"Finsterworld": Darum ist der schräge Episodenfilm so besonders

"Finsterworld" - mit einem Debüt so viel Aufmerksamkeit zu erregen, wie es Frauke Finsterwalder gelungen ist, kommt selten vor. Das macht den Film so besonders.
Eingesperrt im KZ-Verbrennungsofen, Plätzchen aus Hornhaut, Tierfell-Fetisch etc. Wie man mit solch exzentrischen Themen Film-Experten und -Fans beeindrucken kann, demonstrierte die Hamburger Regisseurin Frauke Finsterwalder (40) mit ihrem ersten Spielfilm "Finsterworld". Der Film lief 2013 in den Kinos und erfolgreich auf zahlreichen internationalen Festivals, bevor er nun am 19. Juli 2016 um 23 Uhr im Ersten seine TV-Premiere feiert.
Die einzelnen Episodenstränge
Ungewöhlich ist der Episodenfilm durch seine einzelnen Handlungsstränge, die eng miteinander verwoben sind:
Fußpfleger Claude Petersdorf (Michael Maertens) ist in Frau Sandberg (Margit Carstensen) verliebt, die im Altersheim ein einsames Leben führt. +++ Dokumentarfilmerin Franziska Feldenhoven (Sandra Hüller) scheitert an ihrer Doku über die Tristesse in Deutschland. Ihr Freund, der Polizist Tom (Ronald Zehrfeld), hat ein pelziges Geheimnis. +++ Die abgeklärten früheren Yuppies Inga (Corinna Harfouch) und Georg (Bernhard Schütz) haben zu allem eine Meinung und eine symbiotische Beziehung zueinander. +++
Geschichtslehrer Nickel (Christoph Bach) besucht mit seiner Abiturklasse eine KZ-Gedenkstätte: Auf dieser Reise erniedrigen Maximilian (Jakub Gierszal) und Jonas (Max Pellny) ihre Klassenkameraden Dominik (Leonard Scheicher) und Natalie (Carla Juri) und stellen ihrem Lehrer eine grausame Falle. +++ Der im Wald lebende Einsiedler (Johannes Krisch) läuft Amok, nachdem Jugendliche seine Hütte zerstört haben...
Der Preisregen
Der Film wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch auf vielen internationalen Festivals präsentiert. Würde "Finsterworld" heute nochmal in den Kinos starten, wäre kaum genug Platz auf dem Plakat, um alle Preise darauf zu platzieren. Bei den deutschen Experten kamen Macher und Darsteller des "idyllesabotierenden Heimatfilms", wie der Verleih ihn nennt, ebenfalls gut an:
Deutscher Schauspielpreis für Michael Maertens, Deutscher Filmpreis LOLA für Sandra Hüller, Regiepreis Metropolis für Frauke Finsterwalder für den besten Debütfilm, Preis der deutschen Filmkritik in der Kategorie bestes Drehbuch. Außerdem gab es beim Kinofest Lünen 2013 "Die Perle" und bei der "Cologne Conference 2013" den TV Spielfilm-Preis.
Und die Deutsche Film- und Medienbewertung zeichnete den Film mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. Im gleichen Jahr wurde auch der Sci-Fi-Thriller "Gravity" mit diesem Prädikat bedacht.