"Wie ein verzogenes Kind"
Sebastian Vettel hat sich mit seiner gebrochenen Stallregie nicht viele Freunde gemacht. Auch die Ex-Weltmeister Jackie Stewart, Damon Hill und Jacques Villeneuve kritisieren den Red Bull-Piloten. Das Enfant terrible Villeneuve findet wie üblich die härtesten Worte.
Die Stallregie von Red Bull und Mercedes war das Thema im Fahrerlager von Sepang. Kaum einer fand Verständnis dafür, dass Sebastian Vettel den Befehl seines Teams ignorierte, als er angewiesen wurde hinter Mark Webber Position zu halten. Jackie Stewart kommt aus einer anderen Zeit. Damals waren die Rennfahrer noch eine verschworene Gemeinschaft. Der Sport war wichtiger als das Geschäft. Das Team ging vor.
Deshalb kann der Schotte Vettels Verhalten nicht verstehen: "Ein Fahrer muss Teambefehle respektieren. Da gibt es nicht die geringste Diskussion. Diese Disziplin gehört zu einem Champion. Sebastian hat das nicht nötig, was er da gemacht hat. Er ist eine positive Person, doch diese Nummer wird dieses Bild beschädigen."
"Respekt verloren, sieben Punkte gewonnen"
Damon Hill ist gegen Michael Schumacher gefahren. Da waren die Sitten auf der Rennstrecke schon etwas rauer geworden. Erfolg wurde nicht immer mit sportlichen Methoden gesucht. Man fuhr sich auch schon einmal ins Auto, wenn es der eigenen Sache diente. Aus der Formel 1 war längst ein Millionen schweres Geschäft geworden. Sie hatte ihre Unschuld verloren. Deshalb differenziert der Weltmeister von 1996. "Vettel mag heute viel Respekt verloren haben, aber er hat auch sieben Punkte gewonnen. Wenn abgerechnet wird, fragt keiner mehr nach. Das klingt selbstsüchtig, ist aber die Realität."
In einem Punkt stimmt Hill mit Stewart überein. "Jedes Team hat das Recht, von seinen Fahrern Loyalität einzufordern. Der Fahrer denkt logischerweise immer zuerst an sich. Wenn man verhindern will, was Red Bull passiert ist, muss das Team klare Regeln aufstellen, an die sich die Fahrer zu halten haben. Ich verstehe nicht, warum Red Bull Vettel nicht zurückgepfiffen hat." Auf den Einwand, dass Vettel bei der nächsten Gelegenheit Webber den Sieg zurückgeben könnte, antwortet Hill: "Ich würde mich sehr wundern, wenn er das täte."
Nicht fair gegenüber Webber
Jacques Villeneuve ist für klare Worte bekannt. Auch er bestätigt, dass Teaminteressen über den Wünschen der Fahrer stehen. "Wenn Red Bull Mark Webber sagt, dass er die Motordrehzahl runterschrauben soll, dann muss das auch für Vettel gelten. Tut er es nicht, betrügt er den anderen, der ja davon ausgeht, dass der Teamkollege das gleiche macht. Nur so konnte Vettel in so kurzer Zeit so viel Rückstand auf Mark aufholen. Das war nicht fair gegenüber Mark. Für mich hat Vettel wie ein verzogenes Kind reagiert."