Mehr als 20 GP, kein Plan B
Die Formel 1 hat ihren vorläufigen Rennkalender für 2021 veröffentlicht, der 23 Rennen umfassen soll. Vietnam scheint raus. Die Formel 1 sucht für den 25. April nach Ersatz. Einen Plan B für den Fall, dass die Corona-Krise anhält, gibt es nicht.
Das Corona-Jahr der Formel 1 neigt sich dem Ende zu. Das Formel-1-Management und die FIA haben die Saison trotz widrigster Umstände bis jetzt mit viel Improvisation, Disziplin und einer nahezu perfekten Organisation über die Bühne gebracht. Der Notplan hat die Königsklasse gerettet. Und er hat ihr zwei neue und drei neue alte Destinationen gebracht.
2021 will die Formel 1 zurück in die Normalität. Auch wenn der erste Teil der Saison vielleicht immer noch unter dem Eindruck des Corona-Virus stehen wird. Erste Details über den Rennkalender für die kommende Saison waren bereits am Montag (26.10.2020) nach dem GP Portugal durchgesickert. Da trafen sich die Drahtzieher des schnellen Geschäfts zu einer sechsstündigen (Video-) Sitzung. Alle zehn Teamchefs waren anwesend, zum Teil auch die Besitzer der Rennställe, FIA-Präsident Jean Todt und seine Generäle, das alte und das neue Formel-1-Management mit Chase Carey, Ross Brawn und Stefano Domenicali.
Rennen mit Fans
Der Kalender-Entwurf, den die Formel 1 inzwischen offiziell bestätigt hat, sieht so aus, als hätte es nie eine Corona-Krise gegeben. Insgesamt sind 23 Grands Prix geplant – hinter drei davon steht aber noch ein Fragezeichen: Vietnam wird nicht mal mehr erwähnt und mit den Veranstaltern in Barcelona und Sao Paulo muss noch über einen Vertrag verhandelt werden.
"Wir sind erfreut, nach langen Gesprächen mit den Promotern, Teams und der FIA unseren provisorischen Kalender vorstellen zu können", sagt Formel 1-Chef Chase Carey. "Wir planen mit Rennen, bei denen Fans zugelassen sind, die nahe der Normalität sein werden. Wir erwarten, dass unsere Vereinbarungen eingehalten werden. Die Formel 1 hat bewiesen, dass sie sicher reist und sicher die Rennen durchführen kann. Unsere Veranstalter erkennen verstärkt an, dass wir vorangehen müssen, und mit dem Virus auskommen. Es ist sogar so, dass einige Gastgeber unsere Eventplattform nutzen wollen, um der Welt zu zeigen, dass es vorangeht."
Der vorläufige Rennkalender sieht vor, dass es nach drei Tagen Wintertests am 21. März in Australien losgeht, gefolgt von Bahrain eine Woche später. Damit ist der Plan vom Tisch, vom Wintertest in Bahrain direkt in das erste Rennen an gleicher Stelle zu gehen. Barcelona ist als Ort für die Testfahrten weiter in der Verlosung.
Zwei Triple-Header nach Sommerpause
Die Saison soll dann am 11. April in China weitergehen. 14 Tage hätte eigentlich Vietnam auf dem Plan gestanden. Doch der neue Austragungsort steht sich selbst im Weg. Problem ist nicht Corona, sondern die Landespolitik. Deshalb sucht die Formel 1 nach einem Ersatzrennen für den 25. April.
Die Europa-Saison startet am 9. Mai in Spanien – vorausgesetzt, man einigt sich mit den Streckenbetreibern. Dann folgen im Zweiwochen-Rhythmus Monte Carlo und Baku. Mitte Juni tourt die Formel 1 wie gehabt in Montreal, bevor es wieder zurück nach Europa geht – erst nach Frankreich, eine Woche später nach Österreich. Am 18. Juli trägt die Königsklasse den GP England aus. Das letzte Rennen vor der Sommerpause steigt in Ungarn.
Auf jeden Fall müssen sich die Teams mit zwei Triple-Headern anfreunden. Der erste nach der vierwöchigen Pause mit Spa, Zandvoort und Monza. Der zweite Dreierpack umfasst Russland, Singapur und Japan. Es folgen die Rennen in den USA, Mexiko und Brasilien. Sao Paulo bekommt den Vorzug gegenüber Rio. Das große Finale steigt ist wie immer in Abu Dhabi im Dezember. Davor gastiert die Formel 1 in Saudi-Arabien. Es soll in Jeddah ein Nachtrennen geben.
Einreise-Zusage für F1-Teams
Bleibt eine Frage: Wie reist die Formel 1 trotz der Beschränkungen um die Welt? Offenbar hat das Management in London die Zusage aller Länder, dass der Tross unter besonderen Bedingungen einreisen darf, sollte bis dahin noch kein Impfstoff gefunden sein. Man setzt möglicherweise auf Schnelltests, um Infektionen individuell zu jedem Zeitpunkt feststellen zu können.
Einen Plan B gibt es nicht. Weil es ihn nicht geben darf. Einer der Teamchefs meinte schon vor der Sitzung in Portimao. "Noch so eine Saison, und wir sind alle pleite." Liberty will wieder zum alten System zurückkehren. Der Veranstalter bezahlt ein Antrittsgeld statt wie aktuell Miete für die Strecke zu kassieren. Das würde dann das Ende der Geister-Rennen bedeuten. Ohne Zuschauer können sich die Veranstalter nicht refinanzieren.
Ob sich das durchsetzen lässt, ist im Moment nicht abschätzbar. Mit 23 Rennen hat sich das Formel-1-Management genug Luft gelassen. Sollte es irgendwo Probleme geben, kann man Rennen weglassen oder sie wie in diesem Jahr durch neue Destinationen ersetzen, die hungrig auf Formel 1 sind und einen Fuß in die Tür bekommen wollen.