Leclerc-Strafe für Abu Dhabi

Für Ferrari lief der zweite Bahrain-Grand Prix doppelt schlecht. Null Punkte und eine Startplatzstrafe für Charles Leclerc für Abu Dhabi. Sebastian Vettel konnte vom Chaos auf dem Outer Circuit nicht profitieren. Sein Auto war zu langsam, sein Motor zu schwach, seine Boxenstopps zu zeitraubend.
Den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM kann Ferrari vergessen. Um Renault noch einzuholen, bräuchte die Scuderia in Abu Dhabi schon einen Doppelsieg. Die Hoffnung, die nach dem Highlight in der Türkei kurz aufkeimte, ist bei den beiden Bahrain-Grand Prix wieder eingeschlafen. Dabei war das Chaos-Rennen auf der Mini-Variante der Sakhir-Strecke prädestiniert dafür, groß Punkte abzusahnen. Racing Point sammelte 40 Zähler, Renault 28 und McLaren 13. Ferraris Punktekonto blieb leer.
Teamchef Binotto hadert
Charles Leclerc warf seine gute Ausgangsposition schon nach vier Kurven weg. Der Vierte der Startaufstellung räumte mit einem optimistischen Überholmanöver zuerst Sergio Perez ab, dann auch noch Max Verstappen. Leclerc selbst erzählte eine komplizierte Geschichte: "Ich fuhr Seite an Seite mit Max auf die Kurve zu. Vor mir war Checo. Ich habe erwartet, dass er links neben Valtteri bleibt. Er hat dann aber nach innen gezogen. Als ich sah, dass er die Spur wechselte, bin ich auf die Bremse. Es war zu spät. Meine Räder haben blockiert und ich bin in ihn reingerutscht."
Der Monegasse sah ein: "Wenn einer Schuld an dem Unfall hat, dann ich." So urteilte auch sein Teamchef. "Die Sportkommissare haben Charles bestraft. Damit erübrigt sich die Frage, wer Recht hat oder nicht", schloss Mattia Binotto das Kapitel ab. Leclerc muss beim Saisonfinale drei Startplätze zurück. Was die Chancen schon im Vorfeld trübt. Man fährt nicht immer eine so perfekte Trainingsrunde wie auf dem Outer Circuit von Bahrain. Binotto haderte: "Es ist eine Schande, dass wir von so einem verrückten Rennen nicht profitieren konnten."
SF1000 und Vettel: keine Freunde
Sebastian Vettels Rennen zeigt, was Leclerc möglicherweise auch geblüht hätte. Im Rennen wurden die roten Autos zur Schnecke. Das ist dieses Jahr nach guten Startplätzen schon ein paar Mal passiert. In Mugello, am Nürburgring. Vettel fuhr auf Platz 13 los und kam als Zwölfter ins Ziel. Er steckte diesmal nicht wie so oft im Verkehr fest. Aus der Startrunde kehrte der Deutsche auf dem 9. Platz zurück. Doch gegen die Angriffe von Lando Norris, Alexander Albon und Sergio Perez war er wehrlos. Sein Ferrari war zu langsam auf den Geraden und zu langsam in den Kurven. Das zeigte sich auch im Finale. Vettel fuhr auf einem frischen Satz Soft-Reifen und konnte trotzdem nicht von dem Reifenvorteil profitieren.
Im Ziel fehlten 2,8 Sekunden auf den 10.Platz. "Bei uns ging gar nichts, obwohl ich alles probiert habe. Ich war das ganze Rennen in der Defensive. Überholen war unmöglich." Immer wenn Vettel attackieren wollte, protestierten die Reifen. Und das obwohl Ferrari wie Mercedes auf viel Abtrieb gesetzt hatte. Auf den Geraden fehlte ihm der Punch. Am Ende vermisste Vettel auch noch die Power. Der Motor, der ihm am Samstag vor der Qualifikation eingebaut wurde, war ein alter Hund. Er hat seine besten Tage schon gesehen. Wenn es dumm läuft, braucht Vettel in Abu Dhabi noch einen neuen Motor. Dann würde er bei seinem letzten Ferrari-Rennen von hinten starten.
Ferrari ist in diesem Jahr nicht nur in der Punktetabelle ins hintere Mittelfeld abgerutscht. Auch die Boxenstopps sind eine Baustelle. Ferrari liegt nach 16 Rennen in der Rangliste nur auf Platz 8. Letzte Saison war man noch Dritter. Vettel verlor beim ersten Boxenstopp zwei und beim zweiten vier Sekunden. Der scheidende Ferrari-Pilot nimmt seine Mannschaft in Schutz: "Die Jungs können nichts dafür. Die Probleme liegen im Design." Damit können nur die Felgen, Radmuttern und die Radnabe gemeint sein. So blieb Vettel nur die Genugtuung, dass sein künftiger Rennstall Racing Point seinen ersten GP-Sieg feierte. Und die bittere Erkenntnis: "Dieser Ferrari und ich werden keine Freunde mehr."