Jerez Test 2

Auch am zweiten Testtag in Jerez führte Sebastien Buemi die Rangliste an. Der 20-jährige Schweizer, der im Alter von acht Jahren sein erstes Go-Kart-Rennen gefahren ist, setzte erneut eine Duftmarke.
Seine Zeit von 1.18,073 Minuten nach der Marathondistanz von 128 Runden (570 Kilometer) war um sechs Zehntel schneller als die seiner ToroRosso-Kollegen Sebastien Bourdais (1.19,673) und Takuma Sato (1.20,601). Der Japaner hatte Bourdais zur Mittagspause abgelöst. Buemi maß der Bestzeit keine größere Bedeutung zu: "Die Testzeiten sind schwer vergleichbar. Wichtig ist, dass ich nächstes Jahr schnell bin." Der Testsieger wollte aus seiner zweiten Bestzeit nicht ableiten, dass damit sein Sitz bei ToroRosso gesichert ist. "Ich kann nur versuchen, eine möglichst gute Figur abzugeben. Der Rest liegt nicht in meiner Hand." ToroRosso schickte seine drei Piloten mit vergleichbaren Programmen auf die Strecke, um mehr Daten über die Kandidaten für das zweite Cockpit zu sammeln. Ob Bourdais oder Sato der Teamkollege von Buemi wird, lässt den jungen Schweizer kalt: "Ich muss mich um mich selbst kümmern." An Jenson Button, der nach dem Rückzug von Honda ins Spiel gebracht worden ist, glaubt Buemi nicht: "Ich höre von Red Bull, dass er keine Option ist."
Sebastien Bourdais stieg demoralisiert aus seinem Auto. "In Barcelona war ich noch schneller als Buemi. Hier geht gar nichts. Die Reifen sind viel zu weich für diese Strecke. Die Hinterreifen haben nach einer Runde schon abgebaut. Zum Schluss war auf der Außenschulter kaum noch Lauffläche vorhanden. Das Heck war extrem nervös. Ich habe die Bremsbalance bis zum Anschlag nach vorne verstellt, und trotzdem haben beim Bremsen die Hinterräder blockiert. So kann ich nicht fahren. Buemi macht das offenbar nichts aus. Oder er hat ein anderes Setup. Ich bin auf eine Runde und im longrun sechs Zehntel langsamer. Das gibt es eigentlich gar nicht."
Die Klagen über die Slicks, die Bridgestone nach Jerez geliefert hat, wollten auch am zweiten Tag nicht verstummen. "Es ist keinen deut besser als gestern", erklärte der Viertschnellste Pedro de la Rosa (1.19,032). "Nach fünf Runden verlieren die Hinterreifen soviel Grip, dass an vernünftiges Testen nicht zu denken ist." McLarens Testpilot hörte mit Freude, dass die härtere Reifenmischung, die Bridgestone mit nach Jerez gebracht hat, besser funktioniert. Buemi durfte einen Satz am Ende des zweiten Testtages probieren. "In der ersten Runde ist die Medium-Mischung langsamer, aber über die Distanz dafür viel konstanter." De la Rosa meinte darauf beruhigt: "Wir werden morgen diese Mischung fahren."
Wie am Vortag teilte McLaren die Aufgaben auf seine beiden Piloten auf. Heikki Kovalainen übernahm das KERS-Auto von Gary Paffett, und de la Rosa probierte zum ersten Mal den 1,80 Meter breiten Frontflügel nach dem 2009er Reglement.
Kimi Räikkönen ist trotz Probleme mit der weichen Sorte der Slicks froh, dass die Rillenreifen abgelöst werden. "Slicks sind richtige Rennreifen. Es ist aber noch zu früh, um ein endgültiges Urteil über sie abzugeben. Hier in Jerez sind die äußeren Bedingungen für die weiche Mischung nicht ideal. Das führt wahrscheinlich dazu, dass die Reifen so stark nachlassen." Räikkönen macht im Vergleich zu den Rillenreifen eine Einschränkung: "Solange es einen Reifenkrieg zwischen Michelin und Bridgestone gab, waren die Rillenreifen gar nicht so schlimm. Die Reifen hatten damals mehr Grip und sie waren konstanter über längere Distanzen." Fernando Alonso gab sein Debüt bei den Wintertests mit einem Ausritt ins Kiesbett. Der Renault R28 ist voll auf Monza-Anpressdruck getrimmt, um die Abtriebswerte für 2009 zu simulieren. "Die anderen fahren Spa-Abtrieb", erklärt Teamkollege Nelson Piquet den Grund, warum die Renault meist im hinteren Drittel der Tabelle zu finden sind. "Wir haben die Getriebeübersetzung außerdem so getrimmt, dass wir auf der Geraden nicht schneller werden, als würden wir mit vollem Abtrieb fahren. So geht auch noch Zeit auf der Geraden verloren." Alonso landete mit 1.19,907 auf Rang sieben. Die Versuchskaninchen für den Hybridantrieb waren am Mittwoch Robert Kubica für BMW und Heikki Kovalainen für McLaren-Mercedes. Während BMW bereits die volle elektrische Leistung von 82 PS in den Antrieb einspeist, bewegt sich McLaren noch auf kleinen Schritten dorthin. Es gibt noch einen Unterschied: BMW hat sein Hybridauto bereits mit der 2009er Aerodynamik ausgerüstet. McLaren simuliert mit flacher angewinkelten Flügeln am 2008er Auto diese Abtriebswerte.
Kovalainen gewann das KERS-Duell. Der Finne kam auf 1.19,631 Minuten. Kubicas schnellste Zeit wurde mit 1.20,954 Minuten gestoppt. Kurz vor der Mittagspause kam der Pole zu Fuß zurück an die Boxen. Ein Lagerschaden in der Verbindung zwischen Elektro- und Benzinmotor hatte den Versuchsträger lahmgelegt. Die Streckenposten konnten den KERS-BMW ohne Angst um ihre Gesundheit auf den Abschleppwagen laden. Sie hatten von den Teams für diesen Test Gummihandschuhe ausgehändigt bekommen, die bei Spannungen bis zu 1.000 Volt Schutz bieten.