Das Elektro-Ei muss sterben
Renault beendet die Produktion des Twizy. Der kleine Stromer wurde zwölf Jahre lang gebaut. Wir schauen zurück auf die Karriere des außergewöhnlichen Minimalisten.
Als Renault im Jahr 2009 die Studie Z.E. Concept auf die IAA stellte, schraubte man bei Tesla noch in Handarbeit am elektrischen Roadster auf Lotus-Elise-Basis herum. Eine Vorreiterrolle darf man dem winzigen Zweisitzer also auf jeden Fall attestieren. Renault hatte beim Design des Twizy eine Art überdachten Motorroller mit vier Rädern im Sinn, der vor allem in Innenstädten punkten sollte.
Das kuriose Styling mit vier außenliegenden Rädern und zentralem Fahrersitz sorgte für echte Showcar-Qualitäten; frühe Twizy-Käufer konnten sich jedenfalls über mangelnde Gesprächsangebote nicht beklagen. Mit 2,30 Meter Länge und 1,20 Meter Breite wurde durchschlängeln und quer parken zur Paradedisziplin des Twizy. Der zweisitzige Elektro-Renault wurde in zwei Varianten angeboten. Als Twizy 45 mit ebendieser Höchstgeschwindigkeit war er mit Versicherungskennzeichen und Moped-Führerschein zu fahren, während der Standard-Twizy auf maximal 80 km/h kam und eine reguläre Auto-Fahrerlaubnis verlangte (alle technischen Daten finden Sie in der Bildergalerie).
Batterie nur ausgeliehen
Um die Preise niedrig zu halten, setzte Renault anfangs auf ein neues Konzept: die Batteriemiete. Je nach vereinbarter Laufleistung zahlten Twizy-Käufer monatlich rund 50 bis 60 Euro Leasinggebühr für die Batterie, die im Eigentum von Renault blieb. Das führte zu der kuriosen und nicht eben verkaufsfördernden Situation, dass viele gebrauchte Twizy ohne Akku angeboten wurden oder der Gebrauchtkäufer in den Batterie-Leasingvertrag einsteigen musste.
Nach anfänglich recht vielversprechenden Absatzzahlen ließ das Interesse an den kleinen Stromern allerdings bereits nach kurzer Zeit nach. In Deutschland gingen die Verkäufe schon im zweiten Jahr von rund 1.800 auf rund 800 Einheiten zurück. Eine weitere Delle in der Verkaufsstatistik verursachte eine Neuregelung der EU zum Thema Leichtfahrzeuge, was bis zur entsprechenden Umrüstung der Twizy-Baureihe zwischen Sommer 2016 bis Frühjahr 2017 zu einem Bestellstopp führte.
Der zeitgenössische Test aus 2012
2019 schließlich verlagerte Renault die Produktion des Twizy aus dem spanischen Werk Valladolid in das Renault-Samsung-Werk in Busan (Südkorea). Von dort wird mittlerweile der Weltmarkt beliefert, aber nicht mehr lange. Im September 2023 wird die Produktion dort eingestellt. Einen direkten Nachfolger des Twizy wird es nicht geben. Allerdings ist der für Ende 2023 angekündigte Renault Mobilize Duo ziemlich nah dran am Original.
Rund 6.000 Twizy in Deutschland
Laut Renault wurden in den zwölf Jahren seit der Markteinführung weltweit auf 55 Märkten 33.400 Twizy verkauft. Wirklich viel ist das nicht. Einer der wichtigsten Märkte für den Mini-Stromer war dabei Deutschland, wo bislang rund 6.000 Exemplare ausgeliefert wurden. Wer sich jetzt noch schnell einen neuen Twizy gönnen möchte, muss recht tief in die Tasche greifen: 12.150 Euro kostet die günstigste Version mit 12,6 kW. Der Twizy 45 startet bei 11.450 Euro.