Mehr Elektropower für McLaren
Der GP Kanada wird für McLaren-Honda ein besonderer Test. Auf der Strecke, auf der man im Vorjahr eine der bösesten Schlappen einsteckte, sollen diesmal WM-Punkte aufs Konto kommen.
An den Funkspruch erinnert sich die ganze Formel 1-Gemeinde. "Ihr lasst mich aussehen wie einen Amateur." Der Absender hieß Fernando Alonso. Adressat war McLaren-Honda. Alonso regte sich über zwei Dinge auf. Sein McLaren wurde auf den Geraden von der Konkurrenz aufgeschnupft als würde er parken. Gleichzeitig bat ihn die Box Benzin zu sparen. Obwohl er doch schon so langsam unterwegs war. Jenson Button fasste vor einem Jahr in Montreal de erste Strafe aus, weil er das Kontingent an Motorkomponenten bereits überschritten hatte.
Es war gewissermaßen der Tiefpunkt der Renngemeinschaft McLaren-Honda. Deshalb ist der GP Kanada aus Sicht von Alonso diesmal ein wichtiger Test. "Weil es eine ganz andere Strecke als Barcelona und Monte Carlo ist. Hier spielt die Power eine viel größere Rolle. Wenn wir es hier ins Q3 und in die Punkte schaffen, dann ist uns das drei Mal hintereinander gelungen. Dann können wir von einem Normalfall sprechen. Und das muss unser Anspruch sein."
Neuer Turbolader für mehr Elektropower
Honda bringt neue Turbolader, Kraftstofflieferant Mobil neues Benzin. Trotzdem sollte man vom Honda V6-Turbo jetzt nicht gleich den großen Power-Schub erwarten. "Es hilft hauptsächlich, über die MGU-H mehr elektrische Energie zu speichern. Wir können damit auf der Geraden länger elektrische Leistung abrufen. Und das senkt auch den Spritverbrauch", erklärt Alonso.
Alonso ist mit dem Fortschritt in den letzten 12 Monaten zufrieden. Er kann sich vorstellen, dass McLaren am Ende des Jahres die viertbeste Kraft hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull ist. Mit einer Einschränkung: "Bei einer normalen Saison wäre ich mir sicher. Aber wir bekommen nächstes Jahr ein neues Reglement. Viel wird davon abhängen, wann die Teams ihre Entwicklung zugunsten der 2017er Autos einstellen und wie viel Arbeit sie noch in die 2016er Autos stecken. Es könnte deshalb sein, dass unser Fortschritt in der zweiten Saisonhälfte etwas stockt. Dafür sollten wir aber auf der Motorseite weiter vorankommen."
Am richtigen Platz. Aber auch zur richtigen Zeit?
Den Traum, mit McLaren-Honda einmal Weltmeister zu werden, hat der Spanier noch nicht aufgegeben. Er will nicht einmal ausschließen, dass es schon 2017 der Fall sein könnte: "Warum nicht? Die neuen Chassisregeln lassen alle bei Null beginnen. Es ist die Chance der Teams, die jetzt noch im Mittelfeld fahren, die Lücke zu schließen. Und Honda hat noch ein Dreivierteljahr Zeit die Power zu finden, die uns noch auf Mercedes fehlt."
Über seine eigene Zukunft will Alonso erst im Sommer 2017 entscheiden. Ende der kommenden Saison läuft sein Vertrag bei McLaren aus. Ob er dann weitermacht, hängt nicht nur von der Form seines Autos ab. Alonso will abwarten, ob ihm die neue Formel 1 dann mehr Spaß macht als die aktuelle. Eines weiß er aber mit Bestimmtheit: "Ich bin bei McLaren im richtigen Team. Es ist nur die Frage, ob ich auch zur richtigen Zeit da bin."