Tatort Dortmund: Es sollte mehr gefabert werden

Tatort "Kollaps": Die kleine Emma findet lustige Kugeln im Sandkasten und ist kurz darauf tot. Sie hat gestrecktes Kokain gegessen, dass Dealer im Park versteckt hatten. © WDR/Thomas Kost
Wieder mal Flüchtlings-Thematik, dieses Mal auch mit guten Quoten: Der Dortmund-Tatort "Kollaps" holte 9,69 Millionen Zuschauer und eine Quote von 27% (14-49: 2,95 Mio.; 22,3%), der bislang beste Wert für das Dortmunder Team um Peter Faber (Jörg Hartmann). Wotan Wilke Möhring war in der vergangenen Woche mit seinem Flüchtlings-Tatort gegen das zeitgleiche EM-Quali-Spiel unterlegen.
Trotz auffälliger und heiß diskutierter personeller Parallelen - Werner Wölbern durfte eine Woche nach seinem Auftritt als fremdenfeindlicher Polizist nun als Eisenbahn-Fan stramm rechte Parolen abliefern - ging "Kollaps" das Thema deutlich kontroverser an. Waren im Norddeutschland-Tatort noch die Fronten klar, ging es in Dortmund ambivalenter zu: Trotz der Mitschuld am Tod der kleinen Emma nimmt sich Faber des Drogendealers Gomis an, um ihn gegen den rechten Mob und der Rache des Unterwelt-Bosses Abakay (Adrian Can) zu schützen. Doch am Ende hilft auch das nichts.
Traditionell groß war auch wieder die Rolle des Privatlebens der Kommissare. Martina Bönisch (Anna Schudt) steckt in der Scheidung, kämpft um die Kinder und betäubt sich mit unfreiwillig bezahltem Hotel-Sex, Nora (Aylin Tezel) hat einen neuen Freund und macht Daniel (Stefan Konarske) damit rasend. Die misslungene Teenie-Romanze war schon immer nervig, Bönischs Krise hingegen bringt sie Faber näher. Der ist zwar vorerst stabil und zeigt sogar Herz, doch die Fassade ist äußerst dünn und kann jederzeit bröckeln.
Nach einem halbgaren Auftritt im Vorgänger-Fall ist Faber nun wieder in Höchstform. Die äußerst scharfsinnigen Pöbeleien, die offenen Streitigkeiten im Team - all das ist so erfrischend anders und höchst unterhaltsam, dass man sich auch 90 Minuten Faber in Reinform anschauen könnte. Autor Jürgen Werner hat sich die Figuren nicht nur ausgedacht, sondern in Fabers Fall auch derart facettenreich angelegt, dass sie über Jahre hinweg spannend bleiben können. Mit der ebenfalls zunehmend kratzbürstigen Bönisch hat Faber nun einen Gegenpart, wie beide auch selbst erkennen. Auch wenn Privat-Kram der Kommissare im Tatort eigentlich nichts zu suchen hat - die Mischung aus Faszination und Entsetzen bei Faber hat es so zuvor maximal bei Schimanski gegeben. In "Kollaps" wurde dafür sogar ein eigenes Verb kreiert: "Er fabert" bedeutet so viel wie auf eigene Art ermitteln. Es sollte generell viel mehr gefabert werden.
Die besten Tweets zum Dortmund-Tatort "Kollaps"
Die Twitterer haben ein Herz für grenzwertige Existenzen. Kein Wunder also, dass Faber sehr viele Fans hat.
Drogen im Dortmunder Sandkasten?
Es faberte reichlich im Dortmunder Tatort. Man wusste gar nicht, welcher Spruch der beste war...
...und noch ein bisschen Faber-Fan-Post: