mal Lust auf ein gemeinsames Weizen. Götze ist bestimmt auch nett. Ich habe nur bisher leider keinen unserer Jungs kennengelernt, aber vielleicht habe ich jetzt dazu die Gelegenheit. Wenn sie weit genug kommen und ich dann hoffentlich mit ihnen am Brandenburger Tor stehen darf.