Terry Gilliam hat genug von sich selbst

Mutlose Regisseure, fantasielose Filme: Kult-Filmemacher Terry Gilliam hat im Interview einiges zu bemängeln - unter anderem auch sich selbst.
Nein, Terry Gilliam und Terry Gilliam werden in diesem Leben wohl keine besten Freunde mehr. Der Regisseur und "Monty Python"-Mitbegründer stand sich nach eigener Aussage schon oft selbst im Weg, rieb sich ein ums andere Mal an sich auf. Etwa bei der Vorstellung seiner Biografie, zu deren Anlass ihn die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" interviewte und er, notgedrungen, über sich selbst reden musste.
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"Ich bin es ziemlich leid, über mich selbst zu reden. (...) In depressiven Momenten ist man mehr und mehr in sich selbst gefangen, und das ist eine Sackgasse. Auf diese Buchpräsentation heute Abend habe ich mich in keiner Weise gefreut. Der einzige Weg, mit so etwas klarzukommen, ist zu vergessen, dass ich existiere", so Gilliam.
Mutloses Kino
Der 75-Jährige ist bekannt für seine oftmals schrägen Filme wie "12 Monkeys" oder "Fear And Loathing In Las Vegas". Laut Gilliam gebe es viel zu wenige Filmemacher, die sich trauen, auch mal etwas Gewagtes auf Film zu bannen. So auch Regie-Legende Steven Spielberg: "Ich habe nichts gegen ihn, aber gegen die Geschichten, die er erzählt. Als Regisseur ist er großartig; ich gäbe beide Arme dafür, so begabt zu sein. Aber er fordert das Publikum nicht heraus." Ob Spielberg sein Leben verfilmen sollte? "Nein, er würde es zu sentimental machen. Und er würde die Musik von John Williams über mein Leben legen, das möchte ich nicht. Die Brüder Coen wären in Ordnung, denke ich."
Überhaupt sehe Gilliam einen zunehmenden Mangel an Fantasie bei den Menschen, wie er der "FAS" anvertraute: "Okay, heute tauchen die Leute ein in die Phantasiewelten der Videospiele und bleiben sozusagen ewig Kinder. Doch es ist nicht mehr das gleiche Spiel, in dem aus einem Trinkglas ein Raumschiff wird. Es ist phantastisch, wenn Kinder selbst Welten erschaffen. Im Videospiel ist die Arbeit schon für dich getan."
Heath Ledger fehlt
Dies zeige sich vor allem bei der Art und Weise, wie er Filme anschaue: "Wenn du in einem bestimmten Alter einen bestimmten Film siehst, kann das ein magischer Moment sein, der dich für den Rest deines Lebens prägt. So etwas passiert mir heute nicht mehr. Und ich glaube, das hat nichts mit meinem Alter zu tun; wir sind einfach in einer sehr langweiligen Periode des Kinos." Wohl auch, weil mit Heath Ledger einer seiner liebsten Schützlinge viel zu früh verstarb: "Dem Kino fehlt heute die Tiefe, die einer wie er auf die Leinwand brachte."