McLaren MCL35 - F1-Auto für 2020

McLaren hat sein neues Auto vorgestellt, mit dem man den Rückstand zu den Top-Teams in der kommenden Saison spürbar verkürzen will. Wir haben die Infos zum neuen MCL35 und zeigen Ihnen den Papaya-Renner im Detail.
McLaren war das Überraschungsteam der vergangenen Saison. Carlos Sainz und Lando Norris schaufelten 145 WM-Punkte auf das Konto des Traditionsrennstalls, was am Ende für Rang vier hinter den Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull reichte. Damit war nach dem Abgang von Superstar Fernando Alonso nicht unbedingt zu rechnen.
Doch nachdem McLaren 2019 das restliche Mittelfeld locker im Griff hatte, hängen die Früchte in der kommenden Saison nun etwas höher. Teamchef Andreas Seidl, der erst im vergangenen Mai beim Team in Woking angedockt hatte, will aber nicht von der Attacke auf die großen Drei der Branche sprechen.
„Für uns geht es vor allem darum, den positiven Schwung aus der Vorsaison aufrechtzuhalten“, so das moderate Ziel. „Wir wollen natürlich auch 2020 einen Schritt nach vorne machen. Nicht in Bezug auf die Platzierung. Da erwarte ich wieder einen harten Kampf um Platz 4. Das ist bei den aktuellen Kräfte- und vor allem Budgetverhältnissen in der Formel 1 das Maximum, was derzeit möglich ist.“
Seidl erhofft sich aber, dass sein Team den Rückstand zu Mercedes, Ferrari und Red Bull zumindest verringern kann. Der große Angriff soll dann 2021 kommen, wenn das komplett neue Reglement in Kraft tritt. 2020 als Übergangsjahr abschreiben, wie es wohl andere Teams aus dem Mittelfeld tun werden, sei laut Seidl keine Option.
Erster McLaren von James Key
Der Bayer im britischen Team gab die Parole aus, dass die Ingenieure bei der Entwicklung wieder verstärkt Risiko gehen sollen. Fehler dürfen passieren, lautet das Credo des 44-Jährigen aus Passau. Die Präsentation des MCL35 war aber auch deshalb mit großer Spannung erwartet worden, weil es sich um das erste Auto aus der Feder von Technikchef James Key handelt. Der Ex-Toro-Rosso-Technikchef hatte den Job bei McLaren kurz vor Seidl angetreten.
Und das, was da in Woking auf die Bühne rolte, enttäuschte die anwesenden Gäste nicht. Vor den technischen Feinheiten fiel aber zunächst vor allem die neue Lackierung ins Auge. Dem allgemeinen Trend in der Formel 1 folgend ist der Anstrich ist nun in einem matten Finish gehalten.
Der Orange-Anteil wurde etwas reduziert – mal abgesehen vom Halo-Bügel über dem Cockpit. Dafür gibt es zur Saison 2020 mehr Blau, das nicht mehr nur auf dem Front- und Heckflügel zu sehen ist, sondern nun auch großflächig auf dem Seitenkasten und am oberen Rand der Airbox. Dazu gibt es auch größere Bereiche in einem dunklen Grau.
McLaren MCL35 ohne Nasenlöcher
Aber auch technisch lohnt sich ein genauer Blick. Die Nase wurde komplett umgebaut. Die drei Löcher in der Front sind verschwunden. Bis auf einen kleinen Cape-Flügel im unteren Bereich wurde der Vorderbau ordentlich verschlankt. Die beiden Pylonen, mit denen der Frontflügel befestigt ist, ragen weit gespreizt auseinander. Der Flügel selbst erinnert noch stark an das Vorjahresmodell, was bei solchen Präsentationen aber nicht ungewöhnlich ist.
Einen extremen Weg gingen die Ingenieure bei der Vorderradaufhängung. Die oberen Querlenker setzen ungewöhnlich weit oben am Chassis an. Um die Arme möglichst waagerecht zu halten, sind sie am Radträger über einen Zapfen künstlich höhergelegt. Alle Elemente der Radaufhängung wirken sehr filigran. Früher wurden sie absichtlich breit wie Flügelelemente gebaut.
An den Bargeboards sind nicht ganz so viele Modifikationen zu sehen. Sie werden wie schon im Vorjahr durch eine breites Bumerang-Element überragt. Die Leitbleche zwischen den Achsen sind im Vergleich zu den anderen Autos, die wir bisher gesehen haben, deutlich aufgeräumter und nicht so verschachtelt. Die Spiegel mit ihren aerodynamisch optimierten Halterungen kennen wir schon aus dem Vorjahr. Sie wurden nur leicht modifiziert.
Seitenkasten vorne schmal, hinten breiter
Interessanter wird es dafür am Seitenkasten. Der McLaren MCL35 baut auf Höhe des Cockpits extrem schlank. Die Lufteinlässe sind nicht nur in der Breite sondern auch in der Höhe geschrumpft. Sie erinnern fast an Briefkastenschlitze. Auch den zentralen Lufteinlass in der Airbox haben die Ingenieure umgebaut. Er spaltet sich nun in mehrere Kanäle auf, wie es schon die Teaserbilder von der Sitzprobe haben vermuten lassen.
Die Seitenkästen bauen zwar vorne extrem schmal, verschlanken sich dafür im Heck nicht so stark wie zum Beispiel bei Red Bull oder Ferrari. Vor allem im oberen Bereich ist die Motorhaube etwas stärker ausgebeuelt. Der Kamm fällt deutlich kleiner aus, als wir das bei anderen Autos des Jahrgangs 2020 schon gesehen haben.
Die Aufhängung hinten ist wie schon beim Vorgängerauto extrem hoch angesetzt. So entsteht auf dem Unterboden viel Platz, damit die Luft ungestört über den Diffusor fließen kann. An den Flanken ist der Unterboden mehrfach geschlitzt. Vertikale Elemente, wie wir sie von anderen Autos kennen, sucht man hier vergeblich.
In der Galerie zeigen wir Ihnen den McLaren MCL35 in allen Details.