Tatort aus Weimar: Nicht ganz auf der Höhe

Tatort Weimar: Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) ermitteln wie üblich wortreich und scharfsinnig. © MDR/Wiedemann & Berg/Anke Neugebauer
Die treuen Leser haben möglicherweise schon bemerkt, dass wir große Fans des Weimar-Tatorts sind. Nur wenige Wochen nach dem grandiosen Fall "Der wüste Gobi" kommt an diesem Sonntag schon der nächste Tatort mit Ulmen und Tschirner. Ist "Der kalte Fritte" genauso gut?
Abgesehen von den kalauerhaften Titeln ist beim Tatort aus Weimar klar: Die Logik hat Pause, einen knallharten Problem-Krimi braucht niemand zu erwarten. Oft ist sogar die Handlung zweitrangig und zu wirr, um wirklich nachvollziehbar zu sein. Es geht vielmehr um Nora Tschiner als Kira Dorn, Christian Ulmen als Lessing und die messerscharfen, von Autor Murmel Clausen geschriebenen Wortgefechte der beiden. Doch genau die schwächeln bei "Der kalte Fritte" leider ein wenig. Keine Angst, von Schenkelklopfern a la Münster ist Weimar noch weit entfernt, die Brillianz der bisherigen Folgen erreicht dieser Tatort aber nicht ganz.
Bordell, Bauhaus, Baustelle
Eine gute Gelegenheit also für den Versuch, die Handlung
aufzudröseln: Bei einem Einbruch in seine Weimarer Villa wird der
Milliardär Alonzo Sassen ermordet. Seine junge Frau Lollo (Ruby O.
Fee) erschießt den Täter - offenbar in Notwehr. Kira Dorn und
Lessing observieren Lollo, die danach im Bordell "Chez Chériechen"
Arbeit sucht, das von Fritjof "Fritte" Schröder (Andreas Döhler)
geführt wird.
Dessen Bruder Martin (Sascha Alexander Geršak) betreibt mit
seiner Frau Cleo (Elisabeth Baulitz) in der Nähe Weimars einen
Steinbruch, der am Rande der Insolvenz steht. Als besondere
geologische Formation ist dies einer der zwei potenziellen
Standorte für das geplante "Goethe-Geomuseum". Diese Nutzung wäre
die finanzielle Rettung der Schröders. Doch Sassen hatte
angekündigt, der Stadt ein Grundstück in Weimars bester Lage, am
Frauenplan, zu schenken, um das Museum dort errichten zu können.
War das sein Todesurteil?
Ihre Ermittlungen führen Dorn und Lessing in die
Bauhaus-Universität. Der Architektur-Professor Ilja Bock (Niels
Bormann) ist Vorsitzender der Jury, die über den Standort des
Museums-Neubaus entscheidet. Er hat eine Affäre mit seiner
Jugendliebe Cleo, die damit ins Fadenkreuz der Kommissare gerät.
Als sich herausstellt, dass Fritte Schröder bei dem
Grundstücksroulette mit am Tisch sitzt, und die Hassbeziehung zu
seinem Bruder Martin offenbart wird, steuert der Fall auf ein
explosives Finale zu.
Kleinstadt-Klügel und Sight Seeing
Uns erwartet also wieder eine Mischung aus Sight Seeing in
Weimar,
Kleinstadt-Klügel und jeder Menge skurriler Existenzen. Leider
kommt das - möglicherweise auch durch den geringen Abstand zum
letzten Fall - recht bekannt vor. Man liebt sich, man neckt
sich, man versucht professionell zusammen zu arbeiten und man reißt
gerne Zoten. Weiß man aber alles bereits.
Auf der anderen Seite ist "
Der
kalte Fritte" aber auch überraschend kurzweilig und ohne echte
Längen. Der erneut undurchsichtige, verworrene und teils krude Plot
verliert sich allerdings zu oft in Nebensächlichkeiten und lässt in
manchen Szenen einen verwirrten Zuschauer zurück: Wer hat jetzt
gleich nochmal mit wem und warum? Ein echtes Highlight hingegen ist
allerdings das Finale. Mit Action, Drama und unerwarteten
Wendungen. Dennoch: Unter den Weimar-Folgen landet dieser
Tatort auf einem der hinteren Plätze. Das
müssen auch wir als Fans leider so deutlich sagen.
(mit Material von Spot On News)