Tagesbestzeit für rosa Mercedes
Lance Stroll hat im zweiten Silverstone-Training überraschend die schnellste Runde gedreht. Die Werks-Mercedes konnten ihrer Favoritenstellung noch nicht gerecht werden. Hülkenberg zeigte eine ordentliche Leistung. Bei Vettel gingen die Probleme weiter.
Eigentlich hatten alle Experten in Silverstone die große Mercedes-Show erwartet. Doch zumindest am Trainingsfreitag hielten sich die schwarz lackierten Silberpfeile noch zurück. Weder in der ersten noch in der zweiten Session zeigten sich die beiden Werkspiloten ganz vorne im Klassement.
Stattdessen fuhr Lance Stroll vom Kundenteam Racing Point am Nachmittag die Tagesbestzeit. Der rosa Mercedes umrundete den 5,891 Kilometer langen Traditionskurs in 1:27.274 Minuten. Die Zeiten blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück, was vor allem an den extremen äußeren Bedingungen lag. Bei 35°C Luft- und knapp 50°C Asphalt-Temperatur bot die Piste deutlich weniger Grip als gewohnt.
Unterbrechung nach Albon-Crash
Von mangelnder Bodenhaftung wurde auch Alexander Albon überrascht, als er zur Halbzeit der Session durch die Stowe-Kurve rasen wollte. Der Thailänder verlor das Heck seines Red Bulls und krachte seitlich in die ungeschützte Leitplanke. Bei dem Crash wurde die Belastungsgrenze von 15G überschritten, weshalb Albon zum Check ins Medical-Center musste.
Während der Pilot letztendlich mit dem Schrecken davon kam, ging der Unfall für das Auto nicht ganz so glimpflich ab. Auf der Reparaturliste der Mechaniker stehen beide Aufhängungen auf der linken Seite, der Front- bzw. der Heckflügel sowie der Unterboden. Kurz vor dem Abflug hatte Albon mit der zweitschnellsten Runde aber immerhin auch noch ein positives Ausrufezeichen setzen können.
Teamkollege Max Verstappen ließ sein Auto zwar heil, dafür lief die Bestzeitenjagd nicht ideal. Der Holländer fuhr in seiner schnellen Runde auf Romain Grosjean auf, wodurch er seinen Run abbrechen musste. Einen zweiten Anlauf konnte er nicht starten, weil die Session nach dem Albon-Crash für elf Minuten unterbrochen wurde. Anschließend ließen die Reifen keine schnellen Zeiten mehr zu. Verstappen musste sich mit Rang 14 begnügen.
Probleme bei Mercedes und Vettel
Auch Mercedes hatte mit der Hitze zu kämpfen. Die Plätze drei und fünf für Valtteri Bottas und Lewis Hamilton waren mehr als eine kleine Überraschung. Bei normaleren Bedingungen am Samstag sehen wir die beiden Führenden in der WM-Wertung aber wieder in der Favoritenrolle. Die um mehr als zehn Grad kühleren Temperaturen werden dem Werksteam helfen.
Charles Leclerc schien sich dagegen bei den außergewöhnlichen Bedingungen wohl zu fühlen. Der Monegasse fuhr auf Rang vier mitten ins Mercedes-Sandwich. Der Abstand zu Strolls Bestzeit fiel mit knapp drei Zehnteln überschaubar aus. Aber auch hier befürchten wir, dass sich das Bild am Samstag noch etwas ändern wird.
Sebastian Vettel im zweiten roten Maranello-Renner erlebte einen komplett gebrauchten Tag. Nachdem der Heppenheimer fast das komplette erste Training mit einem Problem am Ladeluftkühler verpasste, ging in der zweiten Session viel Übungszeit wegen eines Tauschs der Pedalerie drauf. Und in den wenigen Runden auf der Strecke lief auch nicht viel zusammen. Am Ende nur Platz 18 für Vettel.
Hülkenberg fehlen sechs Zehntel
Im Mittelfeld wird es wohl wieder zum Kampf McLaren gegen Renault kommen. Im zweiten Training hatte Carlos Sainz mit Rang sechs die Nase im Duell vorne. Im ersten Training schienen die gelben Werksautos von Renault noch etwas besser unterwegs zu sein. Mal abwarten, in welche Richtung das Pendel am Samstag schwingt.
Spannend wird auch, ob sich Nico Hülkenberg im Qualifying vom Rest des Mittelfelds absetzen kann. In der zweiten Übungseinheit fuhr der Rheinländer mit mehr als sechs Zehnteln Rückstand auf seinen Teamkollegen an der Spitze auf Position sieben. Am Samstag sollte der Abstand der beiden Racing Points noch etwas schrumpfen, wenn alles normal läuft.