Vielleicht erinnern Sie sich an die Story: Kurz vor Weihnachten
hatte der neue Mégane in einem sonnig-sandigen Techtelmechtel mit
VW Golf und Opel Astra nahe Lissabon seinen ersten, bereits
vielversprechenden Auftritt.
Und nun wird es ernst. Keine Sonne, kein Strand, dafür mit 308,
Leon und Golf drei harte Gegner, knallharte Mess-, Verbrauchs- und
Vergleichsfahrten sowie die strengen Blicke der Tester.
Ist der neue Mégane schnell, sparsam und komfortabel? Die
Einrichtung – fein oder enttäuschend nüchtern? Diesen Fragen gehen
wir auf den Grund und zeigen, was die französische Golf-Alternative
tatsächlich kann.
Fahrwerk und Lenkung überzeugen schon mal. Renault hat es
vermieden, den Mégane komplett auf Dynamik zu trimmen. Der Franzose
liegt mit seiner ausgewogenen Abstimmung genau richtig und nahe am
Golf.
So federt der Renault sehr anständig, fängt Straßenschäden
gekonnt ab und bleibt selbst beladen auf der Rüttelstrecke gelassen
und spurstabil. Lediglich beim Bremsen patzt der Renault. 65,1m
braucht er aus 130 km/h. Das ist enttäuschend. Ein Leon steht da
7,1 Meter früher!
Bei den Fahrleistungen kann der Mégane ebenfalls nicht
vollständig mit der Konkurrenz mithalten. Dabei sei erwähnt: In
diesem Vergleich tritt der kleine Diesel mit 130 PS an.
Ein stärkerer Biturbo mit 165 PS kommt erst im Herbst. Insofern
kann man verstehen, dass er seinen 150 PS starken Gegnern sowohl im
Sprint als auch im Durchzug teils deutlich unterlegen ist.
Zumindest beim Testverbrauch mit 5,9 Litern kann sich das kleine
Aggregat aber behaupten.
Tja - der Golf. Um ihn in all seiner Ausgewogenheit zu besiegen,
bedarf es schon all seiner Qualitäten plus des Kofferraums eines
Octavia plus der Handling-Qualitäten eines Leon. Er macht einfach
vieles richtig gut.
Der Golf gibt sich herrlich ausgewogen, fängt harte Stöße ebenso
gelassen ab wie fiese Querfugen und schaukelt nicht über lange
Wellen. Selbst beladen leistet er sich keine Schwächen.
Und sollte es dennoch mal flotter ums Eck gehen, unterstützt
seine feinfühlige und präzise Lenkung bereitwillig jede Aktion.
Allerdings reden wir hier von einem Golf mit Adaptivfahrwerk für
zusätzliche 1.035 Euro. Der Mégane erledigt diese Aufgaben ähnlich
souverän - ganz ohne Regelventile.
Über den 2.0 TDI, der im Golf einen Tick sparsamer und leiser
ist als im Leon, haben Sie eigentlich schon fast alles gelesen.
Kultiviert, sparsam und durchzugsstark verhilft er auch dem
Wolfsburger zu sportlichen Fahrleistungen.
Viel Fahrspaß für vergleichsweise kleines Geld. Der Seat Leon
ist ein idealer Partner, sobald es auf launige Kurvenhatz geht.
Ausgerüstet mit einer sogenannten Progressivlenkung und adaptiven
Dämpfern lenkt er sehr zielgenau und direkt ein.
Dabei bleibt er selbst im Grenzbereich lange neutral und
verlässlich. Gucken Sie sich seinen Speed im doppelten Spurwechsel
ohne ESP an. 139,9 km/h. Der gewiss nicht träge Golf ist fast 5
km/h langsamer. Wow.
Die ganze Dynamik geht jedoch zu Lasten des Komforts. Straffer
wie der Leon federt hier keiner der Kandidaten. Auch sonst wirkt
der Spanier nicht so geschliffen wie sein Konzernbruder oder der
Mégane.
Der Zweiliter-TDI ist identisch mit dem des Golfs. Allerdings
ist er im Leon akustisch etwas schwächer isoliert. Dafür sind die
Fahrleistungen im leichteren Seat besser als beim
Konzernbruder.
Der Peugeot 308 ist ein eigenwilliger Typ mit viel Platz,
starkem Diesel und einem pfiffigen Interieur. Allerdings enttäuscht
das Fahrwerk. So durcheilt der fast 1,4 Tonnen schwere Peugeot
Kurven eher wankelmütig, und wer es übertreibt, der rutscht schnell
über die Vorderräder.
Als wäre das noch nicht genug, schwächelt der 308 auch beim
Komfortvergleich auf der Schlechtwegstrecke. Als Einziger gerät er
hier schnell ins Straucheln, wippt kräftig nach und geht
schließlich auf Block.
Nach so viel Gemecker noch Lob. Sein wohlerzogener
Zweiliter-Diesel mit 370 Nm hat am meisten Dampf und sorgt für die
besten Fahrleistungen bei moderatem Verbrauch.
In Sachen Preis kann der Mégane auftrumpfen. Während der Golf an
der 30.000 Euro-Marke kratzt, Seat und Peugeot sich bei 27.540 bzw.
27.000 Euro einpendeln, startet der Mégane mit der reichhaltigen
Intens-Ausstattungslinie bereits bei 25.090 Euro.
Neben den Fahreigenschaft sind natürlich auch Faktoren wie der
Nutzwert und das Raumangebot wichtig in dieser Klasse. Unsere
Redakteure haben sich die Kandidaten deshalb mal ganz genau
angesehen.
Renault setzt auf einen bunten Mix aus virtuellen Instrumenten
und Hochkant-Touchscreen. Die Kunststoffe sind soft, das
Armaturenbrett samt Tasten wohl gerundet, dazu fein eingepasste
Lichtleisten.
Ähnlich wie beim großen Bruder, dem Talisman, setzt Renault beim
Mégane auf ein virtuelles Kombi-Instrument. Die Anzeigen für
Wassertemperatur und Tank sind indes weiterhin analog.
Der wuchtige Stoßfänger behindert das Einladen. Sind die Lehnen
vorgeklappt, bleibt eine kleine Stufe. Mit 384 Litern Laderaum
liegt der Mégane gleichauf mit Leon und Golf.
Der Leon ist nicht nur beim Fahrverhalten das emotionalere Auto
als der Golf. Auch äußerlich ist der Spanier schärfer geschnitten -
mit leichten Einbußen beim Nutzwert.
Obwohl der Peugeot mit 4,25m Länge der vermeintlich kleinste
hier zu sein scheint, überrascht er im Innenraum mit viel Platz.
Ein Effekt der vergleichsweise konservativen Karosserieform.
Das Cockpit des weniger fein auftretenden 308 ist nochmals
tastenreduzierter als im Mégane. Das kleine Lenkrad suggeriert
Sportlichkeit, der das Fahrverhalten nicht standhalten kann.
Der neue Mégane legt einen starken Auftritt hin. Komfortabel,
agil und gut verarbeitet. Bei den Bremsen patzt der Franzose aber,
was ihm wichtige Punkte und Platz zwei kostet - der geht an den
Leon. Der Peugeot ist abgeschlagen auf Platz 4.
Am Ende steht somit wieder mal der Golf an der Spitze - so banal
es auch klingen mag, der Golf ist ein richtig gutes Auto.
Insbesondere mit dem kräftigen Diesel unter der Haube kann ihn kaum
jemand toppen. Das einzige was man ihm ankreiden kann ist sein
Preis.