Tatort "Vom Himmel hoch": Der Anfang vom Ende?

Tatort Ludwigshafen: Johanna Stern (Lisa Bitter) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in einem misslungenen Polit-Thriller. © SWR/Alexander Kluge
"Vom Himmel hoch", dieser Titel für den Tatort klingt recht weihnachtlich und damit perfekt passend für den 9. Dezember. Da hört die Harmonie aber auch gleich wieder auf, denn weder die (zu) vielen Themen dieses Lena-Odenthal-Falles noch die Umsetzung ist wirklich gelungen. Das wiederum passt dann doch sehr gut zum Tatort aus Ludwigshafen.
Regisseur und Drehbuch-Autor Tom Bohn wollte einen knallharten
Polit-Thriller drehen und hat sich dafür die US Air Base in
Ramstein als Hintergrund gewählt. Ein Psychologe, der dort Opfer
von Kriegstraumata betreut, wird erschlagen in seiner Praxis
gefunden. Menschen mit unterschiedlichsten Gewalterfahrungen, von
denen sich einer möglicherweise gegen seinen Therapeuten gewandt
hat. Heather Miller (Lena Drieschner) zum Beispiel, die als
"Screener" im Drohnenkrieg eingesetzt war und heute
Ordonnanzoffizier in Deutschland ist, weil sie Depressionen bekam.
Auch die Vorgänge rund um Mirhat Rojan (Cuco Wallraff) ziehen
Lena Odenthals
(Ulrike Folkerts) Aufmerksamkeit auf sich: Der Kurde verlor bei
einem amerikanischen Drohnenangriff im Irak seine beiden Kinder,
lebt inzwischen bei seinem Bruder (Diego Wallraff) in Ludwigshafen
und ist polizeibekannt, weil er mit öffentlichen Aktionen auf sein
Schicksal aufmerksam machten wollte. Die Rojans sind von der
Bildfläche verschwunden, aber je intensiver Lena und
Johanna Stern (Lisa
Bitter) sich mit den beiden beschäftigen, desto mehr konkretisiert
sich der Verdacht, dass sie einen Drohnenanschlag planen: ein
Attentat auf Jason O'Connor (Peter Gilbert Cotton), Staatssekretär
im US-Verteidigungsministerium, der gerade in Deutschland erwartet
wird.
Lena und der Tatort sollen die Welt retten
Nach sehr viel internen Rangeleien und den unsäglichen Impro-Tatorten soll Lena Odenthal in diesem Polit-Thriller nun also die Welt retten. Eine Rolle, die ihr viele Jahre auf die Lederjacke geschrieben wurde und mit der sie in den 90ern sehr erfolgreich war. Im Jahr 2019 jedoch wirkt das Gefluche und das Getriebene jedoch anachronistisch. Powerfrauen? Gibt es am Tatort Dresden besser und glaubwürdiger? Kommissare außer Kontrolle? Gestatten, Faber! Lena Odenthal und der Tatort aus Ludwigshafen suchen nach jahrelanger Irrfahrt noch immer ihren Platz in der Tatort-Welt. Finden wird sie ihn auch mit " Vom Himmel hoch" nicht.
Es gibt Tatorte, die gefallen einem richtig gut und es gibt Krimis am Sonntagabend, die mag man einfach nicht. Eines eint allerdings die allermeisten Fälle: Sie sind gut produziert, haben einen gewissen Anspruch an sich und das Publikum, treffen aber nicht jedermanns Geschmack. Diesem Film allerdings das Prädikat "gut gemacht, aber gefällt nicht jedem" zu attestieren wäre unfair im Vergleich zu vielen anderen Filmen.
Der Anfang vom Ende für den Tatort Ludwigshafen?
Krude Geschichte, kein roter Faden, schwache Dialoge, schlechte Musik, billig inszenierte Settings, keine Spannung und eine völlig übertrieben und unrealistisch eingewobene übergeordnete Terror-Geschichte. Die Ramstein-Drohnenkrieg-Kurden-Story ist so hanebüchen, unglaubwürdig, und platt anit-amerikanisch, dass viele Zuschauer am Montagmorgen Nackenschmerzen haben werden - vom dauernden Kopfschütteln vor der Glotze. Die Figur Lena Odenthal kann nicht viel dafür, jeder Tatort-Kommissar würde in dieser Geschichte untergehen. Doch im Falle Ludwigshafen passt diese schwache Vorstellung nur allzu gut ins Gesamtbild. Der Anfang vom Ende für Lena Odenthal?