So wird der "Tatort: Der Mann, der lügt" aus Stuttgart

So hat man einen "Tatort" noch nicht gesehen: In "Der Mann, der lügt" wechseln die Macher kurzerhand die Perspektive und führen den Zuschauer nicht an der Hand der Kommissare durch den Film. Dieses Experiment sollte man sich nicht entgehen lassen!
Spannendes Experiment im kommenden "Tatort: Der Mann, der lügt" am Sonntag, den 4. November, ab 20:15 Uhr im Ersten. Die Geschichte eines Mordes an einem Vermögensberater und das gleichzeitige Verschwinden seines Sohnes wird dieses Mal nicht aus der Sicht der Kommissare erzählt, sondern aus der Perspektive des Hauptverdächtigen. Das bedeutet auch, dass der Zuschauer nicht weiß, was Lannert und Bootz bereits gegen Jakob Gregorowicz in der Hand haben. Zu experimentell oder eine gelungene Abwechslung im ansonsten etwas eintönigen "Tatort"-Alltag?
Darum geht's
Erst mal ist es nur eine kurze Befragung. Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, 63) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 40) ermitteln im Mordfall des Anlageberaters Uwe Berger und wollen von Jakob Gregorowicz (Manuel Rubey, 39) wissen, warum sein Name im Terminkalender des Ermordeten stand. Ein Irrtum, antwortet Jakob, er sei keineswegs mit dem Opfer verabredet gewesen, und glaubt die Sache damit erledigt. Doch schon bald können die Kommissare ihm nachweisen, dass seine Aussage unvollständig war. Sie bohren immer weiter nach, reden auch mit seiner Frau Katharina (Britta Hammelstein, 37).
Jakob meint, plausible Erklärungen zu liefern, aber es tauchen neue Unstimmigkeiten auf. Da hilft es auch nicht, dass er versucht, Spuren zu beseitigen. Im Gegenteil, immer wieder bitten die Kommissare ihn zum Gespräch ins Präsidium, weil sie neue Indizien finden. Bald stellt auch Katharina Fragen, sie bekommt Zweifel an den Aussagen ihres Mannes. Jakob gerät in Bedrängnis, weil so manches zum Vorschein kommt, das er lieber im Verborgenen belassen hätte. Er wird immer unsicherer, die Kommissare immer beharrlicher. Als Jakob zugeben muss, dass er mit Uwe Berger verlustreiche Geschäfte gemacht hat, wird er zum Hauptverdächtigen.
Lohnt sich das Einschalten?
Absolut! Dieser ungewohnte Perspektiv-Wechsel ist nicht nur eine gute Theorie auf dem Blatt Papier, sondern wurde von den Machern auch elegant, spannend und vor allem realistisch umgesetzt. Der Zuschauer wird sowohl über die eigentliche Tat als auch über das Wissen und den Ermittlungsstand der Kommissare im Unklaren gelassen. Ein absolut gelungenes Experiment, das Spannung von der ersten bis zur letzten Minute garantiert.
Das erfahrene, eingespielte und starke Ermittler-Duo Lannert und Bootz spielt in diesem Krimi allerdings teilweise nur eine sehr untergeordnete Rolle. Für Fans möglicherweise ein kleiner Wermutstropfen, dem starken Film tut dies allerdings überhaupt keinen Abbruch. Einziger Minuspunkt: Die Traumsequenzen bzw. Flashbacks von Gregorowicz wirken unpassend und reißen ohne Not aus der spannenden Geschichte heraus. Überflüssig...