1000 Folgen "Tatort": Am Anfang war es nur ein Krimi
Maria Furtwängler und Axel Milberg bestreiten am Sonntag zusammen den 1000. "Tatort". Dass das Jubiläum mit einem Crossover zwischen Kommissarin Lindholm aus Hannover und Kommissar Borowski aus Kiel gefeiert wird, ist etwas Besonderes. Besonders waren aber auch diese Rekorde, Aufreger und Gaststars.
"Tatort: Taxi nach Leipzig" heißt der Jubiläumsfall, den das Erste am 13. November um 20:15 Uhr ausstrahlt. Es ist nicht nur der 1000. "Tatort", sondern ein Crossover zwischen Hannover und Kiel: Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) und ihr Kollege Borowski (Axel Milberg) ermitteln dieses Mal gemeinsam. Der erste "Tatort" wurde am 29. November 1970 ausgestrahlt und hieß: "Taxi nach Leipzig"! In der Zwischenzeit hat sich der Sonntagskrimi zum Kult-Format entwickelt - Rekorde, Aufreger und Gaststars inklusive.
Am Anfang war es nur ein Krimi
Ursprünglich war "Taxi nach Leipzig" (1970) mit Kommissar Paul Trimmel (Walter Richter) kein "Tatort", sondern einfach ein TV-Krimi. Doch als die ARD-Fernsehspielchefs eine Krimireihe beschlossen, musste schnellstmöglich ein Film her, der als "Tatort" ausgestrahlt werden konnte. Und so wurde der damals bereits fertiggestellte, vom NDR produzierte Krimi kurzerhand zum Auftaktfilm der Reihe gemacht. Auch andere ARD-Sendeanstalten zeigten zunächst Filme, die ursprünglich nicht als "Tatort" geplant waren. Das einheitliche Format entwickelte sich erst im Laufe der Zeit.
Die Quotenkönige
Der erfolgreichste "Tatort" aller Zeiten ist "Rot - rot - tot" (SDR) mit Kommissar Eugen Lutz (Werner Schumacher) als Ermittler. Ausgestrahlt wurde die Folge am 1. Januar 1978 und gesehen von 26,57 Millionen Zuschauern. Als die Privatsender in den 1980er Jahren an den Start gingen, sanken die Quoten auf ein deutlich niedrigeres Niveau.
Gemessen daran stammt die nächste Rekordmarke aus Hamburg: 15,86 Millionen Zuschauer sahen 1992 "Stoevers Fall" mit dem unlängst verstorbenen Schauspieler Manfred Krug und seinem Kollegen Charles Brauer als Hauptkommissare Stoever und Brockmöller. Platz 3 bis 6 stammen ebenfalls aus dem Jahr 1992: "Experiment" mit 15,29 Mio. Zuschauern (ebenfalls mit Krug und Brauer), "Tod eines Wachmanns" (14,26 Mio., Lüttge und Behrendt), "Der Mörder und der Prinz" (14,09 Mio., Lüttge und Behrendt) und "Verspekuliert" (13,66 Mio., von Hassel).
An siebter Stelle folgen mit Thiel und Boerne (Jan Josef Liefers, Axel Prahl) die beliebtesten Kommissare der Neuzeit. Ihre Quote steigt stetig an. "Schwanensee" (2015) wollten satte 13,63 Millionen Zuschauer sehen. Damit übertrumpften die Münsteraner Ermittler auch Til Schweigers Debüt-Folge "Willkommen in Hamburg" (2013), bei der 12,57 Millionen Zuschauer einschalteten.
Diese Folgen hatten ein Vor- oder Nachspiel
Manchen Folgen stehen für sich, andere hatten aber auch ein Nachspiel. Als im "Tatort: Der tiefe Schlaf" (2012) mit den Münchner Kommissaren Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) der nervige Assistent Gisbert Engelhardt stirbt, ist der Zuschauer-Protest riesig. Und weil der BR ohnehin schon länger einen eigenen Franken-"Tatort" plante, machten die Verantwortlichen den Engelhardt-Darsteller Fabian Hinrichs kurzerhand zum neuen Kommissar Felix Voss in Nürnberg. Mit "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" und 12,11 Mio. Zuschauern feierte er 2015 seinen Einstand.
Auch der inzwischen vielfach ausgezeichnete "Tatort: Im Schmerz geboren" (2014) schlug hohe Wellen dank Leichenrekord und Tarantino-Style. Der Wiesbadener Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) lieferte sich darin ein wahnwitziges Duell mit seinem Gegenspieler Ulrich Matthes. Der Fall gipfelte in 51 Toten. Nicht nur das viele Blut, auch die Bildästhetik erinnerte an jene von US-Kult-Regisseur Quentin Tarantino ("Kill Bill").
Das "Tatort"-Jahr 2014 startete sehr emotional mit dem Tod der Assistentin der Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär). In dem spannenden Drama wird Franziska (Tessa Mittelstaedt) bei einer Geiselnahme im Gefängnis getötet. Wegen der angeblich zu brutalen Bilder wurde der "Tatort: Franziska" zum ersten Mal nicht auf dem angestammten Sendeplatz ausgestrahlt, sondern erst um 22:00 Uhr.
Prominente Gastauftritte
Und natürlich gab es auch immer mal wieder spektakuläre Gaststars im Kult-Krimi. So konnten die "Tatort"-Fans Superstar Helene Fischer an Neujahr 2016 als Leyla bestaunen. Til Schweiger machte seine geheime Hauptdarstellerin im "Tatort: Der große Schmerz" mit dunkler Perücke allerdings fast unkenntlich.
Es ist noch gar nicht so lange her, da mischte schon mal eine Schlagergröße beim Sonntagskrimi mit. In "Summ, Summ, Summ" (Münster, 2013) spielte Roland Kaiser den Sänger Roman König, der von einem Fan bedroht wird.
"Gib dem Kaninchen eine Möhre extra! Es hat uns das Leben gerettet... Tschüss!" In der Liste der skurrilsten Promi-Auftritte steht der ehemalige Fußball-Bundestrainer Berti Vogts mit seinem Gastspiel in "Habgier" 1999 bisher unangefochten auf Platz eins.
Weitere unerwartete Gaststars im "Tatort" waren der mittlerweile verstorbene Modezar Rudolph Moshammer und seine Hündin Daisy ("Blaues Blut", 2000), Dieter Bohlen ("Moltke", 1988) oder Udo Lindenberg ("Kneipenbekanntschaften", 1974). Außerdem gaben sich in den vergangenen Jahren unter anderem Boxer Arthur Abraham, "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow oder auch Jörg Pilawa die Ehre.
Die Leichen im Keller
Sagenumwoben sind die sogenannten "Giftschrank-Folgen". Diese Fälle dürfen aus den unterschiedlichsten Gründen bis auf weiteres nicht wiederholt werden: "Wem Ehre gebührt" (NDR, 23.12.2007) zog damals den Zorn der alevitischen Gemeinde auf sich, die dem Film vorwarf, alte Vorurteile zu befeuern. "Der gelbe Unterrock" (SWF, 10.02.1980) wurde vom SWF schlicht und ergreifend als zu schlecht eingestuft. Außerdem gesperrt sind: "Der Fall Geisterbahn" (HR, 12.2.1972), "Mit nackten Füssen" (HR, 09.03.1980), "Tod im Jaguar" (SFB, 09.06.1996) und "Krokodilwächter" (SFB, 10.11.1996).