"Der Bergdoktor": Eine Erfolgsgeschichte

"Der Bergdoktor" feiert gleich ein doppeltes Jubiläum: Seit zehn Jahren läuft die Serie mit Hans Sigl in der Titelrolle im ZDF, und mit "Höhenangst" läuft schon die 100. Folge über den Bildschirm.
Knapp zehn Jahre, hundert Folgen und ein beständiges Millionenpublikum - das ist die Bilanz von "Der Bergdoktor" mit Hans Sigl (48) in der Titelrolle. In einer Zeit, in der die Sender händeringend nach funktionierenden Formaten suchen und mit großen Samstagsabend-Shows oder Live-Events öfter scheitern als triumphieren, ist "Der Bergdoktor" eine Institution im deutschen Fernsehen. Am 4. Januar (20:15 Uhr im ZDF) geht die Erfolgsserie in die elfte Staffel.
Den Auftakt macht die 100. Folge in Form eines Winterspecials, in dem es für Dr. Martin Gruber besonders dick kommt: Ein Bergunfall, eine Lawine und eine Notoperation im Freien sind nur einige der dramatischen Umstände, denen sich der Bergdoktor stellen muss.
Der bisherigen Bilanz zufolge dürfen die Produzenten sich wieder auf Traumquoten freuen. Doch warum ist die Sendung auch nach zehn Jahren noch so ein großer Erfolg?
Der Doktor
Ein großer Faktor ist der Protagonist und nicht zuletzt sein Hauptdarsteller: Der Österreicher Hans Sigl spielt Dr. Martin Gruber seit zehn Jahren und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Serie vom Heimatkitsch freistrampeln konnte. Er war nie der lieblich lächelnde Arzt, dem die Frauen vertrauen, sondern ein authentischer und angenehm fehlerbehafteter Mediziner.
Waren Gerhart Lippert (80) und Harald Krassnitzer (57, "Tatort") in der Sat.1-Version des "Bergdoktor" noch von den Konventionen des Genres eingeengt, genoss Sigl es beim ZDF-Neuanfang 2008, in Zusammenarbeit mit den Machern und Kollegen, "die Serie zu entkitschen", wie er es in der "Süddeutschen Zeitung" formulierte.
"Guilty Pleasure" für die ganze Familie
Nicht zuletzt wegen seiner verkitschten Anfänge hatte Sigl manchmal "das Gefühl, ich drehe Pornos", wie er dem Magazin "Bunte" einst verriet, "weil die Leute hinter vorgehaltener Hand sagen: 'Psssst, ich hab's geguckt'". Für viele also ein heimliches Vergnügen, doch sind es Personen allen Alters, die im Flüsterton von der Serie Schwärmen. Sämtliche Generationen vor dem Bildschirm zu versammeln, ist ein oft versuchtes und selten erreichtes Unterfangen in der Branche, doch "Der Bergdoktor" ist ganz klar Familiensache. Dabei macht die Heimatserie es sich bei Weitem nicht immer leicht.
Ein bodenständiges Format mit Mut
Inmitten von beständigem Familiendrama und Liebeswirren scheuen die Autoren auch vor schwierigen Themen wie Suizid oder Sterbehilfe nicht zurück. Im März nimmt Gruber sich eines Transgender-Mädchens an und greift damit ein Thema auf, das selbst in einer zunehmend toleranten Gesellschaft oft auf Unverständnis stößt. So versauert die Serie nie im Stillstand, sondern geht mit der Zeit. Extreme erzählerische Experimente wie beim "Tatort", die zuletzt bisweilen mit narrativem Wirrwarr drohten, Zuschauer zu vergraulen, gibt es freilich nicht. "Der Bergdoktor" ist und bleibt ein Format für die Massen - und die danken es ihm mit beständigen Quoten.