Historische Formel 1-WM-Duelle (10)

Dieses Jahr kommt es zum 16. Mal im WM-Finale zum Titel-Duell Mann gegen Mann - Rosberg gegen Hamilton. Wir blicken auf die 15 Duelle seit 1950 zurück. In Teil 10 unserer Serie kämpfen Mika Häkkinen und Michael Schumacher in Suzuka um die Weltmeisterschaft 1998.
Was beim Formel 1-Finale 1998 wirklich passierte
Fünf Wochen lang mussten sich die Formel 1-Anhänger gedulden, bis es im Suzuka zum großen Finale kam. Michael Schumacher musste mindestens fünf Punkte gutmachen. Bei Gleichstand mit einem Ergebnis Schumacher vor Häkkinen hätten beide Fahrer zwar die gleiche Anzahl an Siegen gehabt, aber Häkkinen hätte seinen Gegner mit der höheren Anzahl an zweiten Plätzen (3:2) geschlagen.
Doch dann fiel die ganze Spannung schon vor dem Start innerhalb einer Sekunde in sich zusammen. Der Trainingsschnellste Michael Schumacher signalisierte beim zweiten Startversuch durch Handzeichen, dass ihm der Motor abgestorben war. Gemäß den Regeln musste er von ganz hinten starten, während Mika Häkkinen als Zweiter des Trainings freie Sicht nach vorne hatte. Die Bild-Zeitung titelte am Tag danach mit Blick auf die Startzeit von 6 Uhr morgens in Europa: "Deutschland stand auf, Schumi blieb liegen."
An einen Sieg für Schumacher glaubten zu dem Zeitpunkt nicht einmal mehr die größten Optimisten. Sie mussten da schon auf einen Ausfall von Häkkinen hoffen. Doch Häkkinen führte vom Start bis ins Ziel. Michael Schumacher kämpfte sich durch das Feld. Ab der 22. Runde war er Dritter. Zwischen ihm und Häkkinen lag nur noch Ferrari-Kollege Eddie Irvine. Also kein Problem. Aber wie sollte man Häkkinen hinter Schumacher und auch noch Irvine bringen? Bei 28 Sekunden Vorsprung. Zehn Runden später besiegelte ein Reifenplatzer rechts hinten das Schicksal des Ferrari-Piloten.
Nach Michael Schumachers Ausfall war die Luft raus aus dem WM-Finale. Jetzt hätte dem Ferrari-Piloten auch ein Ausfall von Häkkinen nichts mehr gebracht. Der Finne durfte sich 20 Umläufe lang auf seinen ersten WM-Titel freuen.
Unser fiktives Abu Dhabi-Finale 2014
Mika Häkkinen ging mit 90:86 Punkten in das WM-Duell gegen Michael Schumacher. Trotzdem hätte ein Sieg Schumacher nicht zum WM-Titel gereicht, wenn Häkkinen Zweiter geworden wäre. Weil er dann zwar nach Punkten und Siegen gleichgezogen, aber nach Anzahl der zweiten Plätze verloren hätte. Zwischen Lewis Hamilton./span> und Nico Rosberg ist die Situation klarer. Kommt es zum Punktegleichstand, gewinnt Hamilton. Wegen der größeren Anzahl an Siegen. Im Moment steht es da 10:5 für den Briten.
Sich darüber Gedanken zu machen, ist sinnlos. 2014 gibt es keine Konstellation, in der beide Fahrer mit gleichen Punkten aus dieser WM gehen. Weil der Abstand mit 17 Punkten ungerade ist. Wegen der doppelten Punkte wird Hamilton im WM-Endstand immer eine gerade Punktzahl erreichen und Rosberg immer eine ungerade. Eine kleine Hintertür gibt es doch noch. Wenn der Grand Prix vor der 36. Runde abgebrochen wird, gibt es halbe Punkte. Also die ganz normale Verteilung. Jetzt wird es aber wirklich hypothetisch.
Rosberg sieht sich dennoch mit der gleichen Ausgangslage konfrontiert wie Schumacher. Wenn er gewinnt, darf Hamilton höchstens Dritter werden. Er muss nur hoffen, dass ihm nicht das gleiche Missgeschick passiert wie seinem Doppelgänger. Das Trainingsergebnis würde Rosberg noch gefallen. Schumacher vor Häkkinen. Also Rosberg vor Hamilton. Doch dann bleibt Rosberg bei Start in die Formationsrunde einfach stehen. Als er den ersten Gang einlegt, schließt plötzlich die Kupplung, und der Motor stirbt ab. Eine Modifikation an der Kupplung und ein Bedienungsfehler sind schuld an der Startmisere. Wie damals bei Schumacher.
Rosberg fährt dem Feld hinterher. Hamilton geht sofort in Führung, führt vom Start ins Ziel. Rosberg taucht ab der 22. Runde an dritter Stelle auf. Nur noch Massa trennt den Deutschen von Hamilton, doch der liegt schon 28,5 Sekunden vor dem Feld. Als man sich fragt, welches Wunder jetzt passieren muss, platzt Rosberg auf der Zielgeraden bei 300 km/h der rechte Hinterreifen. Trümmerteile von einer Kollision im hinteren Feld legen die Zündschnur. Nach Rosbergs Ausfall kann Hamilton seinen elften Saisonsieg und den zweiten WM-Titel nach 2008 beruhigt nach Hause fahren. Der WM-Stand spricht mit 384:317 eindeutig für ihn.