Domenicali ersetzt Chase Carey

Der ehemalige Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali wird 2021 neuer Formel-1-Boss. Der Italiener ersetzt Chase Carey, der seit der Übernahme der Vermarktungsrechte durch Liberty Media im Jahr 2017 die Geschäfte der Königsklasse geführt hatte.
Rund 40 Jahre lang hatte Bernie Ecclestone für Kontinuität an der Formel-1-Spitze gesorgt. Erst die Übernahme der Königsklasse durch den US-Konzern Liberty Media 2017 brachte frischen Wind in die Szene. Die Amerikaner ließen keinen Stein auf dem anderen und setzten eine Vielzahl von Modernisierungsmaßnahmen durch.
Mit Chase Carey gab es auch endlich einen neuen Boss an der Spitze. Der 66-jährige führte die Königsklasse in einem Dreigestirn zusammen mit Vermarktungschef Sean Bratches und Sportchef Ross Brawn. Doch dieses Führungstrio hat nun endgültig ausgedient. Ende Januar war bereits der Abgang von Bratches verkündet worden, jetzt ist auch bald für Carey Schluss.
Ab 2021 wird es einen neuen Geschäftsführer geben. Die Teams sind am Dienstag vor der Abreise zum Russland-Grand-Prix bereits über den Personalwechsel informiert worden. Demnach wird Stefano Domenicali demnächst das Zepter im Formel-1-Hauptquartier in London schwingen.
Der Italiener wird vielen F1-Fans noch gut als Teamchef von Ferrari in Erinnerung sein. Von 2006 bis 2014 gab Domenicali in Maranello die Richtung vor. In seine Amtszeit fiel auch der letzte WM-Titel der Scuderia durch Kimi Räikkönen in der Saison 2007.
Führungsduo mit Ferrari-Vergangenheit
Nach seinem Ausscheiden bei Ferrari wechselte der mittlerweile 55-Jährige als Vorstandsvorsitzender zum italienischen Sportwagenbauer Lamborghini. In dieser Aufgabe führte Domenicali zwischenzeitlich auch eine wirtschaftliche Machbarkeitsstudie für einen möglichen Formel-1-Einstieg einer der Volkswagen-Konzernmarken durch. Doch dann durchkreuzte der Dieselskandal alle Einstiegspläne von Audi, Porsche und Co..
Nun kehrt Domenicali also auf einem anderen Weg zurück in die oberste Rennsportliga. Einige Experten verbinden mit der Verpflichtung die Hoffnung, dass in den nächsten Jahren doch noch eine VW-Konzernmarke ihren Weg in die Königsklasse findet. VW-Chef Herbert Diess hatte erst vor wenigen Wochen überraschend und ungefragt seine große Wertschätzung für die Formel 1 betont.
Die Fans müssen sich keine Sorge machen, dass nun mit Domenicali und Brawn zwei ehemalige Ferrari-Führungskräfte die Formel 1 lenken. Domenicali war schon während seiner Zeit als Teamchef immer um das Gemeinwohl der Königsklasse bedacht. Er stimmte in Streitfragen auch regelmäßig Kompromissen zu, die nicht unbedingt im Interesse von Ferrari lagen.
Brawn hat in den vergangenen Jahren ebenfalls bewiesen, dass er sich verstärkt für die kleinen Teams einsetzt, um für mehr Spannung zu sorgen. Unter seiner Aufsicht wurde das neue Reglement für die Saison 2022 in Form gegossen, das den Abstand der großen Rennställe zum Rest deutlich schrumpfen lassen soll.
Mit Domenicali sollte die neue Doppelspitze nun noch mehr Schlagkraft erhalten, um weitere notwendige Reformen in den nächsten Jahren gegen den Willen einzelner Teams durchzusetzen. Mit der Bewältigung der Corona-Krise, der Einführung der festen Ausgaben-Grenze (2021) und dem neuen technischen Reglement (2022) warten einige Baustellen auf das Führungsduo.