"Better Call Saul": Für wen lohnt sich das Einschalten?

Nur zwei Tage nach dem US-Start bringt Netflix das "Breaking Bad"-Spin-off "Better Call Saul" auch nach Deutschland. Doch lohnt sich für das Prequel zur Kultserie ein Abo beim Video-on-Demand-Anbieter? Wir haben die ersten beiden Folgen gesehen.
Von wenigen Serienstarts wurde in den letzten Monaten so ein Aufheben gemacht wie von "Better Call Saul". Der im Sumpf aus Drogen und Gewalt von "Breaking Bad" fast schon liebenswürdig anmutende Anwalt Saul Goodmann (Bob Odenkirk, 52) tritt mit dem Prequel aus dem Schatten seiner berühmt-berüchtigten Klienten Walter White (Bryan Cranston, 58) und Jesse Pinkman (Aaron Paul, 35).
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Entsprechend ruhiger, aber doch sehr vertraut beginnt das Spin-off. Die Farbgebung, die ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, die Dialoge, all das trägt die Handschrift des "Breaking Bad"-Produzenten Vince Gilligan, der sich auch für "Better Call Saul" verantwortlich zeichnet. Auch die Ausgangslage ist ähnlich: Wie Walter White ist auch Jimmy McGill (so Goodmans bürgerlicher Name) ein klassischer Durchschnittstyp mit Hang zum Versagen.
Die Geschichte
Als Strafverteidiger in Albuquerque, New Mexico, hält sich McGill mehr schlecht als recht über Wasser, und kümmert sich zudem noch um seinen ungleich erfolgreicheren Bruder Chuck, der durch eine psychische Erkrankung gezwungen wurde, seinen Job als Partner einer Anwaltskanzlei auf Eis zu legen und sich zuhause vor elektromagnetischer Strahlung versteckt - ohne Strom also, beim Schein von Gaslampen und mit Essen auf der Camping-Kühlbox. Dies, Streitereien mit Parkplatzwächter Mike (mit Jonathan Banks, 68, ebenfalls ein alter Bekannter aus "Breaking Bad") und einsame Stunden ohne einen einzigen Anruf in seinem Büro - auf Erbärmlichste eingeklemmt im Heizungsraum eines Thai-Fußpflege-Studios - bestimmen McGills Alltag.
Als er auch noch einen der wenigen potenziellen Fälle an Chucks ehemaligen Partner verliert, ersinnt er eine Gaunerei, um den Klienten doch noch zu bekommen... und das Unheil nimmt seinen Lauf. Und spätestens in den letzten Sekunden der ersten Folge - Achtung: Spoiler! - wird "Breaking Bad"-Fans das Herz aufgehen. Denn zum einen feiert der durchgeknallte Drogendealer Tuco Salamanca (Raymond Cruz, 53) sein Comeback, zum anderen endet die Folge mit einem typischen Cliffhanger à la Vince Gilligan: mit McGills Blick in Salamancas Revolverlauf. Als die 2. Folge dann auch noch mit einem Schwenk über die Fans nur allzu vertraute Wüstenlandschaft außerhalb Albuquerques beginnt, dürften die letzten Zweifel ausgeräumt sein.
Fazit: Lohnt es sich?
"Better Call Saul" hat also alles, was sich "Breaking Bad"-Junkies auf Entzug nur wünschen können. Das eher depressive Setting, die ebenso genialen wie gewöhnungsbedürftigen Kamerafahrten und einen mittelmäßigen Protagonisten, mit dem man sich wunderbar identifizieren kann. Hinzu der Schuss brachialen und immer wieder überrumpelnden Wahnsinns, der sich im Laufe der zweiten Folge ausbreitet und Lust auf die bisher bestätigten 23 Folgen in zwei Staffeln macht.
Einziger Wermutstropfen für Kenner der Vorgänger-Serie: Auch wenn Goodman noch McGill heißt und, wo immer es das Geld erlaubt, seinen hehren Moralvorstellungen treu bleibt, wissen sie, wo das alles endet. Aber das ist ein genereller Prequel-Fluch - und sollte auch Neueinsteiger nicht davon abhalten, die Serie zu schauen, die viel mehr zu werden scheint als nur ein "Breaking Bad Light".