Stromberg-Tatort aus Dresden: Endlich normale Leute
Versicherungs-Tatort aus Dresden: Stromberg heißt hier Ellgast (Arnd Klawitter). © MDR/Wiedemann & Berg/Gordon Muehle
Ist es schon ein Experiment, wenn ein durch Comedy bekannt gewordener Autor seinen dritten Tatort schreibt? Wer diese Meinung vertritt, sollte vermutlich nicht weiterlesen und hatte wohl auch kaum Freude am Tatort gestern Abend. "Auge um Auge" aus Dresden war der vorerst letzte Fall aus der Feder von "Stromberg"-Schreiber Ralf Husmann, und die Parallelen waren unübersehbar. Doch der Plot war im Gegensatz zu den letzten Wochen simpel und geradlinig: Ein Mord, ein paar Verdächtige, am Ende ein Mörder. In den Reihen der "Keine Experimente"-Verfechter wird man sich wohlig zurückgelehnt haben. Wenn da nur der subtile Humor nicht gewesen wäre...
Eine Versicherung als Petri-Schale menschlicher Abgründe ist nicht erst seit dem Büro-Maulhelden von der Capitol ein dankbares Pflaster, auch im Tatort finden sich im schicken Ambiente der "Gläsernen Manufaktur" allerlei unterschiedliche Charaktere zusammen. Unterhaltsame Ermittlungen für Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanzewski). Und Twitter feiert eine Stromberg-Anspielung nach der anderen.
Die kritische Botschaft, dass Versicherungen ihre Kunden im Schadensfall allzuoft skrupellos hängenlassen, wird in diesem Tatort ausnahmsweise mal nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit Humor rübergebracht. Davon können wohl fast alle mehr gebrauchen. Und den beiden lockeren Kommissarinnen (eine davon mit großem Engagement für Flüchtlinge) einen Schnabel (Martin Brambach) als verknöchertes, chauvinistisches und intolerantes Gegenstück hinzustellen ist immer noch ein kluger Zug. Die Fronten dürften allerdings bisweilen ein wenig aufweichen.
Die Resonanz auf diesen Tatort aus Dresden ist relativ durchwachsen, die Quote mit 9,32 Millionen (Marktanteil 25,7%) sehr ordentlich. Wer aber das Damen-Team nicht mag, wird sich auch nicht vom klassischen Tatort-Plot überzeugen lassen. Doch die angemessene Gesellschafts-Kritik und der lockere Stil finden viel Anklang. Und die Stromberg-Zitate gab es als Bonus!
Die besten Tweets zum Tatort "Auge um Auge"
Hat eigentlich schon jemand gesagt, dass dieser Tatort an Stromberg erinnert?
Aber auch für Nicht-Fans der Capitol-Mockumentary gab es wie immer in Dresden zahlreiche Volltreffer-Dialoge und -Szenen