"Der schlechteste Tatort seit es Bibi Fellner gibt"

Der 950. Tatort kam aus Wien: In "Gier" haben es Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer) mit einem tödlichen Chemie-Unfall zu tun. © ARD Degeto/ORF/Petro Domenigg
Selbst Hardcore-Fans des Wiener Tatortes mussten beim Abspann zugeben: Das war nix. Vom heimlichen Kleinod hatten sich die Kommissare in den letzten Jahren zu einem der Aushängeschilder der Reihe emporgearbeitet. Je mehr Bösewichte, je größer die Tiere, die gejagt wurden, desto mehr liefen Bibi und Moritz zur Höchstform auf. Bisweilen wimmelte es in der österreichischen Hauptstadt von derart vielen korrupten und skrupellosen Gestalten, dass es fast wie ein FIFA-Kongress wirkte.
Dass die Ermittler bei Fällen, die nicht ganz auf der höchsten Ebene spielen, ein wenig aus der Sache herausgewachsen, ja sogar unterfordert zu sein scheinen, konnte man bereits im letzten Sommer ahnen, als sie es im Tatort "Paradies" mit einer Rentner-Gang zu tun bekamen. In "Gier" nun das Gleiche: Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer) ermitteln zunächst nur, um Ernstl (Hubert Kramar) einen Gefallen zu tun. Erst als sich andeutet, dass zumindest die Konzern-Leitung Dreck am Stecken hat, lassen sich Anzeichen von Motivation erkennen.
Gelangweilte Hauptfiguren fernab ihrer Normalform, dazu noch eine sehr gewollte Geschichte sowie Figuren und Dialoge aus dem Baukasten. Diese Melange kannten wir eher aus anderen Städten als aus Wien. Die "Süddeutsche Zeitung" attestierte dem Tatort "Odenthalsche Fadheit" und brachte es damit ziemlich genau auf den Punkt. Darin waren sich auch fast alle einig - Twitterer, Facebook-Nutzer und die Autoren der Vorab-Kritiken. "Nur" 8,18 Millionen Zuschauer schalteten "Gier" überhaupt ein, deutlich weniger als in den letzten Monaten (Marktanteil 26%, 14-49: 2,5 Mio.; 22,5%).
Die besten Tweets zum Wiener Tatort "Gier"
Zu früh, aber dennoch nicht ganz unrichtig. Aufhänger für bissige Kommentare gab es genug. Und dann hieß der Konzern auch noch "Wendler".
Apropos Ätzend: Große Teile der Dialoge wurden offenbar von mittelmäßig talentierten Drittklässlern geschrieben. Eine Auswahl:
...und die mäßig begabten Schauspieler machten es nicht besser.
Das Fazit: Vernichtend.