Le Mans-Legenden am Red Bull-Ring

Das Highlight im Rahmenprogramm zum GP Österreich waren die Le Mans-Legenden. Wir haben alle Autos im Detail und in Action für Sie fotografiert. Wie gut Porsche 917 und Ferrari 512 S noch in Schuss sind, sehen Sie in unserer Fotoshow.
Zuschauer beim GP Österreich haben es besser. Wenn die Formel 1 auf dem Red Bull-Ring gastiert, dann weht im Rahmenprogramm immer auch ein Hauch Goodwood durch die steirischen Berge. Der Veranstalter lässt die Fans jedes Mal ein bisschen in die Vergangenheit blicken. 2014 bot Red Bull die Formel 1-Autos der Österreicher auf. Von Helmut Markos B.R.M. bis Gerhard Bergers Ferrari.
Vor zwei Jahren wurde die Turbo-Ära der Formel 1 gefeiert. Mit Nelson Piquet im Brabham BT52-BMW und Niki Lauda im McLaren MP4-2C-Porsche als Stargäste. 2016 erinnerte eine Armada von BMW M1 an die glorreiche Zeit der Procar-Serie.
Porsche und Ferrari bringen 70er Jahre Flair zurück
In diesem Jahr hieß das Thema Le Mans. Das ist nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick aussieht. Das 1.000 Kilometer-Rennen auf dem Österreichring zählte von 1969 bis 1976 zum Standardprogramm der Marken-Weltmeisterschaft. Zehn Fahrzeuge gingen an den Start, neun davon fahrbereit. Sie waren schon im Stand in der Fanzone ein Genuss. Und für echte Motorsportfans ein Muss.
Star der Legenden-Parade war natürlich das Siegerauto von Le Mans 1970. Helmut Marko fuhr den Porsche 917K. Es ist nicht das Auto, mit dem der Grazer Doktor 1971 zusammen mit Gijs van Lennep gewonnen hat. Das wurde nur in der Fanzone ausgestellt. Markos Sieger-Porsche hatte einen Magnesiumrahmen. Die Schweißnähte würden schon beim Anlassen des Motors zerbröseln. Zu diesem Auto hat uns Marko einen kuriosen Hintergrund verraten: „Wir hatten keine Ahnung davon, dass wir in einem Magnesium-Autos saßen. Das hat uns der Herr Piëch erst nach dem Rennen erzählt.“
Auch der damalige Kontrahent des Porsche 917 war am Red Bull-Ring dabei. Jean Alesi pilotierte einen wunderbaren Ferrari 512S. Es war die Version von 1969, bei der die Rückspiegel noch auf den Kotflügeln und nicht am Dach montiert waren. Alesi freute sich wie ein kleines Kind, hatte aber Mühe mit dem Schalten. „Der zweite und der vierte Gang lagen so eng zusammen, dass du ganz vorsichtig vom dritten in den vierten Gang schalten musst. Sonst ist auf einmal wieder der zweite Gang drin.“ Aus dieser Epoche wird noch der BMW 3.0 CSL aus dem Jahr 1973 dabei sein. Der unverwüstliche Dieter Quester saß am Steuer.
Vier Le Mans.Sieger: BMW, Bentley, Audi, Porsche
Dann macht die Legenden-Parade einen Zeitsprung in die 80er Jahre. Porsche-Werksfahrer Neel Jani stieg von seinem Hybrid-Renner in den Porsche aus der Saison 1981 um. Er hatte am Samstag Formel 1-Chef Chase Carey an Bord. Es war das letzte Jahr vor der Einführung der Gruppe C. Aus dieser Fahrzeug-Generation kommt der prominenteste Vertreter in die Steiermark. Hans-Joachim Stuck kehrte stilecht im Rothmans-Overall in das Cockpit des Porsche 962C in der atemberaubenden Lackierung zurück.
Gerhard Berger durfte das Auto fahren, für das er 1999 als Leiter Motorsport bei BMW verantwortlich war. Den BMW V12 LMR, der Überraschungssieger des Jahres 1999 wurde. Berger begeisterte sich über den Sound des BMW-Zwölfzylinder: „Dafür hörst du die Hybridautos von Audi und Porsche ja gar nicht.“ Und noch etwas hat den neuen DTM-Chef gewundert. „Ich bin voll die Gerade heruntergeblasen, da überholt mich der Stuck im Porsche 962c. Das Ding hat ja echt Dampf auf der Geraden.“
Guy Smith fuhr den Bentley Speed 8, auf dem er 2003 in Le Mans zusammen mit Tom Kristensen und Rinaldo Capello gewonnen hat. Der LMP-Renner war mit einem 615 PS starken Vierliter V8-Biturbo der Konzernmutter Audi ausgestattet. Der neunfache Le Mans.Sieger Tom Kristensen gab sich im Audi R18 RP6 mit dem aufgeladenen Vierliter Diesel-V6 die Ehre. Jenes Auto, das mit einem Sieg beim WEC-Finale in Bahrain die Le Mans.Historie von Audi vorläufig beendete.
Der aktuelle Siegerwagen aus Le Mans rundete die Legenden-Parade ab. Mark Webber war auf dem Porsche 919 Hybrid gemeldet. Der Australier, der im letzten Jahr vom Rennsport zurückgetreten ist, gab offen zu: „Für mich ist der Auftritt am Red Bull-Ring mit diesem unvergleichlichen Auto das Highlight des Jahres.“ Der technische Unterschied in 47 Jahren zeigte sich im Aufwand. Um den Hybrid-Porsche zum Leben zu erwecken, brauchte es sechs Leute. Beim Porsche 917 genügte ein Mann.