Tatort "Bausünden" aus Köln: Nicht nur auf dem Bau wird gesündigt
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Tatort Köln: Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) in einem Gewirr aus Korruption, Sex und Investoren. © WDR/Martin Valentin Menke
Dass die WM-Vergabe an Katar ein Musterstück für die unverfrorene Korruptions-Politik bei der FIFA und anderen Sportverbänden ist, dürfte inzwischen wirklich jedem klar sein. Nette Idee also, das unsägliche Geschachere in einem Tatort zu verwursten - fragt sich nur, wie man das Ganze so weit herunterbricht, dass es in einen 90-Minuten-Krimi mit Lokal-Bezug passt.
Der Tatort "Bausünden" aus Köln macht das zunächst mal ganz geschickt: Über einen vermeintlich unbeteiligten Mordfall kommen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zu einem Architektur-Büro, dass beim Stadionbau in Katar mitmischt. Wie zu erwarten, haben dort zahlreiche Manager Dreck am Stecken, außerdem steht ein zweites Mordopfer zu befürchten.
Tatort ohne Überblick
So weit, so gut. Doch wer auf einen übersichtlichen, entspannten Krimi hofft, mit dem der Köln-Tatort in den letzten Monaten so häufig punkten konnte, wird enttäuscht. Außer der Bau-Schiene und dem FIFA-Sumpf werden noch die Themen Prostitution, Sadomaso-Spielchen und psychisch labile Kriegsheimkehrer angerissen. So ist es leider kaum möglich, den Überblick zu behalten oder einen Kern der Geschichte zu identifizieren. An diesen unterschiedlichen und irgendwie auch arg konstruierten Nebenschauplätzen versucht sich das Drehbuch abzuarbeiten und tut damit irgendwie niemandem einen Gefallen.
Aber von Anfang an: Die Hotelangestellte Marion Faust wurde zu
Hause gewaltsam vom Balkon gestürzt. Ballauf und Schenk finden
heraus, dass sie kurz vor ihrem Tod mehrere besorgte Nachrichten
auf dem Anrufbeantworter von Daniela Mertens (Jana Pallaske)
hinterlassen hatte. Doch die Mitarbeiterin des international
renommierten Architekturbüros Könecke & Partner ist derzeit
unauffindbar. Könnte ihr Ex-Mann Lars Baumann (Hanno Koffler) etwas
mit der Sache zu tun haben?
Als Bauleiter müsste er eigentlich längst zurück in Katar
sein, wo Könecke & Partner für die Fußball-WM 2022 baut. Auch
er ist angeblich dringend auf der Suche nach seiner Frau. Und
offensichtlich hatte es an der Hotelrezeption erst kürzlich einen
lauten Streit zwischen ihm und Marion Faust gegeben. Doch als die
Kommissare ihn auf dem Präsidium verhören wollen, taucht er
unter.
Weniger wäre mehr gewesen
Man hätte sich sowohl die Sadomaso-Geschichte einer verschwundenen Femme fatale sparen können (aber dann hätte man ja auf die schlüpfrige Eröffnungs-Szene verzichten müssen), als auch die Kriegsvergangenheit ihres verzweifelten Ehemannes. Der Hintergrund, dass ein involviertes Architektur-Büro gemeinsame Sache mit der korrupten FIFA macht, liegt hingegen auf der Hand, wird aber leider etwas vernachlässigt. Da hätten die kopfschüttelnden Betroffenheits-Profis Ballauf und Schenk ihre ganze Stärke ausspielen können.
Kopfschütteln gibt es bei " Bausünden" höchstens bei den maximal verwirrten Zuschauern. Die identische Story hätte auch in einem kleineren und damit realistischeren Umfeld funktioniert und hätte mindestens genauso Spaß gemacht. Manchmal ist weniger eben mehr - auch im Tatort.
(mit Material von Spot On News)