Haas F1 VF-16 für die F1-Saison 2016

Der HaasF1 VF-16 ist nicht nur ein neues Formel 1-Auto. Es markiert die Geburt eines neuen Teams. Des ersten aus den USA seit 30 Jahren. Wir haben die Bilder des halben Ferrari.
Darauf hat die Formel 1 30 Jahre lang gewartet. Ein neues Team aus den USA. 1986 sperrte Haas-Lola zu. 2016 sperrt HaasF1 auf. Die Namensgleichheit ist Zufall. Teambesitzer Gene Haas ist mit seinem Vorgänger Carl Haas weder verwandt noch verschwägert. Der Besitzer einer der größten CNC-Maschinenfabriken der Welt, ist ein milliardenschwerer Motorsport-Fan. Seine Autos haben in der Nascar-Serie 2011 und 2014 den SprintCar Cup gewonnen.
Jetzt wagt sich Gene Haas mit seinem Teamchef Guenther Steiner und einer 180-köpfigen Mannschaft in das Haifischbecken Formel 1. Geboren wurde die Idee bereits 2010. 3 Jahre später im Juni 2013 hatte Iniator Steiner seinen Partner so weit, dass er das Ja-Wort gab. Im April 2014 erteilte die FIA dem US-Projekt die Lizenz.
Erste Ausfahrt mit dem Haas F1: Samstag um 9.47 Uhr
In dieser Woche bog HaasF1 in die Zielgerade ein. Am Dienstagnachmittag wurde in der Fabrik von Dallara, wo das erste Chassis zu einem fertigen Auto zusammengesetzt wurde, zum ersten Mal der Ferrari V6-Turbo im Fahrzeug angelassen. Am Donnerstag verließ der letzte von insgesamt 9 Trucks Italien Richtung Barcelona. Freitagmorgen um 6 Uhr traf die teure Fracht im Fahrerlager des Circuit de Catalunya ein.
Am Samstag stand ein Filmtag auf dem Programm. Als Romain Grosjean um 9.47 Uhr unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum ersten Mal auf die Strecke ging, da hat HaasF1 Motorsportgeschichte geschrieben. "Da wurde nicht nur ein neues Auto, sondern gleich ein neues Team geboren", resümierte Grosjean den historischen Moment.
Einen Tag später lüftete das US-Team mit Sitz in Kannapolis, North Carolina, das Geheimnis. Der neue HaasF1 VF-16 trägt logischerweise viel Ferrari in sich. "Ferrari liefert alle Teile, die das Reglement erlaubt", bestätigt Teamchef Guenther Steiner. Das sind neben der Antriebseinheit und dem Getriebe auch sämtliche Aufhängungen, Radträger, den Sitz, die Hydraulik, Lenkung und die Elektronik. Damit steht das Skelett.
Die Verkleidung, Flügel, Kühler und das Chassis musste HaasF1 unter der Leitung von Technikdirektor Rob Taylor selbst entwickeln und bauen. Die Metallkomponenten werden in den USA hergestellt, die Karbonteile bei Dallara. Aerodynamikchef Ben Agathangelou hat seine Truppe bei Ferrari im Windkanal installiert. Eine Woche testet Ferrari, eine Woche HaasF1. Romain Grosjean und Esteban Gutierrez machen im Ferrari.Simulator Entwicklungsarbeit.
Windkanal und Simulator bei Ferrari./strong>
Bei so enger Anbindung an Maranello lag bei der Präsentation des Autos eine Frage auf der Hand: Ist der HaasF1 ein amerikanischer Ferrari in den Haas Automation-Hausfarben rot-grau und schwarz? Unter der Verkleidung natürlich. Der Unterschied beginnt aber bereits bei den Kühlern. Konstruktion und Anordnung ist Sache des Teams. Die Kühler werden auch von unterschiedlichen Firmen hergestellt.
Auf der Außenhaut lassen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten feststellen. Die Nase des US-Renners ist eindeutig Mercedes-like. Keine Knollennase wie beim Ferrari SF16-H, sondern eine elegante kurze Frontpartie, die an den Mercedes des Jahres 2014 erinnert. Sie überdeckt den Frontflügel deutlich weniger als beim Ferrari. Teamchef Steiner verrät: "Sie wäre auch noch kürzer gegangen, aber beim ersten Mal wollten wir nicht unnötige Risiken eingehen für etwas, das praktisch keine Rundenzeit mehr bringt."
Auch bei den unteren Querlenkern der Vorderradaufhängung lehnte sich HaasF1 an Mercedes an. Der Achsschenkel ist auf Höhe des Radträgers breit wie ein Flügel und spreizt sich erst spät in 2 Lenker auf. Die Seitenkästen ähneln im vorderen Bereich dem neuen Ferrari. Aber viel Spielraum hat man da ohnehin nicht. Die dreieckigen Kühleinlässe finden wir zum Beispiel auch am neuen Williams FW38.
Das gleiche gilt für die Kiemen am vorderen Cockpitrand und den Übergang vom Cockpit in die Motorabdeckung. Da hat sich durchgesetzt, dass die Cockpitumrandung langsam in die Airbox übergeht und so von vorne betrachtet eine Stufe bildet.
Haas F1-Saisonziel sind WM-Punkte
Die Airbox und die Heckpartie wirkt bei HaasF1 eine Spur wuchtiger als beim Ferrari. Hier wird der Neuling weniger Risiko eingehen als das Werksteam, das in puncto Kühlung und die Abführung heißer Luft mit all seiner Erfahrung eher das Limit ausloten kann. Ferrari zieht die Motorverkleidung im Bereich der Hinterachse etwas weiter und etwas kantiger nach außen als der HaasF1. Damit wird ein Teil der oberen Querlenker abgedeckt.
Die Hinterachse und das Getriebe kommen von Ferrari. So kann HaasF1 im unteren Bereich der Motorverkleidung extrem schlank bauen. Wegen des identischen Antriebsstrangs bietet sich auch die gleiche Heckflügelstütze an. Sie geht durch das Auspuffendrohr und trägt einen wild zerfransten Heckflügel, der aerodynamisch bewirkt, dass die Endplatten virtuell so weit nach hinten wie möglich nach hinten gezogen werden um den 75 Zentimeter breiten Flügel möglichst auf der kompletten Breite zu nutzen.
HaasF1 ist wegen seiner Entstehungsgeschichte, der soliden Finanzierung und der Kooperation mit Ferrari nicht mit den neuen Teams von 2010 zu vergleichen. Marussia, Caterham und Hispania sind auf die Nase gefallen, weil sie alles selbst machen wollten. "Wir bauen auf einer Basis auf, die eine feste Größe ist. So können wir uns darauf konzentrieren, Rundenzeit zu finden. Die Idee von HaasF1 wird für künftige Neueinsteiger Modell stehen", glaubt Esteban Gutierrez. Teamchef Steiner sagt deshalb klipp und klar: "Unser Saisonziel müssen WM-Punkte sein."
Wir zeigen Ihnen den neuen US-Renner im Detail in der Galerie und im >> Video.