Historische Formel 1-WM-Duelle (8)

Dieses Jahr kommt es zum 16. Mal im WM-Finale zum Titel-Duell Mann gegen Mann - Rosberg gegen Hamilton. Wir blicken auf die 15 Duelle seit 1950 zurück. In Teil 8 unserer Serie kämpfen Jacques Villeneuve und Damon Hill in Adelaide um die Weltmeisterschaft 1996.
Was beim Formel 1-Finale 1996 wirklich passierte
Endlich Weltmeister. Damon Hill fiel ein Stein vom Herzen, als er den Zielstrich mit 1,8 Sekunden Vorsprung auf Michael Schumacher kreuzte. Der neue Champion gab einen Einblick in sein Seelenleben: "Ich wusste, dass es meine letzte Chance sein würde, Weltmeister zu werden."
Eigentlich war die Aufgabe ganz einfach. Damon Hill brauchte nur einen Punkt. Und falls er leer ausgehen würde, musste sein Teamkollege Jacques Villeneuve gewinnen. Hill tat mit seinem achten Saisonsieg mehr als nötig. Selbst Hill-Kritiker Patrick Head applaudierte: "Heute hat Damon gezeigt, dass er den Titel verdient."
Villeneuve wahrte seine Minimalchance mit der Pole Position. Doch der Kanadier verspielte alles schon beim Start. Den Vorteil der besseren Spur hatte ein Regenguss in der Nacht vor dem Rennen weggewaschen.
Villeneuve zog zwei Mal am Kupplungspedal, weil beim ersten Versuch die Drehzahl in den Keller rauschte. Er kam aus der ersten Runde nur als Sechster zurück. Doch der Querkopf aus Quebec kämpfte sich auf Platz 4 zurück. Hill wurde durch Michael Schumacher und Mika Häkkinen abgeschirmt. Der Abstand zu seinem Titelrivalen betrug 4,8 Sekunden.
Dann musste Villeneuve abreißen lassen. Er spürte Vibrationen im Heck. In der 37. Runde verlor der Williams-Pilot beim Anbremsen der zweiten Kurve das rechte Hinterrad. Villeneuve hatte das Titelrennen durch technischen K.O. endgültig verloren. Aber auch ein Sieg hätte ihm nichts genutzt. Damon Hill wäre in dem Fall Zweiter geworden.
Unser fiktives Abu Dhabi-Finale 2014
Damals: Willliams gegen Williams. Heute: Mercedes gegen Mercedes. Williams flog 1996 vier Chassis nach Japan, um seinen Piloten Chancengleichheit zu garantieren. Extrakosten: 50.000 Dollar. Das ist heute nicht mehr möglich. Ersatzautos in der Box sind verboten.
So wie Damon Hill geht auch Lewis Hamilton./span> mit einem beruhigenden Vorsprung ins Finale. Doch weil es diesmal doppelte Punkte gibt, muss er Zweiter werden. Bei normaler Punktvergabe hätte ihm ein sechster Platz gereicht. So wie Hill damals. Der Sohn von Graham Hill brauchte für seine Titelmission nur noch einen WM-Zähler.
Nico Rosberg steckt in der Haut von Jacques Villeneuve. Wie der Kanadier ist auch er Sohn eines Rennfahrers. Vater Keke war sogar Weltmeister. Die Ausgangslage ist etwas besser als die von Villeneuve junior 1996. Wobei es schon ein Kunststück für Hamilton wäre, sich bei einem Rosberg-Sieg schlechter als auf Platz 2 zu klassieren.
Obwohl Abu Dhabi eine Hamilton.Strecke ist, holt sich Rosberg die Pole Position. Genauso wie der Herausforderer vor 18 Jahren. Der Vorsprung auf Hamilton ist mit 0,461 Sekunden überraschend deutlich. Rosberg steht zum dritten Mal in Folge auf dem besten Startplatz. Aber diesmal versemmelt er den Start. Er beendet die erste Runde nur als Sechster.
Nach der Serie der ersten Boxenstopps liegt der Herausforderer auf Platz 4. Alonso und Bottas verstellen ihm die Sicht auf Hamilton. Der Abstand zu seinem Titelrivalen hat sich bei 4,8 Sekunden eingepegelt. Dann spürt der Verfolger Vibrationen im Heck.
Beim zweiten Boxenstopp können die Mechaniker keinen Schaden feststellen. Die Vibrationen bleiben. Rosberg kann das Tempo der Spitze nicht mehr halten. In der 37. Runde erfährt er den Grund dafür. Beim Anbremsen der ersten Kurve verliert der Mercedes das rechte Hinterrad. Der Grund für den Schaden wird nie ermittelt.
Hamilton gewinnt mit der linken Hand. Er lässt seine Gegner in den letzten Runden noch auf Sichtweite heranfahren. Der WM-Stand fällt mit 384:317 deutlich zugunsten des Engländers aus. Im Gegensatz zu Damon Hill weiß Hamilton, dass er in seiner Karriere noch viele WM-Titel gewinnen kann. Hill wechselte 1997 zu Arrows, weil ihm Frank Williams kein Cockpit mehr anbot. Hamilton hat noch einen Vertrag bei Mercedes bis 2015.