Punkte im Tausch gegen Startplätze
Die Formel 1 will bei drei Grands Prix ein Sprintrennen als Zugabe zur Qualifikation ausprobieren. Teams und F1-Management konnten sich noch nicht über den Modus einigen. Zu zwei Formaten kommt jetzt ein drittes. Bernie Ecclestone kombiniert die Vorschläge.
Das ist eine zähe Geburt. Als das Formel-1-Management im letzten Jahr die alte Idee eines Sprintrennens zur Ermittlung der Startaufstellung des Grand Prix neu aufwärmte, da signalisierten alle Beteiligten Interesse. Doch das war es auch schon. Man konnte sich nicht über den Modus einigen. Zu unterschiedlich sind die Interessen.
Der erste Plan, das Sprintrennen in umgekehrter Reihenfolge zum WM-Stand starten zu lassen, scheiterte an einem Veto von Mercedes. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas hätten den größten Schaden gehabt. Red Bull dagegen konnte sich damit anfreunden. "Unser Verstappen ist der beste Überholer im Feld", begründete Sportdirektor Helmut Marko seine Zustimmung.
In diesem Jahr will der neue Formel-1-Chef Stefano Domenicali einen zweiten Anlauf unternehmen. Mit einem anderen Format. Die Startaufstellung soll in einer ganz normalen Qualifikation am Freitagnachmittag ermittelt werden. Für das Sprintrennen am Samstag gäbe es dann Punkte. Ungefähr ein Drittel des aktuellen Punktesystems. Am Sonntag würde nach dem Zieleinlauf vom Samstag gestartet.
Weltmeister schon im Sommer
Dieser Modus gefällt den kleinen Teams nicht. Haas-Teamchef Guenther Steiner sagt stellvertretend für seine Kollegen: "Dann bekommen die Top-Teams noch mehr Punkte, und der Weltmeister steht schon im Sommer fest."
Red Bull-Teamboss Christian Horner dagegen gibt sich versöhnlich. Sein Team würde ja auch davon profitieren. "Es wäre einfach für uns, alles abzulehnen. Aber wenn du nie etwas probierst, weißt du auch nie, ob es funktioniert. Wir sollten keine Angst vor Experimenten haben. Wenn es nicht den gewünschten Erfolg bringt, können wir immer noch zurückstecken."
Horner glaubt, dass man neue Wege bestreiten und trotzdem die DNA der Formel 1 wahren kann: "Die DNA ist wichtig. Wimbledon wird auch immer noch auf Gras gespielt und die Tennisspieler haben weiße Hosen und weiße Shirts an. Aber wir müssen uns auch entwickeln. Einige der Rennen sind langweilig. Abu Dhabi war toll für uns, aber wahrscheinlich ziemlich eintönig für die Zuschauer. Formel 1 ist Unterhaltung. Sportfans haben eine große Auswahl. Du musst sie irgendwie einfangen, und das geht am besten mit engen und offenen Rennen, bei denen der Fahrer den Unterschied ausmacht."
Zwei Rennen, unterschiedliche Vorzeichen
Bei der letzten Sitzung der Formel-1-Kommission haben sich alle Beteiligten darauf geeinigt, prinzipiell offen für einen Versuch zu sein, an dessen Ausführung aber noch zu arbeiten. Jetzt bringt der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone eine Idee ins Spiel, die eine Kombination der beiden bislang abgelehnten Varianten ist. Zunächst einmal, so Ecclestone, sind Sprintrennen keine Erfindung der Neuzeit: "Das ist eine alte Idee, die schon zu meiner Zeit diskutiert wurde. Der Schlüssel dabei ist, es richtig zu machen."
Ecclestones Ansatz wird aus einer Sorge geboren: "Die Leute schauen sich nur das Hauptrennen an, wenn etwas anderes geboten wird als beim Sprint. Warum sollte das Rennen am Sonntag anders laufen als das am Samstag, wenn das Resultat des Sprints die Startaufstellung des Hauptrennens ist?"
Deshalb sein Vorschlag: "Du musst für das Sprintrennen Punkte vergeben, und dann die Startaufstellung für das Hauptrennen dementsprechend umdrehen. Wenn der Sieger des Sprintrennens 15 Punkte bekommt, muss er am Sonntag 15 Startplätze zurück. Nur so hält man die Spannung hoch."
"Mein System macht beide Rennen spannend. Weil sich am Samstag der ein oder andere die Frage stellt: Soll ich das Sprintrennen gewinnen, dafür aber Startplätze verlieren oder ist es besser vielleicht Sechster im Sprintrennen zu werden, dafür dann aber im Hauptrennen als Vierter zu starten? In Addition würde das vielleicht mehr Punkte bringen. Es würde also auch viel taktiert."
Ecclestone sieht noch einen Vorteil, vor allem für die Teams aus der zweiten Hälfte des Feldes: "Das würde Leute am Sonntag in die ersten Startreihen bringen, die es sonst nie dorthin schaffen würde. Ihre Sponsoren bekämen viel mehr Aufmerksamkeit. Es wäre bessere Unterhaltung, bei der alle etwas davon haben."