Sexpositiv-Partys: Neuland für Experimentierfreudige
Sexpositiv-Partys: Neuland für Experimentierfreudige
Sexpositiv – ursprünglich wurde der Begriff von Feministinnen in den 70er und 80er Jahren geprägt, die sich von der oft frauenfeindlichen Bilderwelt der Pornographie distanzieren wollten, ohne lustfeindlich zu sein. Heute beschreibt der Begriff auch Partys, bei denen Menschen ihren sexuellen Horizont erweitern und sich vorurteilsfrei ausprobieren können. Achtsamkeit und Respekt werden dabei großgeschrieben – das spießige Schmuddel-Image von Swinger-Partys ist hingegen unerwünscht. Sex ist nicht notwendigerweise das Ziel, sondern wird ermöglicht und ist durchaus willkommen. Jeder kann, keiner muss. Trendsetter Berlin Berlin gilt als Vorreiter für Sexpositiv-Partys. Das legendäre Berghain und der KitKat-Club haben die deutsche Hauptstadt bereits zum internationalen Ziel für die beliebte Kombination von Party und Erotik gemacht. In Frankfurt und Hamburg regt sich ebenfalls was, weitere Städte könnten sicher folgen. Bei den Sexpositiv-Partys, beispielsweise bei 'Pornceptual' in der Alten Münze in Berlin, geht es jedoch nicht nur um Ausschweifungen und das Ausleben sämtlicher Gelüste. Stattdessen wird körperliche Nähe genossen und verschiedenen Neigungen bewusst nachgespürt. Wenn Achtsamkeit dir in diesem Zusammenhang bedrohlich nach Stuhlkreis und Räucherstäbchen klingt, brauchst du nicht besorgt zu sein: Auf eine erotisch aufgeladene Atmosphäre muss kein Gast verzichten, beziehungsweise ist es an jedem einzelnen, die Nacht entsprechend zu genießen. Und auch zu diesen Partys reisen Interessierte aus dem In- und Ausland an, um eine Nacht mitzufeiern. Finde dein wahres Ich "Ich bin in Berlin aufgewachsen und hier auch auf die ersten Partys und in Clubs gegangen. Für mich war es immer normal, zu sehen, dass dort eine große Offenheit herrscht, im Umgang mit Körpern und auch mit Sexualität. Und die nimmt weiter zu", erklärt ein Sexpositiv-Fan gegenüber 'faz.net'. Die Besucher der 'Pornceptual'-Partys erscheinen teilweise in selbstkreierter Kleidung oder tanzen nur in ihren Schuhen. Sich ausprobieren, experimentieren, andere beobachten, interagieren – all das steht auf dem Programm. Einvernehmlichkeit, Respekt und Toleranz ist dabei oberstes Gebot. Die Ausrichtung der Sexpositiv-Veranstaltungen ist unterschiedlich: Bei 'CarneBall Bizarre' im KitKat-Club ist öffentliche Selbstbefriedigung und Sex vor Publikum an der Tagesordnung. Im 'House of Red Doors', der im 'Salon zur wilden Renate' stattfindet, gibt es Burlesque- und andere Bühnenshows. Andere Events haben mehr LGBT-Gäste oder Fetisch-Fans. Die Sexpositiv-Bewegung will jedoch gerade nicht Menschen in Schubladen stecken oder ein bestimmtes Verhalten von ihnen erwarten. Stattdessen tragen sie einer Fluidität Rechnung, die immer mehr Menschen in Bezug auf ihre Sexualität als normal empfinden. Wer sich einem Label verweigert und sich einfach nicht festlegen will, ist in diesen geschützten Räumen, in denen alle Gäste eine ähnlich offene Haltung haben, genau richtig.