Warum wollte Robin Williams nicht mehr leben?

Es ist paradox, dass ein Star wie Robin Williams, der Millionen von Menschen zum Lachen brachte, die Lebenslust verliert. Mehr als 30 Jahre lang kämpfte der Schauspieler mit Alkohol- und Drogenproblemen. Mit seiner Sucht ging er offen um. Schließlich kamen noch Depressionen hinzu. Eine Last, die selbst eine scheinbare Frohnatur wie Williams wohl nicht mehr einfach weglächeln konnte.
Robin Williams brachte uns mit seinen Filmen oft zum Lachen, ihmselbst war aber scheinbar nur selten danach. Der Hollywood-Starhatte nicht nur ein Alkohol- und Drogenproblem. "Er kämpfte inletzter Zeit gegen Depressionen", teilte seine Sprecherin MaraBuxbaum mit, ohne auf nähere Details einzugehen. Doch was sind dieGründe für diese innere Zerrissenheit? Warum musste er einensolchen Kampf führen? Eine Spurensuche.
In wohlhabenden Verhältnissen wird Williams 1951 in Chicagogeboren. Wegen der Tätigkeit seines Vaters als leitenderAngestellter bei Ford muss er in seiner Jugend häufiger umziehen.Richtige Freundschaften kann er kaum knüpfen. Erst im Alter von 21Jahren findet Williams an der renommierten SchauspielschuleJulliard's in New York in seinem Klassenkamerad Christopher Reeveseinen wahren Freund. Doch nach drei Jahren trennen sich ihre Wegewieder. Reeves bleibt in der Ostküsten-Metropole, Williams ziehtnach San Francisco. Wieder ist er allein.
Doch die Einsamkeit fürchtete Williams. Vielleicht war das einGrund, warum sein halbes Leben von Alkohol und Kokain bestimmt war.In den späten 70ern und frühen 80ern - als die Serie "Morkvom Ork" ihm zumDurchbruch verhalf - begann sein Kampf mit den Drogen. Dem Magazin"Galore" sagte er einst, man habe am Filmset von "Popeye" "bis zumGehtnichtmehr gekokst." "Kokain war für mich ein Ort zumVerstecken. Die meisten Menschen werden auf Koks aufgedreht. Michhat es eher runtergebracht", erklärte Williams 1988 dem "People"-Magazin.
Selbst seine 1978 geschlossene erste Ehe mit Valerie Velardischien ihn nicht zum Umdenken zu bewegen. Erst nach dem Tod seinesFreundes John Belushi, der 1982 im Alter von nur 33 Jahren nacheiner Drogen.Party starb, und der Geburt seines Sohnes Zachary imJahr 1983 änderte Williams sein Leben. "Die Tragödie um Belushi warbeängstigend", sagte er zum Magazin "People". "Sein Todverschreckte eine ganze Gruppe von Leuten aus dem Show-Business. Erführte zu einer großen Abkehr von Drogen. Und was mich betraf, icherwartete ein Baby. Ich wusste, ich konnte kein Vater sein undzugleich diese Art von Leben führen."
Der Hollywood-Star begab sich in eine Entzugsklinik und ließsich therapieren. Scheinbar erfolgreich: Ein Jahr später war erdrogenfrei. Williams' Karriere blühte erneut auf. Er drehte Filmewie "GoodMorning, Vietnam" (1987), "DerClub der toten Dichter" (1989)oder "Good Will Hunting" (1997), für den er mit dem Oscarausgezeichnet wurde. Doch nach 20 Jahren Abstinenz wurde er 2006rückfällig. Umgehend wies sich Williams erneut in eineEntzugsklinik ein. Der "NewYork Times" erzählte er später, er habe nicht die seinerAbhängigkeit zugrunde liegenden Probleme aufgearbeitet.
Sein Alkohol-Rückfall habe sich laut Williams sogar bereits 2003angeschlichen. Damals war er zu einem Filmdreh in Alaska. "Ich warin einer kleinen Stadt, nicht das Ende der Welt, aber man konnte esvon dort sehen, und dann dachte ich: Trinken. Ich dachte nur, hey,vielleicht hilft trinken. Ich fühlte mich alleine und ängstlich.[...] Und es war das schlimmste auf der Welt, was ich tun konnte",erzählte er dem britischen"Guardian". Von diesem erneuten Absturz erholte sich auch seinezweite Ehe nicht mehr. Seine Frau Marsha Garces reichte 2008 nach19 Jahren die Scheidung ein. Mit ihr hatte Williams eine Tochterund einen Sohn. 2011 heiratete er mit Susan Schneider seine dritteFrau.
Die Gründe für den erneuten Therapieaufenthalt erklärte Williams2006 in einem Interview im US-Frühstücksfernsehen. Mehrere Jahrehabe er gedacht, er könne die Alkoholprobleme mit sich selbstausmachen. "Aber das geht nicht. Das ist das Endergebnis", verrieter in in der Show "GoodMorning America". Sein Rückfall sei für ihn "schrittweise"verlaufen. "Du stehst an einem Felsvorsprung und siehst hinunter,und dann ist da eine Stimme, eine sehr kleine, leise Stimme, diedir sagt: 'Spring'", veranschaulichte Williams seine Situation. Essei dieselbe Stimme, die ihm dann gesagt habe "nur einen Drink."Aber das sei eben unmöglich für jemanden, der "keinen Spielraum"für so etwas hat.
Und vielleicht kamen zu guter Letzt sogar zu seinenSucht-Problemen auch noch berufliche Versagensängste hinzu. Dennseine Sitcom "The Crazy Ones" wurde nach nur einer Staffel vomUS-Sender CBS im Mai 2014 wegen zu schwacher Quoten abgesetzt. ImJuli dieses Jahres ließ sich Williams dann erneut in eineSuchtklinik einweisen. Diesmal habe es aber keinen Rückfallgegeben, ließ er mitteilen. Vielmehr wolle der Schauspieler einemerneuten Absturz entgegenwirken. Doch die kleine, leise Stimme inseinem Kopf war scheinbar stärker. Nun ist Williams' Lachenerloschen. Zurück bleibt Trauer. Ein Gefühl, das er eigentlich nievermitteln wollte.