Walter Sittler: "Sex-Szenen können auch entgleiten"

Ein Traum-Wochenende steht den Fans des Schauspielers Walter Sittler bevor, denn der Künstler ist in gleich zwei Produktionen zu sehen. In einer davon geht es nicht nur um das Älterwerden, sondern auch um Sex. Wie sich solche Szenen anfühlen, erklärt er im Interview.
Walter Sittler (62), den die meisten Zuschauer als jovialen Hotel-Direktor in der Erfolgsserie "girl friends - Freundschaft mit Herz" (1995-2004) und als Chefarzt in der zweifach mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten TV-Serie "Nikola" (1997-2005) - beide mit Mariele Millowitsch (59) - kennen und lieben gelernt haben, ist nach wie vor ein vielbeschäftigter Schauspieler. Allein dieses Wochenende laufen zwei Filme mit dem Wahl-Stuttgarter: "Alleine war gestern" (20.3., 20.15 Uhr, Das Erste) und "Der Kommissar und das Meer" (21.3., 20.15 Uhr, ZDF). Anfang April ist der in Chicago geborene Künstler zudem in der ZDF-Produktion "Das goldene Ufer" zu sehen. Grund genug für spot on news, sich mal mit ihm über Sex-Szenen, Schönheits-OPs und die Vorteile des Älterwerdens zu unterhalten.
Sie sehen toll aus. Was machen Sie dafür?
Walter Sittler: Ich achte einfach ein bisschen auf mich. Ab und zu gehen meine Frau und ich laufen und unregelmäßig auch zum Yoga. Ich gehe aber nicht jeden zweiten Tag ins Fitnessstudio, weil ich dafür keine Zeit habe.
Wären Schönheits-OPs etwas für Sie?
Sittler: Nur unter Androhung von Gewalt, roher Gewalt. Notwendige Operationen würde ich schon machen, aber keine, um vermeintlich jünger auszusehen. Kinn straffen, Po vergrößern oder Sixpack einbauen lassen - never ever!
Apropos Sixpack, wie gerne spielen Sie Sex-Szenen?
Sittler: Wenn es zum Film gehört, gut gemacht ist und man mit der Partnerin oder dem Partner gut klarkommt, ist das schön. Man muss sich im Vorfeld gut verabreden, wie man die Körperteile organisiert. Es muss ja auch gut aussehen. Sex-Szenen zu filmen, ist nicht ganz einfach, weil der Vorgang als solcher für Dritte relativ lächerlich ist: Was machen die da eigentlich? Trotzdem müssen wir es für den Betrachter schön machen.
Ist es immer nur harte Arbeit?
Sittler: Es ist Arbeit. Ich habe allerdings auch schon davon gehört, dass es entgleitet, weil die Partner sich tatsächlich erotisch voneinander angezogen fühlen. Ich selbst habe das aber noch nicht erlebt. Sinn der Sache ist es allerdings auch, dass es der Zuschauer fühlt und nicht ich.
Im Film "Alleine war gestern" (20.3., 20.15 Uhr, Das Erste) ziehen Sie mit ähnlich alten Freunden in eine WG. Was ist denn schön am Älterwerden.
Sittler: Beruflich kann ich jetzt neue Rollen spielen. Das ist ein Gewinn, denn die jüngeren Rollen habe ich ja schon gespielt. Schön finde ich auch, dass man so reich an Erfahrungen ist. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich das Chaos in der Welt leichter aushalten kann. Ich bin nicht gleichgültiger, aber gelassener geworden. Es muss nicht mehr alles sofort passieren - was den Wahnsinn natürlich nicht besser macht.
Welche Rolle spielt Ihre Familie dabei?
Sittler: Meine Familie ist in den vergangenen 30 Jahren zu einem tollen Fundament geworden. Dafür war viel Einsatz nötig, wir hatten aber auch viel Glück. Es ist erstaunlich, was passiert, wenn man nur lange genug zusammen bleibt. Ich finde, dass es einfach immer noch besser wird. Das kann man vorher nicht abschätzen. Dieser Erfahrung berauben sich Menschen, die sich nach einer kurzen gemeinsamen Zeit wieder trennen - dafür machen sie natürlich andere Erfahrungen...
Würden Sie das Alter auch noch positiv bewerten, wenn Sie nach einem Schlaganfall beeinträchtigt wären?
Sittler: Ich glaube nicht, dass ich das super finden würde. Aber es ist natürlich etwas, das passieren kann. Das Päckchen muss man halt dann tragen. Jeder hat sein Päckchen. Manche Menschen müssen in einer solchen Situation vor allem eines lernen: Hilfe annehmen. Ich hoffe, dass ich das kann, sollte es bei mir mal so weit sein.
Wie kann man das schaffen?
Sittler: Großzügig werden, den anderen und sich selbst gegenüber. Nicht denken: Ich bin groß und stark und kann alles alleine. Niemand kann alles alleine. Es ist gut, das rechtzeitig zu lernen. Man lernt es aber auch übers Älterwerden. Mit 25 denkt man: "Die Welt gehört mir." Dabei gehört sie niemandem.