So wird der "Tatort" am Sonntag
Letzter Einsatz für Joachim Król alias Kommissar Steier: Mit "Das Haus am Ende der Straße" verabschiedet sich der stets schlecht gelaunte Ermittler vom "Tatort". Doch nicht nur seine genervten Kollegen sind am Ende traurig über den Abgang des kauzigen Schluckspechts.
Es gibt nichts mehr zu tun für Joachim Króls "Tatort"-Kommissar Frank Steier. Saufen will er nicht mehr und den Glauben daran, mit seiner Arbeit als Polizist der Gerechtigkeit genüge zu tun, hat er längst verloren. Er ist nicht mehr der Held in seinem Film, er ist zum Zuschauer degradiert. Bei seinem letzten Einsatz wird ein kleines Mädchen getötet, der Täter - von Steier vor Gericht identifiziert - wird laufen gelassen: Der Kommissar hatte zum Zeitpunkt der Tat noch Restalkohol im Blut, seine Aussage wird deshalb nicht zugelassen. Steier gibt seine Dienstmarke ab und beschließt, frei von allen polizeilichen Zwängen, den Mörder des kleinen Mädchens selbst zur Strecke zur bringen.
Er lädt seine Pistole und verfolgt Nico (Maik Rogge), der die tödlichen Schüsse auf die Kleine abgegeben hat. Gemeinsam mit seinem Bruder und dessen Junkie-Freundin plant der bereits das nächste Ding, doch geht ein Einbruch in eine Villa gehörig schief. Die Drei werden vom Nachbarn Rolf Poller (Armin Rohde) überrascht und verfolgen diesen bis in sein eigenes Haus, wo sie den Zeugen töten wollen. Im letzten Moment werden sie daran von Steier gehindert. Doch statt sich bei seinem Lebensretter zu bedanken, bringt der eben noch mit dem Tod ringende Poller nicht nur die Gangster in seine Gewalt, sondern auch Kommissar Steier. Sein Plan: Er möchte ein letztes Exempel statuieren und dabei notfalls nicht nur sich selbst opfern.
Blutgericht in Frankfurt
Hinter dem klassischen Rache-Plot verbirgt sich ein mit 70er-Jahre- und B-Movie-Referenzen (der Abspann "Texas Chainsaw Massacre" ist in einer Szene zu sehen) gespicktes "Tatort"-Highlight. Neben der erstklassigen Besetzung begeistert erneut das Drehbuch von Autor Michael Proehl, der zuletzt mit dem Tukur-Meisterwerk "Im Schmerz geboren" für Aufsehen sorgte. Regisseur Sebastian Marka inszeniert in diesem Kammerspiel das titelgebende "Haus am Ende der Straße" als Furcht einflößende Bühne, auf der die Spannung kontinuierlich einem unheilvollen Höhepunkt entgegensteuert.
Neben all der vordergründigen Dramaturgie verstecken sich aber auch der ewige Diskurs über Recht und Gerechtigkeit und die Grenzen eines Rechtsstaats nicht. Rohdes Ex-Cop und Króls Kriminaler im Ruhestand haben beide Krater in ihrer Biografie und finden sich zu Beginn in ähnlich ausweglosen Situationen. Doch Poller hat die rote Linie bereits überschritten und versucht nun, auch Steier mit seinem blinden Verlangen nach einer höheren Gerechtigkeit anzustecken. Es ist dabei eine besondere Freude dem Vulkan Rohde und dem völlig unprätentiösem Król bei der Arbeit zuzusehen.
Fazit
Die Messlatte lag angesichts der starken Frankfurter "Tatort"-Historie hoch, aber mit "Das Haus am Ende der Straße" bekommt Joachim Króls Kommissar das Denkmal, das er nach einer außergewöhnlichen Karriere verdient.