Tatort "Babbeldasch": Die große Impro-Diskussion

Tatort "Babbeldasch": Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) werden endlich zu einem Team - auf Koppers Kosten. © SWR/Martin Furch
Was soll man auch erwarten, wenn es einem von der Titelseite der "Bild" entgegenbrüllt, es erwarte uns der schlechteste Tatort aller Zeiten und man solle bloß nicht einschalten? Offenbar gibt es Leute, die tatsächlich glauben, was dort steht, denn "Babbeldasch" kommt auf gerade einmal 6,35 Millionen Zuschauer (17,6%), eine für Tatort-Verhältnisse unterirdische Quote.
Angeheizt durch die Bild-Headline entspann sich vor, während und nach "Babbeldasch" eine hitzige Diskussion. Auch die Kritiker waren sich uneins, doch das sind sie bei fast jedem Fall. Die Improvisation, die Laien-Darsteller und der massive Einsatz von Pfälzer Mundart machten Lena Odenthals (Ulrike Folkerts) Einsatz jedoch schwer verdaulich.
Aber war der Tatort aus Ludwigshafen wirklich sooooo schlecht? Dazu muss man "Babbeldasch" in seine Einzelteile sezieren: Die Story? So banal und wirr, wie man es aus Ludwigshafen gewohnt ist. Die Schauspieler? Merkte man allen Beteiligten zu Beginn die ungewohnte Aufgabe deutlich an, so wurde es im Verlauf des chronologisch gedrehten Filmes besser. Die Traum-Sequenzen? Völlig überflüssig. Die Improvisation? Eines der großen Mankos früherer Odenthal-Fälle sind die aufgesagten und heruntergeleierten Standard-Dialoge. Dass vor allem den Profis die Impro-Aufgabe gut tut, merkte man an den Szenen zwischen Lena und Johanna Stern (Lisa Bitter). Es entwickelten sich natürliche Unterhaltungen, die beide Figuren wesentlich sympathischer machten.
Das ist der große Gewinn des schon so oft totgesagten Ludwigshafen-Tatort: Die zentralen Figuren gewinnen, nicht nur weil das aufgesetzte Konflikt-Gehabe zwischen Odenthal und Stern endlich aufgehört hat. Nur Kopper (Andreas Hoppe) kommt in " Babbeldasch" nicht gut weg, soll aber im nächsten Fall wieder eine zentrale Rolle spielen.
Und wer hat nun Recht, die Befürworter oder die Nörgler? Ein Tatort ist immer noch Geschmackssache, doch eine Tendenz ist schon seit Jahren zu erkennen: Wenn Experimente gewagt werden oder der Tatort neue Wege beschreitet, gibt es einen Mecker-Reflex (siehe Til Schweiger, Weimar, Tukur-Tatorte etc.). Der ältere Tatort-Stammseher mag seinen Krimi so, wie er es seit Derricks Zeiten kennt. Doch die Reihe tut gut daran, Neues zu wagen und sich immer wieder neu zu erfinden, um auch in Zukunft seine Fans zu haben. Und alleine darum ist der Mut des SWR nicht zu unterschätzen.
Das sagt Twitter zum Impro- Tatort aus Ludwigshafen
Bei der "Bild" hat wohl der Spielfilm-Bewerter nichts von der Kampagne gegen den Tatort mitbekommen...
Der Pfälzer Dialekt zaubert aber nördlich von Frankfurt jede Menge Fragezeichen in die Gesichter der Zuschauer.
Außer der fürchterlichen Kameraführung...
...kamen einige Aspekte bei Twitter dann doch ganz gut an. Einige, nicht alle.