Köln-Tatort "Benutzt": Von Aktenbergen und Diplomaten

Im Kölner Tatort "Benutzt" sehen wir einen wunderschönen Opel Diplomat durch Köln fahren. Ach ja, die Herren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) sind auch dabei. ©WDR/Thomas Kost
Seit Franziska tot ist, fremdeln Ballauf und Schenk mit ihren Assistenten. Tobias Reisser ist vor allem Freddy ein Dorn im Auge, dementsprechend ist die Stimmung im Büro unterkühlt. Dafür hat sich Schenk ein neues Gefährt zugelegt, dass im neuen Fall "Benutzt" ausgiebig durch Köln kutschiert werden darf. Das trägt zwar nicht zur Klärung des Falles bei, ist aber fast interessanter.
Worum geht’s?
Früher haben Karsten Holler und Martin Lessnik gemeinsam Export-Geschäfte betrieben. Vor vier Jahren verschwand Holler dann bei einem Wüsten-Trip spurlos, jetzt treibt die Leiche von Lessnik im nächtlichen Rhein. Pikant daran: Witwe Sara Holler (Dorka Gryllus) war nach dem Verschwinden ihres Mannes lange mit Lessnik zusammen. Dann kam ein plötzliches, millionenschweres Erbe von Holler – und die Trennung.
Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) durchleuchten die Geschäfte der beiden und stellen fest, dass es kurz vor Hollers Verschwinden Ungereimtheiten gab. Eine Wasseraufbereitungsanlage für Tansania wurde vom Zoll beanstandet, das Verfahren jedoch erstaunlich schnell eingestellt. Damals dafür verantwortlich: Zollkriminalamts-Chefin Kathrin Brandt (Winnie Böwe).
Während Assistent Tobias Reisser (Patrick Abozen) und die junge Sabine Trapp (Anna von Haebler) tonnenweise Akten durchwühlen, überprüfen die Kölner Tatort-Kommissare Hollers ehemalige Geschäftspartner. Während Uwe Gläsgen (Matthias Komm) im Geld schwimmt, hat der Mittelständler Christian Winter (Thomas Dannemann) finanzielle Probleme. Hat einer von ihnen Lessnik umgebracht? Oder ist gar der für tot erklärte Holler wieder aufgetaucht?
Worum geht es wirklich?
Öööhhmmm, tja… so richtig schlau wird man aus dem Tatort „ Benutzt“ nicht. Sehr viele Akten, sehr viele Verbindungen – um alles zu durchblicken bräuchte man wohl so eine schicke Memo-Wand wie die Kölner Kommissare. Am Ende wird es dann doch wieder politisch, wenn auch äußerst halbherzig. Aber da blickt eh niemand mehr durch.
Ist die Handlung glaubwürdig?
Krumme Geschäfte? In Köln? Was beginnt wie eine nette Variante des typischen Kölschen Klüngels, gerät leider nach etwa 50 Minuten reichlich aus dem Ruder. Während einige Wendungen sehr voraussehbar sind ("Mensch Freddy, der Holler ist gar nicht tot!"), sind andere Entwicklungen arg aus der Luft gegriffen und lassen die eigentlich solide Story ins Abstruse abgleiten. Pluspunkt: Kein Privatkram der Kommissare, und das Tobias-Bashing gegen den eifrigen Assistenten ist zumindest ein wenig eingedämmt.
Bester Auftritt
Ballauf und Schenk liefern einen soliden Auftritt ab und machen noch das Beste aus der unübersichtlichen Story. Heimlicher Star ist für uns jedoch Freddys Gefährt: Ein bildhübscher 1971er Opel Diplomat, der ausgiebig bewundert werden kann! Hach.
Was muss man sich merken?
Raufen sich Freddy und Tobias noch zusammen? Das ist eigentlich das Einzige, was für den nächsten Fall interessant sein könnte. Ansonsten hat man das meiste von diesem Tatort wohl am nächsten Tag vergessen. Auch nicht weiter schlimm.
Soll man gucken?
26. Dezember, Deutschland liegt nach drei Tagen Dauer-Essen kugelrund auf dem Sofa. Die meisten TV-Sender versuchen, die wehrlosen Zuschauer mit Blockbustern zuzusenden. In den vergangenen Jahren hielt das Erste mit einem (mal mehr, mal weniger gelungenen) Weihnachts-Tatort dagegen, dieses Jahr gibt es nur einen äußerst beliebigen Durchschnitts-Tatort. Ballauf und Schenk sind durchaus bemüht und haben schon deutlich schlechtere Auftritte abgeliefert, ein Highlight ist " Benutzt" aber lange nicht. Vor dem abgefahrenen Tukur-Fall "Wer bin ich?" gibt es hier noch mal einen Normalo-Tatort ohne große Überraschungen. Der simple Ansatz wird aber leider zugunsten einer wirren Räuberpistole aufgegeben.