McLaren-Honda macht Fortschritte

Jenson Button gab nach dem ersten Testtag 2016 in Barcelona entspannt seine Antworten. Der Weltmeister war gut aufgelegt. Weil der neue McLaren MP4-31 über mehr als 80 Runden rund lief.
Es war ein riesiger Unterschied. Im letzten Jahr noch krebste McLaren-Honda zum Testauftakt in Jerez um die Strecke. In Summe standen nach vier Testtagen nur 79 Runden zu Buche. Es war der Auftakt in eine katastrophale Saison und Platz neun mit nur 27 Punkten in der Konstrukteurs-WM.
Ein Jahr später sieht das Bild anders aus. Am ersten Testtag der neuen Saison strampelte Jenson Button im neuen McLaren MP4-31 insgesamt 84 Umläufe ab - weit mehr als eine Renndistanz also, die auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya 66 Runden entspricht. "Das Auto fährt schon mal um den Kurs", witzelte ein sichtlich relaxter Fahrer nach neun Stunden Arbeit.
McLaren konzentriert sich auf Systemchecks
Button konnte über den gesamten Tag Kilometer sammeln. Sogar ein paar Longruns waren mit seinem neuen Arbeitsgerät drin. Das Programm beschränkte sich auf Basisarbeit. "Wir haben uns vor allem auf Systemchecks konzentriert. Es ging darum, Kilometer abzuspulen." Echte Setuparbeit bestritt McLaren nicht. "Wenn es mal ein Problem mit der Balance gab, haben wir mit dem Frontflügel gespielt. Mehr nicht." FloViz-Farbe am Heck deutete darauf hin, dass sich die Ingenieure mit dem Luftstrom beschäftigten. Mit der zähen Flüssigkeit lässt sich der Strömungsverlauf gut nachvollziehen.
Über sein Auto wusste der Champion von 2009 nur Positives zu berichten. "Ich habe noch keine negativen Punkte gefunden." Vor allem die Abgabe der elektrischen Leistung, eine der großen Schwachstellen der Honda-Antriebseinheit aus dem letzten Jahr, habe deutlich besser funktioniert. "Wir haben 2015 vor allem bei den Longruns verloren. So vier bis fünf Zehntel, weil wir nicht konstant die Leistung abrufen konnten. Das ist viel besser jetzt. Wir haben heute sehr viel mit der Bereitstellung der Leistungsabgabe gespielt. Es ist gut zu sehen, dass sich die harte Arbeit über den Winter auszuzahlen scheint", resümierte Button.
Durch die bessere und konstantere Leistungsabgabe der Elektropower profitiert McLaren auch auf der Chassis-Seite. "Wir können so viel besser unsere Schwachstellen sehen. Zum Beispiel, ob wir zu viel Luftwiderstand haben, was auf die Topspeeds drückt. Oder andere Sachen", erklärt der Routinier.
Button pro besserem Cockpitschutz
Wie groß der Schritt ist, konnte und wollte der Engländer noch nicht beziffern. Zumal der Honda-V6 noch nicht dem Stand entspricht, der in Melbourne kommen soll. "Wir werden dort einen anderen Motor fahren. Es ist daher schwierig, ein Urteil über die Leistung zu fällen." Die Zuverlässigkeit scheint in die richtige Richtung zu gehen. Probleme gab es nur an anderer Stelle. "Uns ist mal der Funk und die Telemetrie ausgefallen."
Im Zeitentableau reihte sich Button auf der sechsten Position ein. Seine Bestzeit markierte er mit den weichen Reifen in 1:26.735 Minuten. Der Rückstand auf Sebastian Vettel im Ferrari betrug knapp 1,8 Sekunden. "Wenn wir uns die schnellsten Zeiten ansehen, sieht es so aus, als ob wir meilenweit zurückliegen würden. Aber so ist es nicht." Button gibt aber zu: "Sicher werden wir hier bei den Testfahrten nicht das schnellste Auto haben. Und vermutlich auch nicht im ganzen Jahr. Aber solange wir Fortschritte machen, ist es gut. Wenn wir schon ums Podium kämpfen könnten, wäre das ein massiver Schritt."
Glücklich war Button nicht nur über sein neues Auto, sondern auch darüber, dass die lange Pause von 12 Wochen endlich zu Ende ist. "Es fühlte sich nach der längsten an, die ich je in meiner Karriere hatte." Dass die Formel 1 an einem historischen Tiefpunkt angelangt sei, wie von Bernie Ecclestone in den Raum geworfen, findet Button nicht. "Er ist noch ziemlich oft hier, oder?", fragt er und legt gleich eine weitere Frage nach. "War die Formel 1 je in einem schlechten Zustand? Als früher in einer Saison gleich mehrere Piloten gestorben sind, das waren die schlechtesten Zeiten."
Was uns zum Thema Sicherheit bringt. Einige Fahrer sprechen sich für 2017 für einen besseren Cockpit-Schutz aus. Aktuell wird der "Heiligenschein" favorisiert, der auf einer Stelze an der Cockpit-Vorderseite stützt und sich über zwei Bügel gen Seitenwände zieht. "Wenn es zur Sicherheit beiträgt, bin ich dafür", positioniert sich Button.