Flüchtlings-Tatort aus Stuttgart: Good Schleuser, bad Schleuser

Eigentlich wollten sie nur einen Mörder erwischen: Bootz (Felix Klare) und Lannert (Richy Müller) machen im Tatort "Im gelobten Land" eine schreckliche Entdeckung. © SWR/Johannes Krieg
Wie macht man einen Tatort zu einem aktuellen, politischen Thema? Allzu häufig werden die Ermittler mitten in das Problem hineingeworfen und geraten dadurch in eine für den Zuschauer mäßig interessante Betroffenheits-Schiene. In Stuttgart hat man dieses Mal einen anderen Weg gewählt: Eine einfache Geiselnahme, doch die spielt in einem Flüchtlingsheim. Dadurch können viele Aspekte angerissen werden, ohne dass die Kommissare gezwungen sind, sich zu positionieren.
Auch ein zumindest ungewöhnlicher Clou: Das Schleuser-Pärchen (Edita Malovcic, Sascha Alexander Gersak), dass Lannert (Richy Müller) und Lela (Florence Kasumba) als Geiseln hält, bekommt viel Raum, sich durchaus ambivalent darzustellen. Auf den ersten Blick tragen sie die Schuld am Tod der 23 Flüchtlinge, die eingangs in einem Lkw gefunden werden. Doch im Laufe des Filmes inszenieren sie sich immer mehr als kleine Rädchen im System, die vordergründig Menschen helfen wollen.
Dennoch kam der Tatort " Im gelobten Land" nicht bei allen gut an, lobende Stimmen und negative Kritik hielten sich die Waage. Auch die Quoten waren zwar auf gewohnt hohem Tatort-Niveau, ragen mit 9,07 Millionen und einem Anteil von 24,3% (14-49: 2,99 Mio.; 21,4%) aber nicht heraus. Leider nutzten viele "besorgte Bürger" die Bühne, um ihre Sicht auf die reale Lage unter dem Hashtag #Tatort zu verbreiten.
Das sagt Twitter zum Stuttgart-Tatort "Im gelobten Land"
Idee und Buch zum Tatort "Im gelobten Land" sind fast zwei Jahre alt, wurden also von realen Ereignissen überholt. Dementsprechend groß war an vielen Stellen die Beklemmung.
Auffällig war die miese Besetzungs-Politik: Nicht nur die Hamburger Staatsanwältin tauchte hier als Schleuserin auf, auch viele andere Rollen wurden ohne jegliche Fantasie besetzt.