Besonders schön sei es am Ende der Welt, behauptete der Renz.
Man müsse dringend dorthin, und 1.000 Euro reichten locker für die
Reise – inklusive Autokauf.
Es müsse aber schon ein Auto sein, das man mag, entgegnete der
Dralle. Interessante Aussichten für eine Reise im Stil der
legendären Extra-Touren zum 70. Geburtstag von auto motor und
sport.
Und ganz ehrlich, dagegen schaut der 700-Euro-Arosa von
Sebastian Renz dann doch sehr gut aus, tja, wie ein Arosa für 700
Euro eben. Obgleich Dach, Felgen und den neuen Kühlergrill (37 Euro
beim Schrotti) mit mattschwarzem Sprühlack getunt wurden.
Ja, so einen halben Liter Öl könnte der Daimler schon vertragen,
bestätigt auch der rheinisch-fröhliche Tankwart, der sich gar nicht
mal so sehr darüber wundert, dass Hardy fleißig die beiden nur
betrunken sehr attraktiven Wagen fotografiert.
Ob das Rückschlüsse darauf erlaubt, was hier sonst so tankt?
Egal. Nebendran wartet ein Supermarkt darauf, von uns geleert zu
werden, ich bestehe auf eine Maxi-Packung Tropifrutti, Sebastian
kauft lieber echte Frutti.
Nein, es geht uns nicht darum, eine besonders schöne Route zu
unserem Ziel zu entdecken. Wir fahren direkt, das Ziel ist das
Ziel, der Weg möglichst schnell abzuarbeiten, denn Zeit- und
Geldbudget halten sich in ihrer Opulenz die Waage.
Bald sieben Stunden sind wir jetzt unterwegs, seit sieben
Stunden dröhnt das Differenzial an Jens’ C-Klasse. Als wir auf den
Kai von Calais fahren wartet die „Pride of Canterbury“ auf uns.
Hardy und Sebastian rollen problemlos durch den Zoll, Jens ziehen
sie raus.
Die Besonderheit des Arosa besteht in der extrem kurzen
Getriebeübersetzung. Damit es überhaupt vorangeht, quirlt der
Einliter-Vierzylinder bei Tempo 140 mit 5.000 Touren, saugt dann
den 34-Liter-Tank eilig leer.
Hinter Exeter biegen wir ins Dartmoor ab, weil es eben da ist.
Die Strecke (Straße wäre ein zu großes Wort) ist so schmal, dass
einem dauernd einer auf der eigenen Seite entgegenkommt – mag auch
am Linksverkehr liegen.
Im Haus links wohnt sicher Rosamunde Pilcher, und der
zupackende, aber nicht standesgemäße Liebhaber von Lady Thunderbeam
arbeitet auf dem Schiff da hinten oder auf einem Schoner.
Schön hier. Wirklich schön. Die Straßenführung ähnelt eher
Wertungsprüfungen, jedenfalls scheinen C 180 und Arosa die denkbar
ungünstigsten Fahrzeuge für diesen Winkel der Insel.
Noch bleiben die meisten Touristen in ihrer Heimat, alles so
schön ruhig hier, kein Geschiebe, kein Stau. Natürlich bläst der
Wind, ein paar Wolkenfetzen treiben am tiefblauen Himmel, der Stern
hält Kurs auf Land’s End.