Flughafen-Tatort "Zorn Gottes": Alles Tote kommt von oben

Die neue Frau an Falkes Seite: Julia Grosz (Franziska Weisz) hat mit Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) keinen leichten Start. © NDR/Marion von der Mehden
Zurück auf Los oder der nächste Schritt? Thorsten Falke muss sich nach drei Jahren mit Katharina Lorenz eine neue Partnerin suchen. Beim letzten Einsatz haderte der Ermittler der Bundespolizei mit der Welt und sich selbst, im neuen Tatort "Zorn Gottes" hat er zunächst mal so gar keinen Bock auf Leichen und Kollegen. Wie das wird? Das verraten wir im Kreuzverhör!
Worum geht’s?
Eigentlich ist er vollkommen überqualifiziert, dennoch klammert sich Falke (Wotan Wilke Möhring) an seiner stupiden Arbeit fest: Er testet die Sicherheit auf Flughäfen, lässt sich mit Rasierklingen in der Kontrolle ertappen und stoppt die Zeit, die das Security-Personal braucht, um ihn zu entdecken und aufzuhalten. In Hannover wird Falke von Julia Grosz (Franziska Weisz) unsanft gestoppt, um dann von Polizeirätin Hellinger (Marie-Lou Sellem) zusammengefaltet zu werden.
Doch abends steht Grosz dann vor Falkes Hotelzimmer und bittet um Hilfe: Aus einem startenden Flugzeug ist eine Leiche in einen nahen Pool geplumpst, die Flughafen-Polizei muss den Mord aufklären. Sollte der tote Mann eingeschleust werden? Dazu wirkt er zu wohlhabend, außerdem hatte er einwandfreie Papiere. Gleichzeitig wird jedoch die Rückkehr der Terroristen Enis Günday (Cem-Ali Gültekin) aus der Türkei erwartet…wurde hier jemand verwechselt?
Falke lässt sich von der wortkargen Julia Grosz die geheimen Schleichwege auf dem Flughafen zeigen. Schon bald gerät Ramp Agent Rocky Kovac (Christoph Letkowski) in Verdacht. Er hatte Zugang zu heimlichen Schlupflöchern, außerdem ist er spurlos verschwunden. Falke und Grosz müssen nicht nur Rocky finden, sondern vor allem Enis, um einen Terroranschlag zu verhindern.
Worum geht es wirklich?
Auch im siebten Falke-Tatort sehen wir wieder drastische Bilder aus Syrien. Doch im Gegensatz zu der schweren (und teilweise zähen) Kost der Vorgänger gelingt es in "Zorn Gottes", vor dem Hintergrund einen wirklich spannenden, toll gemachten Krimi im Mikro-Kosmos Flughafen zu erzählen. Auch wenn wir von Beginn an wissen, wer der Mörder ist, bleibt es spannend. Und der Zeigefinger bleibt auch größtenteils aus.
Ist die Handlung glaubwürdig?
Während man in Berlin noch nicht mal absichtlich Entlüftungen am Flughafen hinbekommt, lassen sich in Hannover scheinbar unbemerkt mannshohe Gänge heimlich errichten. Schwamm drüber, ansonsten ist "Zorn Gottes" nah an der Realität, teilweise sogar beängstigend nah. Dennoch gerät das Ende – beinahe typisch für einen Tatort – ein wenig aus den Fugen, nicht nur was die Zahl der Leichen angeht.
Bester Auftritt
Vor kurzem wurde der erste Falke-Tatort "Feuerteufel" wiederholt. Darin war Falke noch der coole Milch-Bulle mit großartigen One-Linern und einer extrem sympathischen, natürlich-schnoddrigen Art. Danach wurde Falke angesichts von Flüchtlings-Elend und Schleuser-Kriminalität immer verbissener und – im Vergleich zu anderen Tatort-Ermittlern – beliebiger.
In "Zorn Gottes" bekommt der Bundespolizist nun einen Teil seiner Lockerheit zurück. Auf sich allein gestellt, ohne Kumpel Jan und Siez-Flamme Katharina Lorenz, besinnt er sich darauf wer er wirklich ist und nimmt sogar Kontakt zu seinem Sohn auf. Wie er sich an Julia Grosz abarbeitet, ist äußerst unterhaltsam. Grosz, die am Ende wenig überraschend die neue Partnerin wird, kommt nämlich trotz des obligatorischen Ballastes auch recht sympathisch rüber. Das verspricht viel Gutes für die nächsten Fälle!
Was muss man sich merken?
Wie gesagt, Julia Grosz bringt einiges an Ballast mit, es wäre extrem unwahrscheinlich, dass das nicht nochmal hochkocht. Wer bei ihr eine abwechslungsreiche Mimik vermisst, sollte bis zum Ende warten. Die Geschichte mit Falkes Sohn kann man hingegen getrost als überflüssig abhaken. Merken sollte man sich aber, dass Falke zu alter Coolness zurückgekehrt ist – und das tut dem Norddeutschland-Tatort sehr, sehr gut!
Soll man gucken?
Auf jeden Fall! " Zorn Gottes" ist kein Mega-Kracher, aber dennoch ein sehr spannender Krimi mit vielen interessanten Einblicken. Dazu ist die Zusammenarbeit – oder vielmehr Nicht-Zusammenarbeit – zwischen Falke und Grosz unterhaltsam und amüsant.