Hotelpflicht für Engländer

Die Formel 1 hat den Saisonauftakt trotz erschwerter Corona-Bedingungen nahezu perfekt über die Bühne gebracht. Das Covid-19-Konzept funktioniert. Doch auf die Königsklasse wartet nächste Woche in Ungarn eine neue Herausforderung. Wer einen britischen Pass hat, darf sein Hotel nicht verlassen.
Das Covid-19-Konzept der Formel 1 funktioniert. Elf Tage lang lebt die Rennsportgemeinde am Red Bull-Ring nun bereits in ihrer Blase, und bis heute hat noch keiner der über 8.500 Corona-Tests ein positives Ergebnis gebracht. Es gab ein paar Verstöße gegen das strenge Protokoll, doch nichts ernstes.
Ferrari und Red Bull kassierten Verwarnungen dafür, dass sich Sebastian Vettel mit Red Bull-Leuten getroffen hatte und dass Charles Leclerc zwischendrin zu einer Geburtstagsparty nach Monte Carlo geflogen ist. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ermahnte öffentlich seine Fahrer: "Wir müssen konzentrierter und wachsamer sein. Ich denke, dass beide Fahrer verstanden haben, dass sie etwas falsch gemacht haben und sie sich in Zukunft an die Regeln halten müssen."
Die Abläufe in Österreich sind eine Blaupause für die mindestens 13 Rennen, die dem Auftakt in Spielberg noch folgen sollen. Und hier unterscheidet sich die Formel 1 von nationalen Sportserien wie der Bundesliga. Sie muss Landesgrenzen überschreiten und die jeweiligen Gesetze des Gastgeberlandes beachten. Und die sind überall anders. In Ungarn steht der Rennzirkus vor einer neuen Herausforderung, der schlimmstenfalls das Rennen gefährden könnte.
15.000 Euro Strafe
Wer einen Reisepass aus einem Land hat, das nicht zur EU zählt, darf außerhalb seiner Arbeit an der Rennstrecke das Hotel nicht verlassen. Nicht zum Essen, nicht zum Einkaufen, nicht zu einem Spaziergang im Park. Wer erwischt wird, muss 15.000 Euro Strafe zahlen. England steht auf der schwarzen Liste. Das Problem ist, dass der Großteil der Fahrerlagergemeinde mit einem britischen Pass reist.
Auch viele Piloten müssen aufpassen. Außer Hamilton, Norris und Russell sind weitere sieben der 20 Fahrer betroffen. Ricciardo, Perez, Stroll, Latifi, Kvyat, Albon und Leclerc kommen nicht aus der EU. Da haben es die Fahrer gut, die im Wohnmobil an der Strecke wohnen. Wie zum Beispiel Lewis Hamilton.
Die Formel 1-Teams wohnen in der Regel in Hotels mit Parkplätzen in der Tiefgarage und einem Restaurant. Da kann man fünf Tage überleben, wenn man im Hotel eingesperrt ist. Die Teilnehmer von Rahmenrennen in billigeren Unterkünften könnten da schon größere Schwierigkeiten bekommen.
Die Formel 1 hat das Problem erkannt, das sich aus der Hotelpflicht ergeben könnte. FIA-Präsident Jean Todt und Formel 1-Chef Chase Carey wollen deshalb noch einmal mit den ungarischen Behörden sprechen, um für den Rennzirkus Erleichterungen auszuhandeln. Die hohen Strafen könnten sonst Vertreter der betroffenen Länder abschrecken, nach Ungarn zu reisen. Und das könnte sich im Verlauf der Saison fortsetzen. Die Corona-Lage ändert sich ständig und mit ihr die Reisevorschriften. Da muss man sich viele Fragen stellen. Was würde zum Beispiel passieren, wenn Reisende zum GP Russland bei der Rückkehr in ihr Land in Quarantäne müssen? Dazu ist bei dem eng getakteten Rennkalender keine Zeit.