Abschied vom Tatort Leipzig: Zwischen Brecht und Bierwerbung
Bald müssen sie die Dienstmarken abgeben: Eva Saalfeld (S. Thomalla) und Andreas Keppler (M. Wuttke) haben in "Niedere Instinkte" ihren letzten Tatort-Einsatz. © MDR/Saxonia Media/Junghans
Vielleicht werden Eva Saalfelds letzte Worte "Mach mir ein Kind!" einmal einen festen Platz in der Tatort-Geschichte einnehmen, gleich neben Schimanskis "Scheiße!" oder dem Tschiller'schen "Fuck". Immerhin schloss sich damit in "Niedere Instinkte" der Kreis, waren die Leipziger Kommissare doch 2008 nach dem Verlust des eigenen Kindes und der Trennung beim Dienstantritt erstmals wieder aufeinander getroffen.
Dazwischen - das wissen wir alle - lagen 20 Tatorte, deren Qualität zwischen "Naja" und "grottenschlecht" schwankte. Manchmal durchaus ambitioniert (Stasi-Vergangenheit, Kinderhändler), krankte der Tatort vor allem am ungleichen Paar Thomalla/Wuttke. Auf der einen Seite Theater-Star Wuttke, auf der anderen Schmonzetten- und Klatschspalten-Stammgast Thomalla.
Nie war der Leipzig-Tatort besser
Zum Ende durfte in "Niedere Instinkte" aber jeder noch mal zeigen, was er kann: Andreas Keppler (Wuttke) mit großem Pathos und Brecht'scher Publikumsansprache, Eva Saalfeld (Thomalla) als eifersüchtige Frau in Liebeswirren, die wie einst in der Bierwerbung aus Frust eine amtliche Halbliter-Dose wegputzte. Sascha Arangos Drehbuch packte das in eine furiose Geschichte, die zwar stellenweise allzusehr an den gefeierten Murot-Tatort "Im Schmerz geboren" erinnerte, sich aber mal wieder wohltuend vom üblichen Krimi-Einerlei abhob. Jede Woche funktioniert das nicht, aber für den Leipziger Tatort war es ein gelungener Abschied: Nie war er besser.
Die Idee, den verzweifelten Kinderwunsch der Prickels (Susanne Wolff, Jens Albinus) und der Kommissare nebeneinander zu erzählen, hielt den abgehobenen Plot einigermaßen zusammen. Die Sekten-Familie des entführten Mädchens (Picco von Grote, Alexander Schehr) hätte es gar nicht gebraucht, dieser Strang war zu viel.
Ein so extremer, unkonventioneller Tatort scheidet erwartungsgemäß die Geister. Dementsprechend waren auch die Reaktionen bei Twitter und Facebook zwiegespalten. Die einen waren beigeistert über den ungewöhnlichen Ansatz, die anderen konnten mit "Niedere Instinkte" nicht viel anfangen. Quotenmäßig war der Abschied durchaus erfolgreich: Mit 10,06 Millionen Zuschauern blieb man zwear knapp unter der Bestmarke von 2014 (10,24), 28,3% Marktanteil (14-49: 3,35 Mio.; 25,2%) sind aber Rekord für das Team!
Die besten Tweets zum Leipzig-Tatort "Niedere Instinkte"
Eins ist schon vor Beginn klar: Viele Fans hat der Leipzig-Tatort unter den Twitterern nicht.
Nach diversen Silikon-/Botox-/Lippen-Witzchen dann die für alle erstaunliche Erkenntnis: Das ist gar nicht mal so schlecht dieses Mal!
Täter-Rätseln schied aus, immerhin mehr Zeit für den Versuch, den Überblick über die diversen Handlungsstränge zu behalten.
Am Ende dann eine sehr zwiegespaltene Timeline:
Zum Schluss noch ein Service-Tweet für alle, die das Lied aus dem Tatort suchen: