Dritter Schumacher für die Formel 1
Mick Schumacher steigt 2021 in die Formel 1 auf. Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher bekommt den zweiten Sitz bei Haas. Der US-Rennstall will um Schumacher herum sein Team neu aufbauen.
Es war seit Mitte Oktober ein offenes Geheimnis. Mick Schumacher wird 2021 für Haas in der Formel 1 fahren. Doch die Bekanntgabe ließ auf sich warten. Die Vertragsunterschrift des 21-Jährigen zog sich hin, weil zwischen dem US-Rennstall und Ferrari, wo Schumacher seit 2019 Teil des Nachwuchsförderprogramms ist, erst alle Detailfragen geklärt und von den Anwälten abgesegnet werden mussten. Jetzt sind alle Papiere unterschrieben und der Deal offiziell, der den dritten Schumacher in die Königsklasse des Motorsports bringt. Haas spricht von einer Vereinbarung über mehrere Jahre.
Mick Schumacher, Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher (7 WM-Titel, 91 GP-Siege) und Neffe des sechsfachen GP-Siegers Ralf Schumacher, führt die Familientradition im nächsten Jahr fort. 2.928 Tage nach dem letzten Rennen seines Vaters – dem Grand Prix von Brasilien 2012 – wurde Schumi Junior zu einem Formel-1-Fahrer befördert.
Der Meister der Formel 3 2018 und Führende der Formel 2 in dieser Saison tritt ein schweres Erbe an. Doch Mick Schumacher hat mit den Erfolgen in den Nachwuchsserien gezeigt, dass ihn die Last und die Vergleiche bislang nicht erdrücken. Er hat einen Weg gefunden, sich auf seine Art in die Königsklasse zu kämpfen. Mit einem Management im Rücken, das ihn beraten, begleitet und abgeschirmt hat. "Seit meinen Anfangsjahren stehe ich im Fokus. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich würde sagen, ich kann damit gut umgehen. Meine Erfolge sprechen für sich."
Haas-Neuaufbau mit Schumacher
Mit Haas landet Schumacher bei einem Team, das sich in einem Neuaufbau befindet. Schumacher soll darin einer der Eckpfeiler werden. Ein junger Fahrer mit großem Namen und Erfolgshunger, den man formen kann. Die Corona-Krise hat den US-Rennstall schwer gebeutelt. "Es bestand ein hohes Risiko, das wir nicht mehr hier sein werden", räumte Teamchef Guenther Steiner vor dem GP Bahrain ein. Doch Haas hat die finanzielle Schieflage gerade gerückt. Dafür litten die Leistungen auf der Rennstrecke. Das Sparprogramm, das sich der US-Rennstall auferlegt hat, untersagte neue Fahrzeugteile unter der Saison.
Haas wird auch für den nächstjährigen Rennwagen, den VF-21, ein abgemagertes Entwicklungsprogramm fahren. Es soll über den Winter nur ein großes Upgrade geben, um das Auto an die neuen Aerodynamik-Regeln anzupassen und den Abtriebsverlust soweit wie möglich in Grenzen zu halten. Daneben hofft Haas, dass Motorenpartner Ferrari bei der Leistung des V6-Turbos ein großer Sprung gelingt. Ansonsten droht dem US-Team der Rückfall ans Tabellenende.
Die Mannschaft, die seit 2016 in der Formel 1 antritt, sieht seine große Chance in der größten Regel-Revolution der Formel-1-Geschichte. 2022 gibt es völlig neue Autos. Es gelten andere Gesetzmäßigkeiten. Da beginnen alle Ingenieure mit einem weißen Blatt Papier. Der Ground Effect kehrt zurück. Haas hat sein Team eingeschworen, sich ab dem 1. Januar 2021 voll auf die Entwicklung des 2022er Autos zu stürzen. Bis dahin ist die Entwicklung im Windkanal am übernächsten Auto untersagt.
Haas mit zwei Rookies
Teamchef Guenther Steiner sieht 2021 als den perfekten Moment, zwei Rookies zu integrieren. Es wird für alle im Team ein Übergangsjahr. Da können sich Schumacher und Mazepin in Ruhe einleben – ohne den großen internen Druck zu haben. "Die Formel 2 hat in dieser Saison eines der besten Teilnehmerfelder überhaupt in ihrer Geschichte. Mick hat dort Rennen gewonnen, Podestplätze eingefahren und einige ziemlich große Talente ausgestochen. Er hat sich seinen Platz bei uns aufgrund seiner Leistungen verdient", sagt Steiner.
"Wir haben eine gute Gelegenheit, neue Fahrer auszuprobieren und sie zu formen. Wir kennen unser Paket für 2021. Wir setzen gerade die Bausteine für das langfristige Wachstum des Teams. Mick wird seinen Beitrag dazu leisten – auf und neben der Strecke."
Die beiden Neulinge sind ein fester Bestandteil der Neuausrichtung. Mit Mazepin, Dritter der Formel-2-Meisterschaft, kommt ein guter Fahrer mit einem zahlungskräftigen Sponsor. Sein Vater Dmitry Mazepin ist Milliardär und Chef des Uralchem-Konzerns. Damit sollten die letzten Finanzsorgen von Haas ausgeräumt sein. Schumacher bringt dem Rennstall große Aufmerksamkeit. "Ich möchte mich bei Haas, Ferrari, meinen Partnern und meinen Eltern bedanken. Ich verdanke ihnen alles. Ich habe immer daran geglaubt, meinen Traum wahr werden zu lassen. Jetzt passiert ist", sagt ein stolzer Schumacher, der sich für die Startnummer 47 entschieden hat.
Der neue Formel-1-Pilot erklärt, warum: "Es ist eine Kombination aus 4 und 7, zwei meiner Lieblingszahlen, die bereits vergeben sind." Die eine an Lando Norris, die andere an Kimi Räikkönen. "Da lag die 47 nahe. Mit der 4 habe ich die Formel-3-EM gewonnen. Mit der 7 verbinde ich ebenfalls etwas Spezielles. Zum Beispiel die sieben Titel meines Vaters. Ein netter Nebeneffekt ist, dass die Geburtstage meiner Familie zusammen die 47 ergeben."
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Für den 21-Jährigen ist Haas ein guter Landeplatz. Manche sagen, der ideale. Bei Alfa Romeo hätte er mit Kimi Räikkönen an seiner Seite zwar einen erfahrenen Lehrmeister gehabt, aber gleichzeitig einem gestandenen Weltmeister mit der Erfahrung von 328 Grand Prix gegenüber gestanden. Da kann man schnell mal hinterherfahren. Mazepin ist sicher kein schlechter, aber ein schlagbarer Teamkollege.
Der gebürtige Schweizer war in den Nachwuchsformeln nie ein Frühzünder. Schumacher brauchte in der Formel 3 und in der Formel 2 jeweils eine Saison, um sich an das neue Umfeld und Auto zu gewöhnen, und sich an die Spitze vorzuarbeiten. Diese Zeit wird er auch bei Haas bekommen. Beim US-Rennstall stehen alle Uhren auf 2022. Trotzdem: Schumacher sollte Mazepin schon in der ersten gemeinsamen Saison schlagen. Sonst wird der öffentliche Druck wachsen.
Vor dem Einstieg in die Formel 1 gibt es noch einen Job in der Formel 2 zu erledigen. Zwei Saisonrennen vor Schluss führt Schumacher mit 14 Punkten vor Callum Ilott – ein weiterer Ferrari-Junior, den Schumi Junior auf dem Weg in die Königsklasse ausstach. Am zweiten Bahrain-Wochenende will sich Schumacher mit dem Titel aus der Formel 2 verabschieden. Doch egal, wie es ausgeht: Die nötigen Punkte für die Superlizenz hat er sowieso – und sein Cockpit für 2021 auch. Ilott müsste im Fall eines Titelgewinns eine neue Rennserie suchen. Es ist dem Meister untersagt, seinen Titel in der Formel 2 zu verteidigen.
Schumacher kennt die Formel 1 schon von Testfahrten mit Ferrari und Alfa-Romeo-Sauber. Im Freien Training zum GP Abu Dhabi und bei den Tests für junge Fahrer nach dem Grand Prix wird er dann den Haas-Rennwagen erstmals kennenlernen. Der 21-Jährige erhält einen Testtag. Mazepin steuert dafür den aktuellen Mercedes W11. Mit der Vergabe der beiden Haas-Cockpits gibt es für 2021 nur noch zwei offene Plätze. Bei Red Bull geht es um Alexander Albon oder Sergio Perez, vielleicht noch Nico Hülkenberg. Bei Alpha Tauri um den Platz neben Pierre Gasly. Der heißeste Tipp: Honda-Protege Yuki Tsunoda.