Nach Zusammenbruch vor Gericht: Ist Gina-Lisa Lohfink am Ende?

Nach dem Zusammenbruch von Gina-Lisa Lohfink vor Gericht rätselt die Öffentlichkeit: Ist das It-Girl am Ende? Ein Blick auf ihren bizarren Fall.
"Ich finde es traurig, dass ich dies sagen muss, aber ich wusste nicht, dass man von der Geschädigten zur Täterin gemacht werden kann." Diesen Satz äußerte Gina-Lisa Lohfink am 1. Juni vor Gericht und dieser Satz spiegelt das große Drama der 29-Jährigen wieder.
Die Glaubwürdigkeit des Models gilt als angekratzt. Zu oft habe sie sich in den Medien inszeniert. Kaum eine Gelegenheit hat sie ausgelassen, um irgendwie im Rampenlicht zu stehen. Selbst bei ihrem Auftritt nun vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin wirkte es rein optisch, als spiele sie eine Rolle. Mit Minirock und High Heels trat sie Justitia gegenüber. Doch das macht aus ihr noch lange keine Lügnerin.
Vom Opfer zur Täterin
Alles begann vor vier Jahren mit einer ausgelassenen Partynacht in Berlin, die mit einer angeblichen Vergewaltigung endete. Zwei Männer hätten gegen ihren Willen mit ihr Sex gehabt. Davon gibt es sogar ein Video, das von den Männern im Internet verbreitet und Redaktionen zum Kauf angeboten wurde. Lohfink erstattete Anzeige. Die Vergewaltigungsvorwürfe erhärteten sich in einem Verfahren gegen die vermeintlichen Täter allerdings nicht. Dann die Wende: Lohfink erhielt einen Strafbefehl über 24.000 Euro wegen des Vorwurfs der falschen Verdächtigung. Sie legte Einspruch ein.
Das Martyrium läuft nun schon seit vier Jahren. Die bisher ungeklärte Streitfrage: Sieht man auf dem Video Sex oder eine Vergewaltigung? Wer das Video gesehen hat, der kann deutlich hören, wie Lohfink mehrmals "Hör auf!" sagt. Die Staatsanwältin sehe darin aber noch nicht den Beweis für eine Vergewaltigung. Schließlich könnten diese Worte auch im Zusammenhang mit einer anderen akuten Handlung gefallen sein.
Zusammenbruch vor Gericht
Die Aufarbeitung der Ereignisse geht auch an der sonst so taffen Hessin nicht spurlos vorüber. Als sie vergangene Woche vor Gericht zudem von einigen unbekannten Jugendlichen angepöbelt und wüst beschimpft wurde ("Gina, du Nutte"), erlitt sie einen Kreislaufzusammenbruch und musste medizinisch versorgt werden. Die Gerichtsverhandlung gegen sie wurde abgebrochen. Am 27. Juni soll es mit der Befragung einiger Zeugen weiter gehen.
Die Kölner Psychotherapeutin Claudia Roberts macht sich nun große Sorgen, um die ehemalige "Germany's next Topmodel"-Kandidatin. Der Zeitschrift "InTouch" sagte sie: "So eine Situation kann die Psyche total zerstören." Es bestehe "in so einer schwierigen Zeit" die Gefahr, dass man sich etwas antun könnte.
Kampfansage auf Mallorca
Doch geht es Lohfink wirklich so schlecht? Erst am Montag hatte sie auf Mallorca gemeinsam mit dem Kölner Model Florian Wess einen Auftritt. Von dem persönlichen Drama war ihr auf der Bühne nichts anzumerken. Im Interview mit "Bild Mallorca" sagte sie anschließend, dass sie weiterhin für Gerechtigkeit kämpfen werde. "Männer dürfen mit Frauen nicht machen, was sie wollen", so Lohfink. Nachdem sie zunächst noch einen glatten Freispruch wollte - "Ich kann nicht nachvollziehen, warum ich vor Gericht stehe" -, würde sie sich nun auch mit einer Einstellung des Verfahrens zufrieden geben. Aber sie bekräftigt nochmals: "Was da mit mir gemacht wurde, ist unter aller Sau."
Das sehen auch viele Menschen in den sozialen Netzwerken so. Unter dem Hashtag #TeamGinaLisa solidarisieren sich viele User mit Lohfink. Einer wirft eine interessante Frage auf: "Wenn ihre interpretierte Vita den Täter freispricht, dürfte also irgendwer Mike Tyson auch einfach so aufs Maul hauen? #TeamGinaLisa". Ein anderer Kommentar lautet: "Ich bin ganz klar #TeamGinaLisa. Es ist unglaublich, wie mit ihr umgegangen wird. Gerade ihr Fall zeigt: "NEIN MUSS NEIN heißen!"
Die fatale Signalwirkung des Falls
Und der Frauen-Blog "Edition F" macht sich Gedanken über die fatale Signalwirkung des Falls: "Wenn nun, in einem Fall, in dem sogar ein Video vorliegt, die Frau vom Opfer zur Täterin gemacht wird, ist das ein beängstigendes Zeichen für alle Frauen, die keine ersichtlichen Beweise für die ihnen widerfahrende Gewalt erbringen können. Auch deshalb sollte dieses Urteil nicht akzeptiert werden, denn, wie viele Frauen verlieren ansonsten gerade durch solche medialen Beispiele den Mut, sexualisierte Gewaltverbrechen anzuzeigen?"
Gina-Lisa Lohfink mag polarisieren. Sie mag sich für ein kleines bisschen Ruhm in den Medien, auch für nichts zu schade zu sein. Aber um all das geht es in ihrem Fall überhaupt nicht. Deshalb ist es ihr hoch anzurechnen, wie stark sie bisher mit dieser schwierigen Situation umgegangen ist. Gina-Lisa ist nicht am Ende, sie wird weiter kämpfen. Für sich und alle anderen Frauen, denen möglicherweise ein ähnliches Schicksal widerfahren ist.