IndyCar testet Scheibe

Während die Formel 1 beim Thema Cockpitschutz auf den Halo setzt, fokussiert sich die IndyCar-Serie ganz auf eine Schutzscheibe. In Phoenix wurde die neue Technik nun erstmals im Oval getestet. Wir haben die Bilder.
Der Start in die neue Formel 1-Saison ist zwar noch mehr als einen Monat entfernt. Man muss aber kein Prophet sein, um die Welle der Kritik vorherzusagen, wenn in Australien erstmals 20 Autos mit Halo am Start stehen. Die Mehrheit der Fans lehnt den Titanbügel ab. Selbst die Sicherheitsfanatiker in der Königsklasse geben zu, dass das Flip-Flop-förmige Gestell die Optik der Autos verschandelt.
Dabei wären die Diskussionen vermeidbar gewesen. Es gibt nämlich eine Alternative, die ästhetisch deutlich ansprechender ist – den sogenannten Shield. In der Formel 1 wurde die Schutzscheibe aber nur eine einzige Runde in der Praxis getestet. Sebastian Vettel war im Freien Training in Silverstone damit unterwegs. Weil das transparente Schutzschild aus Kunststoff die Perspektive verzerrte und dem Pilot schwindelig wurde, beerdigte die FIA das Thema kurzerhand.
Erster IndyCar-Test mit Scheibe
Die Konkurrenz in der IndyCar-Serie will so schnell nicht aufgeben. Die Verantwortlichen setzen hier voll auf die Scheibe. Die Entwicklung des Prototypen begann schon im Jahr 2015. Die neue Autogeneration, die in diesem Jahr erstmals zum Einsatz kommt, ist für die Montage des „Screens“ bereits ausgelegt. Die Frage lautet nur, wann die Technik bereit ist für den Renneinsatz.
Nach Probeläufen im Windkanal wurde am Donnerstag (8.2.2018) auf dem Mini-Oval in Phoenix nun der erste Praxistest gestartet. Der Dallara-Honda von Scott Dixon wurde dafür mit der Scheibe aus sogenanntem „Opticor“ ausgerüstet. Das Material kommt auch bei den Kanzeln von Düsenjets zum Einsatz und ist deutlich leichter und gleichzeitig widerstandsfähiger als Polycarbonat, das bei früheren Tests verwendet wurde.
Die Scheibe ist etwas größer und breiter als das Pendant, dass Vettel in seinem Ferrari testete. Dennoch fällt sie zumindest optisch immer noch weit weniger ins Auge als der Halo-Bügel. Im Gegensatz zu Vettel spulte Dixon bei seinem Test mehrere längere Runs ab. Getestet wurde dabei auch, wie stark die Sicht in der Nacht unter Flutlicht beeinflusst wird.
Dixon sieht Kühlung als Problem
Anders als Vettel beklagte sich der Pilot anschließend nicht darüber, dass die Perspektive verzerrt sei: „Der Start war gut. Es gab nichts, dass den Test sofort gestoppt hätte. Natürlich fühlt es sich zu Beginn schon ein wenig ungewohnt an. Die Augen müssen sich erst einmal daran anpassen. Aber mit der Zeit wurde es immer besser“ , erklärte der Neuseeländer im Interview mit Racer.com.
Dem viermaligen Indy-Champion fielen dagegen ganz andere Dinge auf. „Am komischsten ist, wie ruhig es plötzlich im Cockpit wird. Das Auto fühlt sich ganz sanft an, fast wie ein luxuriöses Straßenauto“, so Dixon. Einen negativen Aspekt machte der 37-jährige Ganassi-Pilot dann aber doch noch aus. „Wir müssen uns irgendwas mit der Kühlung überlegen. Es gibt gar keinen Luftstrom durchs Auto.“
Die ersten Veränderungen am Prototyp haben die Ingenieure schon ausgemacht. Sollten sich die Fahrer und die Verantwortlichen schnell auf eine finale Version einigen, könnte die Schutzscheibe schon Ende 2018 zum ersten Renneinsatz kommen. Wahrscheinlicher ist aber ein Debüt in der Saison 2019.
In der Galerie zeigen wir Ihnen die Bilder vom Test in Phoenix.