Iris Berben: Hose, Bluse, Blazer - fertig ist die Uniform

Iris Berben spielt in "Die Eisläuferin" eine Kanzlerin, die Angela Merkel optisch sehr ähnelt. Was die Schauspielerin über den Mode-Stil der echten Kanzlerin denkt, hat sie im Interview erklärt. Woran man echtes Engagement erkennt ebenfalls.
Mode, Frisur, Körpersprache... Bundeskanzlerin Angela Merkel (61) hat ihren Stil gefunden. Kanzlerin Katharina Wendt im TV-Film "Die Eisläuferin" (16.9., 20.15 Uhr, das Erste), gespielt von Iris Berben (65), auch. Den Unterschied erklärt die Schauspielerin im Interview. Doch weil es in dem satirischen Polit-Märchen auch um das Vergessen geht - einem der Themen, für die sich die Präsidentin der Deutschen Filmakademie seit Jahrzehnten engagiert -, hat spot on news außerdem nachgefragt, was sie von Til Schweigers (51) gesellschaftlichem Engagement und von der rechten Hetzte im Netz hält.
In "Die Eistänzerin" geht es zwar um eine fiktive Kanzlerin. Optisch ähneln Sie Angela Merkel im Film allerdings sehr. Warum?
Iris Berben: Als satirisches Politik-Märchen ist die Geschichte viel zu weit entfernt von einer Realität und vor allem auch der Seriosität unserer Kanzlerin. Nichts an dem Film ist biografisch, das Privatleben ist frei erfunden. Dennoch haben wir uns ein paar optische Details von Angela Merkel stibitzt. Die bunten Farben ihrer Blazer mochten wir sehr. Mit der Perücke haben wir ebenfalls nachgeholfen und die Kanzler-Raute ist natürlich auch etwas, an dem man sich sehr schön orientieren kann. Wir haben aber Elemente ausgewählt, die nie in irgendeiner Weise denunzieren sollen. Es ist eher als Augenzwinkern zu sehen.
Sie haben den Mode-Stil der Kanzlerin mit kleinen Drehs ein bisschen abgewandelt...
Berben: Das stimmt. Wir habe hier eine Perlenkette dazu kombiniert, da eine Naht anders gesetzt und schon wirkt es ganz anders. Das ist die große Leistung der Kostümbildner. Nicht umsonst ist das eine wichtige Kategorie bei Preisverleihungen.
Was halten Sie denn vom Mode-Stil der echten Kanzlerin?
Berben: Ich sehe die Farben, ich sehe die Blazer. Andererseits könnte sie sich auch immer in einem schwarzen Hosenanzug hinstellen. Ihre Blazer.Hosen-Kombination finde ich insofern gar nicht so schlecht. Bei ihren vielen Reisen und Auftritten ist das etwas, womit du relativ unangestrengt immer gut angezogen bist. Das weiß ich von mir selbst: Hose, Bluse, Blazer ist eine Art Uniform, mit der man wenig falsch machen kann.
Für Designer Guido Kretschmer (50) sind Sie der schönste Star Deutschlands: "Sie hat eine Klasse, die kann man nicht lernen." Kann man das wirklich nicht lernen?
Berben: Klasse kann man bestimmt nicht lernen. Für Stil gibt's Stil-Berater. Viele Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen werden ja angezogen. Manche lernen es mit der Zeit, andere brauchen ein Leben lang Berater. Ich finde toll, dass es diesen Beruf gibt, für mich kommt das allerdings nicht infrage. Ich mag Mode sehr, weil es auch ein Stück Kultur ist. Außerdem hat Mode mit Respekt zu tun. Wenn es bei einer Veranstaltung einen Dresscode gibt, sollte man sich aus Respekt entsprechend kleiden, finde ich. Mir fällt das nicht schwer, weil mir Mode Spaß macht.
Sie engagieren sich nicht nur für Film, Filmschaffende und Kultur. Sie sind auch politisch interessiert und engagieren sich schon lange gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und das Vergessen. Warum?
Berben: Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der es selbstverständlich war, die Gesellschaft mitzuprägen. "Wir sind die Gesellschaft", das habe ich verinnerlicht. Trotzdem kann man ein solches Engagement von Einzelpersonen nicht einfordern, wohl aber von einer Gesellschaft. Das tue ich auch - und deshalb mache ich diese vielen Lesungen. Es kann nicht sein, dass wir uns nur an Gedenktagen daran erinnern. Es soll Alltag werden.
Woran kann man erkennen, ob ein solches Engagement PR für einen Film etc. ist, oder ein ehrliches Bedürfnis?
Berben: Mit diesem Vorurteil müssen wir Künstler leben können. Vor 30 oder 40 Jahren wurde ich das auch manchmal gefragt. Irgendwann hörte es aber auf, weil vielen klar wurde, dass niemand 40 Jahre lang PR für irgendwas braucht. Außerdem bekommt man bei Themen wie meinen auch Resonanz, die sicher nicht nur positiv ist. Denn wir leben inzwischen in einer Gesellschaft, in der man sich für so manche Gesinnung nicht mehr schämt.
Ihr Kollege Til Schweiger steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt einer gesellschaftlichen Diskussion. Sein Umgang mit dem Thema Flüchtlinge polarisiert sehr...
Berben: Das stimmt. Auch ihm wurden erst PR-Zwecke vorgeworfen. Das ist allerdings besonders absurd. Er hat die höchsten Quoten und Zuschauerzahlen und es wahrlich nicht nötig, irgendetwas in dieser Form zu vermarkten. Ich glaube einfach, dass Til ein Mensch ist, der ganz emotional auf etwas reagiert, was viele von uns fassungslos macht. Ein Flüchtlingsheim bauen zu wollen, hat nichts mit PR zu tun.
Die Wut über sein Engagement schlug ihm ja vor allem bei Facebook entgegen. Was halten Sie davon?
Berben: Wir haben nun mal diese Möglichkeit, dass Menschen im Netz ungestraft alles veröffentlichen dürfen. Ich habe zwar keine Social-Media-Accounts, Feedback bekomme ich aber natürlich trotzdem. Wenn es beleidigend oder sträflich ist, lasse ich es anzeigen.
Zum Schluss nochmal zurück zum Film "Die Eisläuferin". In einer lustigen Szene geht es um den Telefonspeicher der Kanzlerin: "1: Bundespräsident, 2: Friseur, ...". Wer steht bei Ihnen auf Platz 1 bis 3?
Berben: Ganz oben steht nur meine Familie! Die erste berufliche Nummer ist dann mein Büro.