Tatort Weimar: Gar nix klar wie Kloßbrühe

Tatort aus Weimar: Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) zeigen was sie können. Und was nicht. © MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebauer
Bereits zum siebten Mal - und zum zweiten Mal in diesem Jahr - lässt das Erste an diesen Sonntag das Weimarer Tatort-Team auf seine Zuschauer los. Wer hier häufiger mitliest, der weiß dass wir Lessing und Kira Dorn sehr, sehr zugetan sind. Doch viele Tatort-Zuschauer können mit den Kommissaren und den oft etwas wirren Geschichten nicht viel anfangen, die Quoten waren bei den letzten Fällen Schwach, die Kommentare bei Facebook und Twitter abfällig. Und, so unsere Prognose, ganz ähnlich wird es auch bei "Die robuste Roswita" sein: Ein klassischer Weimar-Tatort mit gestochen scharfen Dialogen, allerlei Skurrilitäten und einer nur schwer nachvollziehbaren Handlung.
Der beste Tatort-Tod des Jahres?
Anderswo wird erschossen, erdrosselt, vergiftet. In Weimar wird
granuliert. Christoph Hassenzahl, der Geschäftsführer einer
traditionsreichen Kloßmanufaktur, wurder schockgefrostet und
anschließend zu Granulat verarbeitet. Kurz nachdem die Kommissare
Kira Dorn (Nora
Tschirner) und
Lessing (Christian Ulmen)
die Ermittlungen aufgenommen haben, taucht Hassenzahls totgeglaubte
Ehefrau Roswita (Milena Dreißig) wieder auf. Angeblich habe sie vor
sieben Jahren bei einem tragischen Unfall das Gedächtnis verloren
und ihren Lebensunterhalt seither als Toilettenfrau in einer
Autobahnraststätte am Hermsdorfer Kreuz bestritten.
Zwar finden die Ermittler heraus, dass der Abstieg von der
Kloßkönigin zur Klokönigin der Wahrheit entspricht, dennoch gerät
Roswita unter Mordverdacht. Hat sie ihr Gedächtnis wirklich erst an
dem Tag wiedererlangt, an dem ihr Mann ermordet wurde? Roswitas
neuer Lebensgefährte Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff)
schwört, dass es sich so verhält. Doch auch er ist eine
zwielichtige Figur, wovon sein teures Auto zeugt, das er sich mit
seinem kargen Verdienst niemals hätte leisten können. Steht der
plötzliche Geldsegen in Verbindung zu dem Mord?
Die Kommissare treffen auch auf Thomas Halupczok (Jörn
Hentschel), einen Kartoffelbauern, dessen Existenz durch Hassenzahl
vernichtet wurde. Auch ihm wäre der Mord zuzutrauen, zumal es sich
bei seiner Geliebten Marion Kretschmar (Anna Schäfer) um die
Managerin einer Supermarktkette handelt, die die "Hassenzahler
Kloßspezialitäten" exklusiv vertrieb und die Firma durch eine
Kündigung in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hat. Wieder mal
jede Menge los, klar wie Kloßbrühe ist hier gar nix.
Tatort Weimar oder Tatort Münster?
Wie eingangs schon erwähnt: Zuschauer, die Ulmen und Tschirner als Lessing und Dorn mögen (wie wir), werden auch " Die robuste Roswita" zu schätzen wissen. Es gibt die gewohnten Wortwitze in den Dialogen untereinander, es gibt erneut einen skurrilen Fall. Der ist komplett nebensächlich und kaum nachvollziehbar, als Tschirner/Ulmen-Fan könnte man den beiden auch 90 Minuten beim Plaudern zuhören und wäre auch glücklich. Spannung im klassischen Sinne kommt natürlich, ähnlich wie in Münster, nur bedingt auf. In schlechten Momenten ähnelt der Tatort Weimar den Münsteranern in ihrer Zotenhaftigkeit leider immer mehr, in guten Szenen hingegen blitzt das Geniale der Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger immer wieder durch.
Was tatsächlich etwas schade ist: Lessing und Dorn entwickeln sich persönlich nicht weiter. Die Geschichte des ermittelnden Ehepaars mit Kind ist kaum noch präsent, sie könnten genauso gut einfach nur Freunde oder Kollegen sein. So ist der Film zwar mit Sicherheit nicht schlecht, bleibt einem aber nun auch nicht länger als einige Tage im Gedächtnis. Dennoch sieht man den beiden irgendwie aber auch in diesem Tatort gerne bei der Arbeit zu.
(mit Material von Spot On News)