Tatort Luzern: Sie können es ja doch!

Tatort Luzern: Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) werden zu Geiseln. © ARD Degeto/ORF/Daniel Winkler
Bald ist der Tatort Luzern mit den Kommissaren Reto Flückiger und Liz Ritschard Geschichte. Am Sonntagabend gehen die beiden in "Friss oder stirb" zum vorletzten Mal gemeinsam auf Verbrecherjagd. Nach einem letzten Fall im Frühjahr 2019 geben sie den Staffelstab dann nach Zürich an ein neues Team ab. Doch im aktuellen Fall zeigen sie - unglaublich, aber wahr - eine imposante Leistung.
Seinen Reiz gewinnt der Tatort "Friss oder stirb" vor allem durch das Setting: Die Macher entschieden sich für eine Art Kammerspiel mit quasi nur einem Handlungsort: In einer noblen Villa werden eine Familie und später auch die Kommissare von einem Verbrecher in Schach gehalten. Als Rahmenhandlung dient zudem ein ungeklärter Mordfall an einer Universitätsdozentin. Kammerspiel und ein relativ simples Verbrechen, das ist wenig einfalls reich, aber sehr solide Krimi-Kunst!
Darum geht's im Tatort aus der Schweiz
Am frühen Morgen werden
Liz Ritschard
(Delia Mayer) und
Reto Flückiger
(Stefan Gubser) an einen Tatort gerufen. Die Tote war
Wirtschaftsprofessorin an der Uni Luzern und wurde mit einer Schere
erstochen. Ein Schaden an einem vor dem Haus geparkten Auto könnte
vom Fluchtwagen des Täters stammen. Corinna Haas (Fabienne Hadorn)
nimmt Lackproben. Ungefähr zur gleichen Zeit überquert der deutsche
Arbeitslose Mike Liebknecht (Misel Maticevic) die Schweizer Grenze.
Im Handschuhfach hat er eine Pistole versteckt. Wenig später ist
Liebknecht bereits in die luxuriöse Villa von Anton Seematter
(unglücklich besetzt: Roland Koch, früher Schweizer Kommissar im
Bodensee-Tatort) eingedrungen.
Er nimmt dessen Tochter Leonie (Cecilia Steiner) und
Seematters Ehefrau Sofia (Katharina von Bock) als Geiseln.
Ungeduldig wartet er auf den Familienvater, der bald nach Hause
kommen soll. Unterdessen ergeben die Lackproben des Fluchtwagens,
dass das Auto Anton Seematter gehört, dessen Tochter bei der
Ermordeten studiert hat. Des Weiteren entdecken die Ermittler, dass
das Tatopfer eine substanzielle Spende von Seematter, gegen den
Willen der Uni-Leitung, zurückgewiesen hat. Die Ermittler setzen
sich ins Auto und fahren für eine Befragung zur Villa der
Seematters - wo sie ebenfalls zu Geiseln werden.
Lohnt sich das Einschalten beim Schweizer Tatort?
Ja, tatsächlich. "
Friss oder
stirb" ist tatsächlich einer der besseren Schweizer Tatorte.
Das leidige Schweizer Problem mit der Synchronisation wurde dieses
Mal mit einem einfachen Kniff behoben: Der Protagonist ist
Deutscher, mit dem alle Hochdeutsch reden. Somit mussten nur kleine
Teile nachbearbeitet werden. Zwar spielt die Story mehr oder minder
wieder in Echtzeit - wie beim Experiment "Die Musik stirbt zuletzt"
im Sommer - doch diesmal wurde alles gut inszeniert, mit Schnitten
versehen und aus mehreren Kamera-Perspektiven festgehalten, wie es
eben das geübte Krimi-Auge gewohnt ist.
Der Krimi ist kurzweilig mit realistischen Figuren gespickt,
spannend bis zum Schluss und mit guter Musik untermalt. Zugegeben:
Die Idee, ein Kammerspiel während einer Entführungsszenerie zu
zeigen, ist natürlich alles andere als neu. Dennoch sieht man immer
wieder gerne zu, wie eine Verzweiflungstat immer mehr ausartet.
Einziges Manko: das überdramatische Ende, bei dem die Macher
vielleicht ein wenig über die Stränge schlugen.
Bleibt nur noch die Frage, warum eigentlich so viele Tatort-Teams erst ihre besten Fälle zeigen, wenn ihr Ende bereits beschlossen ist?
(mit Material von Spot On News)